Ein Zertifikat, das sie als qualifizierte Babysitter ausweist, werden acht Mädchen und ein Junge am Ende eines ganztätigen Lehrgangs im Familienzentrum Drei-Käse-Hoch mit nach Hause nehmen dürfen. Geleitet wird der Babysitter-Kurs in Kooperation mit dem Katholischen Forum Krefeld-Viersen von Sozialpädagogin Annette Staff, die ähnliche Kurse seit zwei Jahrzehnten anbietet. Sie sollen vorbereiten auf eine Tätigkeit, die mit hoher Verantwortung verbunden ist. „Die Eltern vertrauen dem Babysitter das Wertvollste an, was sie besitzen“, sagt Staff.
In einen guten Babybrei
gehört Apfelmus
Gerade beschäftigen sich die Jugendlichen, die zwischen 13 und 15 Jahre alt sind, mit praktischen Themen. In der Küche des Familienzentrums wird Babybrei gerührt. „Ist die Konsistenz so gut?“, fragt ein Mädchen. „Ja, aber ich hätte bei meinen Kindern noch etwas Apfelmus hinzugegeben“, sagt Annette Staff, die Mutter zweier inzwischen erwachsener Söhne ist. Ein Mädchen lässt etwas Milch aus der Flasche auf ihr inneres Handgelenk tropfen, um die Temperatur zu prüfen. Im Wickelraum der Einrichtung werden derweil mit großer Umsicht zwei lebensgroße Babypuppen gebadet und abgetrocknet. Die Windeln werden angelegt und ein Body angezogen.
„Das Köpfchen muss beim Anheben immer gehalten werden“, weiß eine Kursteilnehmerin. Es geht um Themen wie Motivation, Werbung, Erwartungen von Eltern und Babysittern. Auch grundlegende Entwicklungsstufen von Kindern werden kurz abgebildet. Verschiedene Spiele sollen der jeweiligen Altersphase der Kinder zugeordnet werden. Außerdem werden mögliche schwierige Situationen angesprochen: Was mache ich, wenn das Kind weint, sich nach den Eltern sehnt oder die Grenzen neu auslotet?
Erste Hilfe ist fester
Bestandteil des Kurses
„Im Erste-Hilfe-Teil geht es um typische Probleme, etwa wenn das Kind sich etwas in die Nase gesteckt hat, wenn es von einem Insekt gestochen wurde oder hingefallen ist“, erläutert Annette Staff. Für viele Teilnehmer sei es schon wichtig, etwas Geld zu verdienen. Aber das sollte ihrer Meinung nach nicht die Hauptmotivation sein. „Man muss das Ganze gerne machen“, sagt Staff. Auch wenn sicherlich zu berücksichtigen sei, wie hoch der Aufwand bei der Betreuung ist. „Es macht schon einen Unterschied, ob ein oder drei Kinder betreut werden. Und ob sie schon schlafen oder noch ins Bett gebracht werden müssen“, erläutert sie.
Haftpflichtversicherung der Eltern greift bei Schäden
Auch rechtliche Dinge werden kurz erörtert. Versichert sind die Babysitter über die Haftpflichtversicherung der Eltern. Und auch wenn sie grundsätzlich nur mit der Kinderbetreuung beauftragt sind, gibt es Ausnahmen. „Wenn sich ein Kind übergeben hat, muss das natürlich auch sauber gemacht werden“, stellt Annette Staff klar. Und auch der sichere Heimweg für die Babysitter muss nachts gewährleistet werden.
Von den neun Kursteilnehmern haben erst zwei bereits tatsächliche Erfahrungen als Babysitterinnen gemacht. Anna (14) aus Tönisvorst hat bereits mehrmals zwei Geschwisterkinder aus der Nachbarschaft im Alter von drei und fünf Jahren betreut. „Das ist schon eine coole Erfahrung“, berichtet sie. Mitgenommen von dem Kurs hat sie einige neue Spielideen. Und Patricia (14) aus Krefeld wurde von Nachbarn gefragt, ob sie nicht Lust hätte, die drei Kinder zu hüten. Mehrfach war sie seitdem tagsüber in der Familie, um alle kennen zu lernen. „Es gab schon Situationen, die für mich neu waren“, sagt sie, betont aber, dass die Kinder auch sehr lieb seien. Durch den Kurs fühle sie sich bestätigt und sicherer. Jana (15) war, wie alle anderen, noch nie als Babysitterin tätig. „Ich möchte lernen, wie man mit Kindern umgeht und kann mir das auch als Beruf vorstellen“, sagt sie. Maike (14) möchte nach dem Schulabschluss als Au-Pair-Mädchen arbeiten. Josefin (15) überlegt noch, wie sie für sich Werbung machen kann. Emma (15) mag Kinder und sucht einen Nebenjob, um sich ein wenig Geld zu verdienen.