Die gute Nachricht: Willich verfügt über eine leistungsfähige Freiwillige Feuerwehr – so Moritz Watermann, Fachplaner für Gefahrenabwehr im Büro „AntwortING – Beratende Ingenieure“ aus Köln, in seiner Präsentation des Entwurfes für den Brandschutzbedarfsplan (BSBP) für die Stadt. Das Beratungsbüro, Verwaltung und Feuerwehr haben den Plan erarbeitet, der nach weiteren Beratungen bei der Bezirksregierung eingereicht werden soll. Ziel ist es, weiter eine Ausnahmegenehmigung für den Brandschutz über eine ehrenamtliche freiwillige Feuerwehr zu erhalten, statt eine sehr teure Berufsfeuerwehr in der Stadt zu installieren. Das wäre nach den reinen Zahlen – Willich mit etwas über 50.000 Einwohnern gilt als „mittlere kreisangehörige Stadt“ – eigentlich notwendig.
Der BSBP ist im Kern eine umfangreiche Darstellung des Ist- und des Soll-Zustandes der insgesamt fünf Löschzüge (Personen und Ausstattung) der Freiwilligen Feuerwehr in den vier Stadtteilen. Dazu gehört die Frage, wie die Baustruktur in der Stadt beschaffen ist – gibt es etwa viele mehrstöckige, zusammenhängende Gebäude, die einen Zugang schwierig machen – ebenso wie die Frage, wie hoch das Einsatzaufkommen pro Tag im Durchschnitt ist. In Willich liegt diese Zahl bei 1,2 Prozent. „Das ist viel für eine freiwillige Feuerwehr“, so Watermann. Andererseits werden technische Hilfeleistungen oder Fehlalarmierungen mitberücksichtigt. Weitere Frage ist die Definition des „Schutzzieles“, also der Erwartungshaltung an die Abläufe im Falle eines „kritischen Wohnungsbrandes“. Hier empfiehlt das Beratungsbüro neu folgende Punkte:
Bei einem kritischen Wohnungsbrand oder vergleichbaren zeitkritischen Ereignis innerhalb der Stadt soll die Feuerwehr Willich innerhalb von acht Minuten nach der Alarmierung mit 10 Funktionen, hiervon ein Zugführer, ein Gruppenführer und vier Atemschutzgeräteträger am Einsatzort sein. Nach weiteren fünf Minuten sollen weitere sechs Funktionen dazu stoßen, hiervon ein Gruppenführer und vier Atemschutzgeräteträger.
Diese qualitativen Ziele sollen in mehr als 90 Prozent der Fälle erreicht werden. Bisher wurde der Erreichungsgrad nach einem anderen System zwar nicht in 90 Prozent der Fälle erreicht – aber auch das sei kein Allein-Entscheidungskriterium für die Genehmigung der Bezirksregierung, so Watermann. Nicht gut abgedeckt seien generell die Bereiche Münchheide und Wekeln.
Beim Punkt Qualität der Feuerwehrgerätehäuser erzielen Anrath und Clörath Bestnoten. Der Standort Neersen wurde ausgenommen, weil zur Zeit der Analyse der Neubau im Gang war. In Schiefbahn fehlen Parkplätze für die Privatautos der Einsatzkräfte, bemängeln die Experten. Nicht gut ist die aktuelle Situation im Willicher Feuerwehrgerätehaus, aber das neue sei in Bau und werde dann den Erwartungen entsprechen. Weitere Pluspunkte: Die Zahl der aktiven Löschkräfte steigt, das Durchschnittsalter ist mit 37,9 Jahren relativ niedrig. Die Berater empfehlen, weitere Mitglieder zu suchen und auf Nachwuchs aus Kinder- und Jugendfeuerwehr zu setzen. Ziel müsse es sein, die Tagesverfügbarkeit der Einsatzkräfte zu verbessern.
Weitere Empfehlungen betreffen unter anderem die Durchführung einer Organisationsuntersuchung für die Feuerwehr das Team Schutz. Außerdem soll ein „Satelliten-Standort“ in Münchheide geprüft werden, den die dort tätigen Einsatzkräfte schnell erreichen können. Desweiteren wird die Einstellung von zwei weiteren hauptamtlichen Gerätewarten empfohlen. Dieser Punkt sei auf der Agenda der Verwaltung, so Stephan Adams, Leiter des Geschäftsbereichs Ordnung: Im Stellenplan 2025 sind zwei Stellen vorgesehen. Sobald die Politik die Besetzung genehmigt, werden Mitarbeiter gesucht. Jetzt beraten die Fraktionen über den Entwurf. Ende Juni gibt es eine Sondersitzung des Ausschusses. Danach reicht die Stadt den BSBP bei der Bezirksregierung ein.