Viersen Angriff auf städtischen Mitarbeiter
Ein Angestellter des Baubetriebshofes wurde geschlagen und getreten. Auch Beschimpfungen gegenüber städtischem Personal nehmen zu.
Kreis Viersen. Mit einer Baustellenlaterne niedergeschlagen und sogar noch getreten, als er bereits am Boden lag: Das hat ein Mitarbeiter des städtischen Baubetriebshofes an Christi Himmelfahrt erlebt. Zwei angetrunkene Männer gingen bei einer Kontrolle auf einer Baustelle auf ihn los. „Das war überhaupt nicht zu erwarten und ist nicht alltäglich“, sagt Rathaussprecher Frank Schliffke. Ob aus diesem Vorfall Konsequenzen gezogen werden, müsse innerhalb der Stadtverwaltung besprochen werden.
Schliffke zufolge seien Mitarbeiter des Bauhofs bei ihren Kontrollen meist allein unterwegs. Sie prüfen, ob es etwa Löcher in der Straße gibt, die abgesperrt werden müssen, oder werfen einen Blick auf Baustellen. Anders sehe es beim Personal des Ordnungsdienstes aus: Dort seien meist Zweier-Teams unterwegs. Gerade diese Kollegen seien laut Frank Schliffke immer wieder Beleidigungen ausgesetzt. „Sie haben spezielle Deeskalationstrainings absolviert“, so der Viersener Rathaussprecher. In anderen Abteilungen könnten die Mitarbeiter einen Alarmknopf aktivieren, wenn ein Gespräch beleidigend wird oder in Gewalt auszuarten droht.
Fallzahlen zu verbalen oder tätlichen Angriffen auf städtisches Personal sind bei der Polizei Viersen nicht zu erfragen. „Entsprechende Anzeigen werden nicht unter einem besonderen Stichwort gespeichert, sondern unter dem Namen“, sagt Sprecherin Antje Heymanns. Sie seien daher nicht abzurufen. Doch der raue Umgangston ist schon längst in vielen deutschen Rathäusern angekommen: In Karlsruhe und Stuttgart etwa soll das Rathauspersonal besser geschützt werden. Dort wurden einige Fachbereiche mit „stillem Alarm“ ausgestattet.
Auch Markus Wöhrl, Sprecher des Kreises Viersen, weiß, dass Kollegen immer wieder Beleidigungen und Beschimpfungen ausgesetzt sind. „Das gehört zum Alltag“, sagt Wöhrl. Von Übergriffen betroffen seien publikumsrelevante Bereiche wie etwa die Lebensmittelüberwachung, die Bußgeld- oder Führerscheinstelle, das Ausländer- oder das Jugendamt — eben solche, in denen der Kreis ordnungsbehördlich eingreife und hohe Betroffenheit bestehe. Alle Übergriffe würden strafrechtlich verfolgt, die Mitarbeiter stünden unter Rechtsschutz. „Je nach Hintergrund des Übergriffs informiert der Kreis auch den Staatsschutz in Mönchengladbach“, so Wöhrl. In einigen Büros verfügen die Kreisangestellten laut Wöhrl über Alarmierungssysteme. Bei kritischen Gesprächen werde zudem ein weiterer Kollege hinzugezogen. Auch werde gelegentlich Amtshilfe der Polizei erbeten, wenn Probleme mit Gewaltpotenzial zu erwarten seien.
Beschimpfungen hören auch die Mitarbeiter im Nettetaler Rathaus — insbesondere dann, wenn sie im Jugend-, Sozial- oder Ordnungsamt tätig sind und viele Kundenkontakte haben. „In der Regel sind die Kunden, die die Verwaltung aufsuchen, freundlich“, betont Rathaussprecher Jan van der Velden. „Aber es kann durchaus vorkommen, dass es bei einem Gespräch zu einem Konflikt kommt“, sagt er. Im Sozialamt hätte es bereits einmal einen körperlichen Angriff gegeben. Mit einfachen Mitteln versuche man innerhalb der Nettetaler Verwaltung, ein sicheres Umfeld für die Mitarbeiter zu schaffen: In einigen Fachbereichen gebe es einen Notfallknopf. Generell werden bei Gesprächen die Bürotüren nicht geschlossen, so dass Kollegen aufmerksam werden, wenn ein Streit ausbricht. Zudem gebe es für die Angestellten die Möglichkeit, ein Deeskalationstraining zu besuchen.
Im Fall des Angriffs auf den Bauhofmitarbeiter sucht die Polizei noch Zeugen. Wer Hinweise geben kann, wird gebeten, sich unter Telefon 02162/3770 bei der Polizei melden.