Kontaktbüro im Kreis Viersen Neue Ansprechpartner in der Selbsthilfe

Willich · Das Kontaktbüro Pflegeselbsthilfe hat einen neuen Träger. Es ist Anlaufstelle für Menschen, die eine Selbsthilfegruppe suchen oder gründen möchten.

Kateryna Lamers ist für die Koordination und Betreuung der Pflegeselbsthilfegruppen vor Ort zuständig.

Foto: Nadine Fischer

Nach einem Schlaganfall ist der Partner auf Hilfe im Alltag angewiesen. Die Mutter braucht demenzbedingt engmaschige Betreuung, das an einer tückischen Krankheit leidende Kind benötigt viel Zuwendung: Auf Dauer kann so eine herausfordernde Situation für pflegende Angehörige ebenso wie für die Pflegebedürftigen sehr belastend sein und es guttun, sich mit Menschen auszutauschen, denen es ähnlich geht. Möglich ist dies zum Beispiel in Selbsthilfegruppen. Kateryna Lamers betreut derzeit sechs Selbsthilfegruppen für Pflegebedürftige und deren Angehörige im Kreis Viersen. Wer eine Selbsthilfegruppe gründen möchte, kann sich ebenso an sie wenden wie Betroffene und Angehörige, die eine für sie passende Gruppe suchen. Auch, wer daran interessiert ist, eine Gruppe zu leiten, ist bei ihr richtig.

Seit wenigen Wochen arbeitet Lamers im Auftrag des Landesverbands Alzheimer Gesellschaften NRW im Kontaktbüro Pflegeselbsthilfe Kreis Viersen. Ihre Basis hat die 41-Jährige im Begegnungszentrum Krumm in Willich, sie ist aber auch in der Region unterwegs, berät am Telefon, ist per E-Mail erreichbar. Im Dezember hat der Verband die Trägerschaft des Kontaktbüros übernommen, „wir sind jetzt noch im Aufbau“, erzählt sie. Einige neue Gruppen möchte sie gerne noch bilden – etwa für pflegende Jugendliche und für berufstätige pflegende Angehörige. „Wir haben nicht nur den Schwerpunkt Alzheimer, der Schwerpunkt ist Pflegebedürftigkeit“, betont sie. Mindestens fünf Teilnehmende müssen sich für eine Gruppengründung zusammenfinden, dann gibt es dafür finanzielle Unterstützung der Pflegekassen.

Bis Mitte 2024 leiteten die Alexianer Krefeld das 2017 gegründete Kontaktbüro, danach war es trägerlos. Das Gesundheitsministerium habe angefragt, ob der Landesverband Alzheimer Gesellschaften die jeweils für drei Jahre geförderte Trägerschaft übernehme, berichtet Lamers. „Es ist uns ein großes Anliegen, den Menschen in schwierigen Pflege- und Betreuungssituationen eine Plattform für den Austausch und die Unterstützung zu bieten“, erklärt Elisabeth Philipp-Metzen, die für den Landesverband das Projekt leitet. „Durch die Übernahme der Trägerschaft möchten wir die Pflegeselbsthilfegruppen stärken und weiterentwickeln, sodass betroffene Personen sowie deren Angehörige nicht nur Unterstützung erfahren, sondern auch aktiv mitgestalten können“, ergänzt sie. Insgesamt betreibt der Landesverband nun fünf Kontaktbüros.

Die Hälfte der zwölf Gruppen
lief ohne Betreuung aus

Kateryna Lamers ist als Mitarbeiterin für die Koordination und Betreuung der Pflegeselbsthilfegruppen vor Ort zuständig. In den vergangenen Jahren habe sich das Kontaktbüro als unverzichtbare Institution etabliert, betont sie. „Wir freuen uns sehr, diese wertvolle Arbeit fortzuführen und auszubauen.“ Erst mal gilt es, an die Gruppenzahl von Juni 2024 wieder heranzureichen. Damals habe es noch zwölf Selbsthilfegruppen gegeben, davon sei die Hälfte in den Monaten ohne Betreuung durch einen Träger eingeschlafen, erläutert Lamers. Eine neue Selbsthilfegruppe befinde sich gerade in Schwalmtal im Aufbau, für Angehörige von Menschen mit Demenz.

Jede Gruppe hat mindestens einen Moderator oder eine Moderatorin. Die Schulungen und Fortbildungen für sie koordiniert das Kontaktbüro. Es plant außerdem ergänzend zu den Selbsthilfegruppentreffen Vorträge mit verschiedenen Referentinnen und Referenten zur Pflege. „Jedes Treffen hat ein Thema“, sagt Lamers. Mal geht es um Autofahren und Demenz, ein anderes Mal um Stressbewältigung oder Resilienz im Pflegealltag. Auch die Teilnehmenden können Themen einbringen, wenn sie möchten.

„Das Ziel ist immer der Austausch von Menschen, die in derselben Situation sind“, sagt Lamers. Für die Teilnehmenden sei es wichtig, dass ihre Selbstwirksamkeit gestärkt wird und sie für sich Strategien finden, die helfen, ihre herausfordernde Lebenssituation zu verbessern. „Es geht um Gespräche mit Gleichgesinnten, die sich genauso fühlen wie ich, mit denen ich über alles reden kann – über schöne Dinge, aber auch nicht so schöne Dinge.“ Dabei gelte aber auch: „Wer nicht reden möchte, der muss es auch nicht.“