Autor aus Lobberich veröffentlicht Gedichtband
„Aus Glut geschnitzt“ heißt das neue Buch von Dinçer Gücyeter.
Lobberich. Dinçer Gücyeter steht auf dem Dach eines Parkhauses, schaut über Lobberich und sagt: „Da war mal der kleine Dinçer, der von einer großen Karriere in einer großen Stadt träumte. Und jetzt steht hier der große Dinçer, der in der kleinen Stadt blieb, verheiratet ist und zwei Kinder hat.“ Der 38-Jährige lächelt. Und er untertreibt. Denn der Lobbericher Künstler hat durchaus etwas vorzuweisen, etwa sein neues Buch „Aus Glut geschnitzt“ voller anrührender und bewegender Gedichte.
„Mein aufgebraustes Dichterherz bleibt die Brücke über allen Flüssen“, schreibt Gücyeter. Sehnsüchte, Ängste und Hoffnungen — all diese Empfindungen müssen raus aus seinem Herzen, über die Tasten des Computers auf den Drucker und auf Papier. „Beim Schreiben spreche ich die Silben, die Worte, die Verse, ich muss den Rhythmus hören, den Klang spüren“, sagt er.
Szenen-Wechsel: Gücyeter sitzt in einem Café, spricht über sein Buch und über sich. Lyrik, sagt er, lasse ihm alle sprachlichen Freiheiten, Inhalte zu verpacken und zu enthüllen. In diesen Inhalten spiegelt sich die innere Zerrissenheit eines Mannes, dessen Eltern als Gastarbeiter aus Anatolien nach Lobberich kamen. Er hat türkische Wuzeln und deutsche Prägung, ist voller Neugier auf andere Kulturen — ein Weltbürger. In seinen Gedichten, mal sprachgewaltig und drastisch, mal zart und feinfühlig, gibt er viel von sich preis: Persönliches und Politisches — „… und jedes Mal, wenn ein Boot im Mittelmeer versinkt, rinnen aus unserem Schoß die Kadaver der bunten Schmetterlinge.“ Dieses Bild der flatterhaften Falter taucht häufig in seinen Texten auf.
Und er ist Schauspieler. „Die nächsten zwei Monate habe ich eine Rolle am Schauspiel Essen im Grillo-Theater“, sagt er. Danach gehe es auf Lese-Tour mit seinem neuen Buch, nicht nur in großen Städten wie Köln oder Berlin: „Am 4. Oktober habe ich eine Lesung in der Stadtbücherei Nettetal.“