Das Geheimnis der „Vuujacht“
Der Grefrather Heimatverein ist einem besonderern Karnevalsbrauch auf den Grund gegangen.
Grefrath. In Grefrath ziehen seit vielen Jahrzehnten die Grefrather Kinder zu Karneval von Tür zu Tür. Dazu singen sie ein ganz besonderes Lied, die „Jriiersche Fasteloavesleeier“; sie jagen dann die „Vuu“ — wie es im ersten Satz des in Grefrather Mundart gehaltenen Liedes heißt. Aber was bedeutet eigentlich „di Vuu jaare“?
Der Heimatverein Grefrath hat versucht, dem Geheimnis der „Vuujacht“ auf den Grund zu gehen. Schon der Liedtext lässt die Befürchtung aufkommen, dass der heute friedlich-bunte Brauch nicht immer so friedvoll war. Früher zogen Erwachsene lärmend von einem Bauernhof zum anderen um Lebensmittel („Aier in dä Koref, Leäverwuerscht detuu“) und Geld („Jäf mich enen Tsänt“) zu erbetteln. Aufforderungen wie „Lot dat Mätske sengke, dor di väte Schengke“ wurden möglicherweise auch mehr oder weniger nachdrücklich vorgetragen („Jäf di Vrau jät vör dä Schtuut“).
Laut einem in niederländischer Sprache verfassten Dokument vom 29. April 1788 wurde mehreren Bürgern der Vorwurf gemacht, am Karnevalsdonnerstag in Grefrath beim „Vuujagen“ beteiligt gewesen zu sein. Sie wurden vom Schultheiß (Richter) zum Verhör geladen. Ein Beklagter erklärte feierlich, dass er nicht auf der „Vuujacht“ gewesen sei und allein für sein Geld getrunken habe. Die weiteren Personen erklärten, dass noch andere dabei waren, sie dieselben jedoch nicht nennen können. Unterzeichnet wurde das Vernehmungsprotokoll von den Befragten jeweils mit drei Kreuzen. Offensichtlich hat der alte Brauch zu solchen Auswüchsen geführt, dass sich die Gerichtsbarkeit hiermit beschäftigen musste. Welche Konsequenzen die Ereignisse des Jahres 1788 für die Beteiligten hatten, ist jedoch leider nicht überliefert. Red