Fahnen mit Verdi-Logo wurden entrollt und probehalber schon mal geschwenkt, Ohrstöpsel wurden verteilt. Mit drei Bussen waren die Wuppertaler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angereist, um das zu leben, was auf den Westen stand: „Zusammen geht mehr!“
Viele Streikende waren auch in eigenen Autos angereist, um vor der für kommenden Dienstag geplanten nächsten Tarif-Verhandlungsrunde für den öffentlichen Dienst weiteren Druck aufzubauen. Erbost ist das nichtärztliche Personal besonders deshalb, weil der Arbeitgeber, die Helios Kliniken, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern keinerlei Angebot macht.
Zwar gehe es auch um mehr Geld, ist von den Streikenden immer wieder zu hören. Aber das scheint – neben fehlender Wertschätzung und Anerkennung der immer komplexer werdenden Anforderungen und Leistungen – nur ein Teil der Erwartungen zu sein. Im Spannungsgefüge zwischen Enttäuschung, Entrüstungen, Wut und Resignation bewegen sich die Empfindungen der Streikenden: „Viele, die die Ausbildung im Bereich der Pflege gemacht haben, bleiben ja gar nicht in diesem Beruf“, beobachtet Krankenpfleger Aron Wiegand. Dabei ist der Personalmangel schon jetzt immens und verstärkt sich durch eine solche Entwicklung. Außerdem sieht er die Leistung der Streikenden auch noch darin, für diejenigen, die nicht streiken dürfen, wie etwa Mitarbeitende der Kirchen oder die Beamten, ebenfalls bessere Bedingungen zu erreichen: „Der Tarifvertrag Helios (TV Helios) orientiert sich am Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD). Wenn wir hier etwas erreichen, profitieren davon alle. Auch die Politiker selbst.“
Magdalena Bell ist darüber sauer, dass der Arbeitgeber bereits mit den Ärzten eine Vereinbarung zu einer Gehaltserhöhung von acht Prozent getroffen hat, ohne dass das ärztliche Personal hätte streiken müssen. Daniela Gosebrink ist seit 40 Jahren Krankenschwester: „Ich wünsche mir insofern eine Anerkennung, dass es für erfahrene Kräfte eine gesonderte Gehaltsklasse gibt. Stattdessen fordert der Arbeitgeber von uns, dass wir jederzeit bereit sind, auch in anderen Kliniken zu arbeiten. Wir kommen uns vor, wie die Bauern auf einem Schachbrett, die hin und her geschoben werden.“
Pflegekräfte müssen immer mehr
fachfremde Aufgaben leisten
Aron Wiegand sieht die laufend komplexer werden Aufgaben mit als Grund dafür an, dass es schwer ist, Personal zu finden: „Die gut ausgebildeten Pflegekräfte müssen zunehmend mehr fachfremde Aufgaben übernehmen. Früher gab es Stationshilfen, die uns unterstützt haben, Bettendamen, die die Betten abgewaschen haben. Inzwischen machen wir das auch noch, ebenso die Patiententransporte, die Essens- und Materialbestellungen. Eine Krankenpflegehelferin pro Station soll jetzt vier bis fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ersetzen.“
Magdalena Bell möchte, dass Arbeitszeiten in der Nacht oder das Wochenende besser bezahlt werden, dass das Arbeiten in Wechselschichten und die Rufbereitschaften so honoriert werden, dass mehr als ein Inflationsausgleich dabei herauskommt.