Erwartungsvolle Stille hat sich im großen Saal vom Paul-Schneider-Haus in Vorst breitgemacht. Gerade ist Christoph Zeletzki auf die Bühne gestiegen und begrüßt zur Premiere des Kinderstücks „Das Zauberkräutlein“ der Laienspielgruppe „Salz und Pfeffer for kids“. „Wir sind bei den Waldzwergen Theodosus und Lavendula. Im Wald gibt es aber nicht nur die Zwerge, sondern auch die Heckenhexe mit ihrem Zauberbesen und dem Raben, die Seefee und drei Füchse“, macht der Regisseur des Stückes neugierig.
Dank eines gigantischen Waldfotos entsteht tatsächlich der Eindruck, mitten im Wald zu sein. Dazu kommen Holzklötze, weitere Pflanzen in Töpfen und Hecken in Form von Stellwänden mit künstlichem Grün. Allerdings drehen sich die Köpfe der kleinen und großen Besucher zunächst einmal in Richtung Ausgang, denn von dort ist eine Stimme zu hören. „Das ist es nicht. Das auch nicht. Wo ist es nur?“, tönt die Stimme. Die gehört zu einem Männlein mit langem Bart und grüner Zipfelmütze. Den langen Stock fest in der Hand, stapft es durch den Mittelgang auf die Bühne, wobei die Augen suchend über den Boden gleiten. Waldzwerg Theodorus (Lena Dettmers) ist eindeutig auf der Suche nach etwas. Auf der Bühne, neben einem Holzklotz, wird er fündig. „Lavendula“ schallt die Zwergenstimme durch den Wald. Das ruft seine Zwergenfrau (Gabi Nilges) auf den Plan. Sie begutachtet das komische Kraut, das Theodorus in den Händen hält.
Neben der Professionalität steckt jede Menge Herzblut dahinter
Herzliche Lacher werden laut, als die beiden Zwerge sich einen Schlagabtausch liefern, denn eigentlich sollte der Waldzwerg Suppenkräuter sammeln und kein Kraut, von dem er glaubt, es habe Zauberkräfte, ganz im Gegensatz zu ihr. „Mir ist zwergenmützenpiepsegal, was für ein Kraut das ist, wenn ich es nicht mit im Süppchen kochen kann“, lautet ihr Kommentar. Mit dem „spinatösen Kümmerlingsgewächs“, wie Lavendula es betitelt, will sie nichts zu tun haben. Und damit sind die Besucher schon mitten in der Geschichte angekommen.
Mit dem Stück, das die Laienspielgruppe 2016 zum ersten Mal aufführte, erobert sie die Herzen der Zuschauer. Und das liegt nicht zuletzt an den drei niedlichen Füchsen Schnurzel (Stefanie Floeth) und seinen beiden Brüdern Purzel (Katja Floeth) und Furzel (Carina Soyk). Wobei Schnurzel den Hut auf hat – im wahrsten Sinne des Wortes. Seine Fuchsohren ragen aus einem gewaltigen Zylinder hervor.
Allerliebste Szenen, als sich die Brüder beschweren, dass Schnurzel sie immer herumkommandiert oder Sätze fallen, in denen Großmutter Fuchs mit ihren Weisheiten zitiert wird. Die sehen in keinem Fall vor, das Zauberkraut vom Waldzwerg zu stehlen, wie es Schnurzel plant. Die gerade aus Florida zurückgekommene Seefee (Sonja Zeletzki) in ihrem langen regenbogenfarbigen Kleid, oder Buxile, die Heckenhexe (Stefanie Kaczikowski) in einem hexentypischen Outfit – sie alle spielen ihre Rollen mehr als nur überzeugend.
Ein jeder merkt, dass neben der Professionalität jede Menge Herzblut dahinter steckt. Für lautes Lachen sorgen auch Hupfer, der Zauberbesen (Lea Nilges) und Mucki, der Rabe (Judith Rhein). Beide gehören Buxile und sind meistens nicht gerade einer Meinung. Wenn sie sich streiten, fliegen die Fetzen. Zumal beide mit in den Urlaub wollen, den Buxile geplant hat. Aber dafür muss das Zauberkraut her, denn mit dem will sich die Heckenhexe, die als einzige den benötigten Zauberspruch kennt, einen Haufen Geld zaubern, um damit die Reise zu bezahlen. Denn was die Seefee in Sachen Urlaub kann, das will die Heckenhexe schon lange können. Auf der einen Seite steht also Theodorus mit Kraut, aber ohne Zauberspruch – und auf der anderen Seite Buxile mit Zauberspruch, aber ohne Kraut. Doch die Seefee weiß die Lösung für alle. Ein schönes Kinderstück, hervorragend von der Schauspieltruppe Salz und Pfeffer umgesetzt.