Ärger über Müll an Autobahnen

Die verdreckten Grünstreifen riefen auch schon Politiker auf den Plan.

Foto: Busch

Kreis Viersen. Der Aschenbecher wird mal eben auf den Grünstreifen geleert. An der Abfahrt fliegen Schnellimbiss-Verpackungen und Plastikflaschen aus dem Fenster. Tüten und Becher aus Kunststoff, Kleidungsstücke, Taschentücher, mitunter Säcke voller Müll. Immer wieder müssen Straßenwärter ausrücken, um Abfälle zu entsorgen, die Menschen achtlos aus dem Auto geworfen haben.

Der Nettetaler Landtagsabgeordnete Marcus Optendrenk (CDU) hatte kürzlich eine schnelle Grundreinigung der Autobahnauffahrten im Westkreis gefordert. „Es sieht teilweise verheerend aus. Da muss säckeweise Plastikmüll eingesammelt werden. Das kann so nicht bleiben“, erklärte Optendrenk. Er habe sich die Situation an mehreren Auf- und Abfahren angesehen. An der Abfahrt Kaldenkirchen-West empfand er die Vermüllung als besonders schlimm. Inzwischen ist der Unrat aufgesammelt worden. „Mal schauen, wie lange der Zustand so bleibt“, sagt Optendrenk.

Christian Fischer aus Schwalmtal entdeckt regelmäßig entlang der Autobahn 52 zwischen Mönchengladbach und Niederkrüchten Müll. Der 76-Jährige ist besorgt: Werde der Grünstreifen gemäht, werde der Müll geschreddert, fürchtet er. Es könnte passieren, dass Tiere mit dem Grünschnitt auch den zerkleinerten Abfall fressen und dadurch Schaden nehmen. Zuständig für die Reinigung entlang von Autobahnen ist der Landesbetrieb Straßen NRW. Einmal im Jahr reinigen die Mitarbeiter die Bankette, das sehe das Leistungsheft des Bundes so vor, erklärt Markus Ecken, Sachgebietsleiter Betrieb bei der Straßenmeisterei in Krefeld. „Unabhängig davon werden vor Mäharbeiten Sammelaktionen durchgeführt, so weit es die Personalsituation zulässt“, sagt Ecken.

Für die Reinigung entlang von Kreisstraßen ist der Betriebshof des Kreises Viersen zuständig. Auch an den Kreisstraßen ist eine gründliche Reinigung der Seitenstreifen einmal im Jahr vorgesehen.

20 bis 25 Tonnen Müll sammelt der Kreisbetriebshof jährlich ein. „Das machen wir immer vor dem Grasschnitt, damit wir möglichst wenig Müll im Schnitt haben“, erklärt Kreissprecher Markus Wöhrl. Im Zwei-Wochen-Rhythmus kontrollieren Mitarbeiter des Kreisbetriebshofes die Straßen im Kreis. Finden sie dabei größeren oder gefährlichen Müll, sammeln sie ihn ein oder kümmern sich darum, dass beispielsweise Sondermüll wie Elektroschrott entsorgt wird. „Bei diesen Kontrollen können wir allerdings nicht kleineren Unrat wie Papiertaschentücher und Bonbonpapier einsammeln.“

Jedes Stück Abfall kann für Tiere zur tödlichen Falle werden — auch, wenn es nicht geschreddert wird, sondern ganz bleibt, erklärt Ansgar Reichmann, Leiter der Biologischen Station Krickenbecker Seen. Alles, was aus Plastik sei, stelle grundsätzlich ein Problem dar, sagt der Biologe. Tiere könnten den Müll fressen, sich daran verletzen oder darin verfangen. Reichmann nennt Beispiele: „Für eine Schnecke wird die weggeworfene Bierflasche zur Todesfalle. Sie kriecht hinein und findet nicht heraus. Der Igel bleibt mit der Schnauze in einer Dose stecken und verendet qualvoll.“