Vor 75 Jahren gegründet Der Heimatverein Willich feiert sein 75-jähriges Bestehen

Schiefbahn · Die Heimat- und Geschichtsfreunde Willich blicken in diesem Jahr auf ihr 75-jähriges Bestehen. Wie sich der Verein entwickelt hat und was für das Fest geplant ist.

Die ehrenamtlichen Helfer des Vereins treffen sich regelmäßig, um zum Beispiel Ausstellungen vorzubereiten oder Grün und Wege am Museum zu pflegen.

Foto: Norbert Prümen

Auf dem Gelände des Museums Kamps Pitter herrscht rege Betriebsamkeit. Wohin man auch blickt, überall wird gearbeitet. Es ist Dienstagnachmittag, das wöchentliche Gruppentreffen der Ehrenamtlichen steht an. Jeder, der Zeit hat, kommt vorbei und packt mit an, denn zu tun gibt es auf dem Museumsgelände, im Park des Schiefbahner St.-Bernhard-Gymnasiums gelegen, immer etwas. Rund 30 ehrenamtliche Helfer sind im Einsatz. Das Grün wird gepflegt, die Wege werden gefegt, das Insektenhotel erhält eine Frischekur, aus der Werkstatt hört man Klopfgeräusche und im Ausstellungsraum laufen die abschließenden Vorbereitungen für die aktuelle Ausstellung. Und diese ist etwas Besonderes. „Wir feiern in diesem Jahr unser 75-jähriges Bestehen und die Ausstellung beschäftigt sich mit unserer Geschichte“, sagt Peter Borger, der Vorsitzende der Heimat- und Geschichtsfreunde Willich.

Auch Borgers Bild ist in der Ausstellung zu sehen, er ist der nunmehr siebte Vorsitzende des Vereins, der einst als Heimat- und Geschichtsfreunde Schiefbahn ins Leben gerufen wurde. „Der Verein hat sich aus einem Freundeskreis heraus gegründet“, berichtet die zweite Vorsitzende, Edith Max. Eine Handvoll Schiefbahner fand es seinerzeit schade, dass so viele alte Gegenstände untergingen. Vieles, was nicht mehr benötigt wurde, kam weg. Vor diesem Hintergrund gründeten sie 1950 den Verein mit dem Ziel, Altes zu bewahren.

Bei der Raumsuche halft der Rektor der Hubertusschule, Franz Nauen, weiter. Er stellte einen Raum in der Grundschule zur Verfügung. Die Mitglieder sammelten fleißig und pflegten zudem die Mundart, das Schiefbahner Platt. Als die Grundschule den Raum selber benötigte, erfolgte ein Umzug zur anderen Grundschule in Schiefbahn. Doch auch hier musste der Verein wieder ausziehen. Die Mitglieder sprachen das Niederrheinische Freilichtmuseum an, allerdings mit der Option, dass es sich nur um Leihgaben handelte, die wieder in die Heimat zurückgeholt werden konnten.

Eine Heimat tat sich dann Ende der 90er-Jahre auf. Der Schulseelsorger vom St.-Bernhard-Gymnasium, Pater Andreas Petith, konnte dem Heimatverein im Keller von Gebäude IV Räume zur Verfügung stellen. Drei kleine Ausstellungsräume, ein Lager und ein Arbeitsraum waren das Ergebnis. Als die Hünfelder Oblaten sich aus der Trägerschaft des Gymnasiums zurückzogen, dadurch die Kirche entweiht und zur Aula wurde, was wiederum zur Folge hatte, dass die provisorische Aula in der ehemaligen Schreinerei vom Kamps Pitter im Parkgelände der Schule aufgegeben wurde, erhielt der Heimatverein einige Zeit später die Möglichkeit, das inzwischen doch schon recht verfallene Gebäude zu beziehen.

In Tausenden von Arbeitsstunden richteten die Vereinsmitglieder das heute als Kamps Pitter I bekannte Gebäude her und hatten damit erstmalig großzügige Ausstellungsmöglichkeiten für die Vielzahl ihrer Objekte. 2017 erfolgte die Namensänderung des Vereins in Heimat- und Geschichtsfreunde Willich. Damit sollte verdeutlicht werden, dass es sich um die Geschichte von allen vier Willicher Ortsteile drehte, nicht allein um Schiefbahn. 2019 gab es einen nächsten Meilenstein. Die ehemalige Schlosserei samt einer darüber liegenden Wohnung, direkt am Kamps Pitter I gelegen, konnte zu Kamps Pitter II umgewandelt werden. Drei Jahre lang arbeitete der Verein an dem Projekt, das heute die temporären Ausstellungen, das Archiv sowie das Vereinsbüro beherbergt.

Gefeiert wird das Jubiläum am Donnerstag, 1. Mai, im Rahmen des traditionellen Maifestes. Los geht es um 10 Uhr mit einem Gottesdienst in Mundart, den Diakon Friedhelm Messerschmidt und Prior Andreas Petith gestalten. Danach wird die neue Ausstellung eröffnet. Zudem kommt es zur Verleihung des Heimatpreises in Form eines stilisierten Gänsejungen in Glas. Auf dem Gelände werden die Besucher auf verschiedene alte und neue Handwerkstechniken treffen. Dazu gehören unter anderem die Korbflechterei und die Spinnerei. Eine Drehorgelspielerin aus Mülheim reist an und die historischen Schwertfechter sind vor Ort. Für die Kinder gibt es eine Hüpfburg, Basteln sowie Planwagenfahrten für die ganze Familie. Der Bürgerbus Schiefbahn präsentiert sich und das Hubertusstift stellt das Projekt Marte Meo für Menschen mit Demenz vor. „Unsere Reibekuchen bieten wir im kulinarischen Reigen natürlich auch an“, sagt Max lächelnd.