Auf dem Gelände der Papierfabrik sollen sich Kreative und Gastronomie ansiedeln
So sehen die Pläne für das Areal an der Krefelder Straße aus.
Viersen. Die letzten 58 Mitarbeiter mussten im Frühjahr 2015 gehen. 70 000 Tonnen Wellpapierrohpappe hatten sie am Viersener Standort des Papierherstellers Smurfit Kappa Jahr für Jahr produziert — tagsüber und auch mal nachts. Seit knapp drei Jahren ist das Werk an der Krefelder Straße 175 verwaist. „Seither liegt diese Industriebrache da am Ortseingang“, sagt Julia Zaum, Geschäftsführerin des Viersener Unternehmens Prangenberg und Zaum Immobilien. „Wir möchten sie revitalisieren“, kündigt sie an. Noch laufe aber die Planungsphase.
Die Idee: Auf rund 25 800 Quadratmeter Fläche siedeln sich Dienstleister und Gastronomen, Kreative und andere Gewerbetreibende an, Arbeitsplätze werden geschaffen. Es sei auch denkbar, einen Bereich als Wohnraum zu nutzen, sagt Zaum. Sicher ist: Die teils rund 150 Jahre alten Industriegebäude sollen möglichst erhalten und um moderne Elemente ergänzt werden.
Der jüdische Unternehmer Aaron Elkan hatte im Jahr 1861 die Rohpappenfabrik Viersen gegründet und das Werk an der Krefelder Straße aufgebaut. Während des Zweiten Weltkriegs war er enteignet worden, Gebäudeteile wurden umgebaut. Jetzt stehen Gerüste vor den alten Fassaden. Arbeiter reinigen den Klinker mit Sandstrahlern, bessern Fugen aus, erneuern Glastüren. „Der Urzustand ist leider desolat“, sagt Zaum und betont: „Die beiden prägenden Türme möchten wir auf jeden Fall erhalten.“
Das Gelände zwischen Krefelder Straße, Elkanweg und Robend hat Prangenberg und Zaum vorerst in drei Planbereiche unterteilt. Fest stehe aber noch nichts, sagt Zaum. Die bestehende Gewerbefläche entlang des Elkanwegs soll laut diesem Plan erhalten bleiben, sie macht etwa die Hälfte der Gesamtfläche aus. Geplant sei jedoch, so Zaum, dass sich dort Gewerbetreibende ansiedeln, die anders als vorher die Papierhersteller nicht nachts produzieren. „Das würde eine Verbesserung für die Nachbarschaft bedeuten.“
Der zweite Planbereich, entlang der Krefelder Straße und der Wohnhäuser in Richtung Robend, könne vom Gewerbe- in ein Mischgebiet umgewandelt werden — etwa als Standort für Soziale Dienste, Gastronomen oder Kreativunternehmen. „In einem Mischgebiet könnte es keinen Nachtbetrieb mehr geben“, sagt Zaum. Dafür müsse aber zuerst der Bebauungsplan geändert werden.
Der dritte Planbereich ist der kleinste, „das ist im Moment eine Brachfläche“, sagt Zaum. Sie schließt an den zweiten Planbereich parallel zur Straße Robend an und soll über die Krefelder Straße erschlossen werden. Denkbar sei, auch diese Gewerbefläche in eine Mischfläche umzuwandeln. Dort könnte Wohnraum entstehen.
Auf dem Teil, der Gewerbefläche bleiben soll, könnten in ein paar Monaten Mieter einziehen. Wo Mischfläche geplant ist, gehe es nicht so schnell. Zaum: „Die Änderung eines Bebauungsplans dauert in der Regel zwei Jahre.“
Viel Grün, Licht, Ziegel, Beton und Stahl sollen das erneuerte Industriedenkmal charakterisieren. Es soll sogar ein eigenes Logo bekommen — mit dem Schriftzug „Alte Papierfabrik Viersen“.