Bahnhof Viersen: Vorne hui, hinten . . . naja
Für 1,2 Millionen Euro wurde der Vorplatz mit Wasserbecken und Springbrunnen und Parkplätzen umgestaltet. Viele Viersener ärgern sich aber über den Weg zu den Gleisen.
Viersen. Vorne hui, hinten ....na ja. Diesen Eindruck könnten Besucher vom Viersener Bahnhof haben. Und so erleben ihn etwa Gabi Birker und Martina Sekuterski täglich. Die beiden arbeiten in einer Bäckerei im Bahnhofsgebäude und sagen: „Vorne ist der Bahnhof ja in Ordnung. Aber je weiter man in Richtung der Gleise kommt, umso schlimmer wird es.“ Ärger über die lang geschlossene Bahnhofs-Toiletten, Frust über stinkende, oft defekte Aufzüge, Unmut über Schmierereien, aber auch Angst am Abend: Die Beschwerde-Liste für den Bahnhof ist lang. Und das, obwohl der Vorplatz mit Wasserbecken und Springbrunnen, Parkplätzen, Fahrradboxen im September 2015 für satte 1,2 Millionen Euro umgestaltet wurde.
Frank Schliffke, Rathaussprecher
Im Stationsbericht des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR) hatte der Bahnhof Viersen die Bewertung „Noch akzeptabel“ erhalten. Eine Einschätzung, die längst nicht jeder Viersener teilen kann. Immer wieder gibt es etwa in Sozialen Netzwerken Kritik am Bahnhof — immerhin ist er Visitenkarte der Kreisstadt.
Rathaussprecher Frank Schliffke erklärt, warum weder dieser Bahnhof noch der in Dülken oder der Haltepunkt in Boisheim von der Modernisierungsoffensive „MOF 3“ der Deutschen Bahn (DB) profitieren. Alt-Viersen war 2008 bei der ersten Modernisierungsoffensive (MOF 1) dabei, Dülken im Herbst 2015 bei einer zweiten Auflage. „Beide Standort sind bereits ge-mof-t“, erklärte Schliffke. Berücksichtigt werden könnten nur Stationen, die so groß seien wie Alt-Viersen und Dülken, der Haltepunkt Boisheim sei zu klein. In Nettetal-Kaldenkirchen wird jetzt der — mit Viersen vergleichbar große — Bahnhof hergerichtet. Ein Teil der 300 MOF-3-Millionen Euro geht dorthin. Insgesamt werden 35 Stationen in NRW damit aufgewertet. Zur Auswahl sagt Annika Neumann von der Deutschen Bahn: „Die Auswahl der Stationen ist von verschiedenen Faktoren abhängig gewesen. Allein die Größe war dabei nicht ausschlaggebend.“ Veränderungen an den genannten Stationen seien aktuell nicht geplant. Die dortigen Verunreinigungen durch Grafitti seien der Bahn bekannt.
Doch auch das Anti-Graffiti-Programm des VRR könne Viersen, so Rathaussprecher Schliffke, nicht nutzen. Die Voraussetzungen — die zu reinigenden Flächen müssen im Zugangsbereich einer Bahnstation liegen und sich im Eigentum der Stadt befinden — würden nicht zutreffen. Die Tunnel in Alt-Viersen und in Dülken seien Eigentum der Deutschen Bahn. Für sie und für Boisheim kündigte Schliffke an: „Es muss weiter im Dialog mit der DB um Verbesserungen gerungen werden.“ Diese Kontakte fänden bei unterschiedlichen Anlässen statt: „Wir fragen immer wieder nach.“ Einen Termin für den Umbau derBahnhofstioletten gibt es noch nicht. Die Arbeiten stehen kurz vor der Ausschreibung.