CDU will Brunnen an der Hochstraße abreißen
Ein Antrag, den Brunnen wieder in Betrieb zu nehmen, sorgt für Streit unter den Parteien.
Nettetal. Er sprudelt schon lange nicht mehr, liegt ausgetrocknet inmitten von Büschen: der einst schmucke, kleine Brunnen an der Hochstraße in Lobberich. Für Werner Backes, der nicht weit entfernt wohnt, ist das ein Jammer. Deshalb hat er in einem Schreiben an Nettetals Bürgermeister Christian Wagner (CDU) darum gebeten, dass die Stadt diesen Brunnen wieder in Betrieb nehmen und pflegen möge.
Doch dieser Bürgerantrag wurde zum Zankapfel: Die Verwaltung und die meisten Fraktionen wollten den Brunnen zwar außer Betrieb lassen, aber zumindest wieder hübsch herausputzen. Die CDU indes drängte in der jüngsten Sitzung des Ausschusses Nettebetrieb auf das gegenteilige Vorgehen: Sie plante, den Brunnen plattzumachen.
Konkret hatte Werner Backes geschrieben: „Ich bitte um Pflege und Inbetriebnahme des von Hans Dziuk geschaffenen Brunnens auf der Hochstraße am Ingenhovenpark.“ Die Wasseranlage aus bunten mosaikähnlichen Steinen auf dem kleinen Parkplatz an diesem Park war bereits im Jahr 1994 stillgelegt worden. Damals setzte die Stadt etliche Brunnen außer Betrieb, um den maroden Haushalt nicht durch Unterhaltskosten zu belasten. Allein für den Brunnen an der Hochstraße fielen damals jährlich umgerechnet mehr als 2000 Euro Wasserkosten an. Einige Anlagen, etwa in Breyell, wurden sogar komplett abgebaut.
Um den Lobbericher Brunnen wieder instandzusetzen, „müsste die komplette Technik neu aufgebaut werden“, erklärte Rainer Lankes vom Nettebetrieb. Dazu kämen die jährlichen Betriebskosten im vierstelligen Bereich. Der Betrieb des Brunnens wäre „ökonomisch und ökologisch nicht vertretbar“, meinte Lankes. Stattdessen empfehle man, die stillgelegte Brunnenanlage sauber zu halten und ringsum mit Blumen zu bepflanzen. „Das würde zusammen rund 500 Euro im Jahr kosten“, so Lankes.
„In Lobberich haben wir schöne Brunnen. Doch dieser gehört nicht dazu, er sollte weg“, meinte Thomas Zündel (CDU). Dagegen wandte Guido Gahlings (Bündnisgrüne) ein, der Brunnen sei „ein Stück Kulturgeschichte Lobberichs“, man solle dem Vorschlag der Verwaltung folgen. Ähnlich argumentierte Hans-Willy Troost (FDP): „Der Brunnen tut keinem was zuleide“, man sollte ihn dort belassen. Als Zündel auf seinem Vorschlag beharrte, belehrte ihn Troost, ein CDU-Antrag stehe gar nicht zur Debatte: „Es geht hier um einen Bürgerantrag!“ Über den wurde auf Vorschlag des Ausschuss-Vorsitzenden Ingo Heymann (CDU) nicht entschieden: „Ob der Brunnen noch ein paar Wochen länger da so steht oder nicht, ist egal“, meinte Heymann. So wollen die Fraktionen noch einmal über das Thema Brunnen beraten — und auch über den CDU-Vorstoß.
Antragsteller Werner Backes sieht die Nicht-Entscheidung des Ausschusses gelassen: „Ich bin zunächst froh, dass man sich endlich überhaupt Gedanken über den Brunnen macht.“