Das Spring Jam hat sich etabliert

Seit 25 Jahren veranstalten die Wirte der Kneipe Quartier Latin in Kaldenkirchen das Musikfestival. Alles begann mit einer Blaskapelle.

Foto: Jörg Knappe

Kaldenkirchen. Die Anekdote ist schon legendär: „Beim ersten Mal spielte eine Blaskapelle der Brauerei Diebels. Es war so kalt, dass die Trompeten einfroren. Das Konzert musste in der Kneipe stattfinden“, erinnert sich Patrick Dors. Kein gutes Omen eigentlich für das erste Festival nach dem Motto „umsonst und draußen“ der Kaldenkirchener Kneipe Quartier Latin. Doch die vier Wirte ließen sich nicht entmutigen — und feiern in diesem Jahr Jubiläum: Seit 25 Jahren findet das Festival Spring-Jam beim Frühlingsfest in Kaldenkirchen statt.

Patrick Dors, Organisator

Dors erzählt: „1993 war es noch ein Experiment mit nur einer Band. Wir hatten nicht mal Plakate gedruckt, es kamen wenige Leute.“ Heute dagegen kleben überall in der Stadt Plakate, das Spring-Jam ist längst neben „Eier mit Speck“ in Viersen das bedeutendste Festival in der Region. Jährlich lockt es an zwei Tagen tausende Besucher auch von weit her an.

Die Idee kam dem Quartier-Latin-Team laut Dors, weil es einen Beitrag zum Frühlingsfest von Kaldenkirchen Aktiv leisten wollte — und zwar „am besten mit Musik, ein bisschen abseits vom Mainstream, Rock ebenso wie Punk, auch heimische Bands sollen immer dabei sein“, sagt er. Also planten Patrick Dors und sein Bruder Mark, Annerose Pannwitz und Thomas Kolodziej, heute alle Mitte 50, ein Freiluftkonzert. Dafür wurde das Sitzrondell vor dem Eingang der Kneipe mit Brettern als Bühnenboden überdeckt. Dass direkt davor die große Platane steht, schien zu stören, doch die Veranstalter machten einen Gag daraus, warben fortan für „das einzige Festival mit einem Baum vor der Bühne“ — heute ein Markenzeichen des Spring-Jam.

Dors erinnert sich: „Viele schüttelten damals den Kopf, doch wir zogen das durch.“ Er schmunzelt und gibt zu, darauf sei man „durchaus ein bisschen stolz“. 1994 spielten eine Jazz-Combo und die Kaldenkirchener Rockband White Rossis Notes, im Jahr darauf waren bei dem Festival an zwei Tagen schon acht Bands dabei. „Damals wurde uns klar, ein Name musste her“, sagt Dors: „Wir kamen auf Spring-Jam. Genau genommen gibt es unser Festival 25 Jahre, der Name kam später, aber das weiß kaum noch einer.“

Im Laufe der Jahre stiegen die Anforderungen. „Anfangs haben wir noch Lautsprecher und Lichtanlage zusammengefrickelt, das reichte aber irgendwann nicht mehr“, sagt Dors. Die Veranstalter mussten Equipment anschaffen, Freunde brachten ihr Know-how mit ein. „Jedes Jahr unterstützen uns rund 30 freiwillige Helfer bei der Planung sowie beim Auf- und Abbau und während des Festivals“, sagt Dors erfreut. Allerdings seien heute auch die Vorschriften und Auflagen strenger: „Toilettenwagen und Security sind Standard“, erklärt Dors.

Ohne Hilfe von Sponsoren sei das Spring-Jam nicht zu stemmen, auch wenn manche Künstler den Veranstaltern in Sachen Gage entgegenkämen. „Es hat sich herumgesprochen, dass es einfach Spaß macht, hier aufzutreten“, sagt Dors. Deshalb ist die Liste von Stars der Szene beim Spring-Jam lang, darunter Julian Sas, Dennis Hormes oder wie in diesem Jahr Lord Bishop.

Und das Wetter-Risiko sieht Dors mittlerweile auch gelassen: „Als vor Jahren wieder mal Frost war, haben wir Wasserkocher aus der Kneipe als Wärmequellen auf die Bühne gestellt.“