Die Jäger der vergessenen Bunker

Robin Genenger und Tobias Zelder haben ein ungewöhnliches Hobby: Sie suchen Bunker im deutsch-niederländischem Grenzgebiet und dokumentieren ihre Funde im Internet.

Foto: Heike Ahlen

Kreis Viersen. Seit knapp zwei Jahren haben Robin Genenger (21) aus Elmpt und Tobias Zelder (26) aus Rheydt so manchen Kilometer im Bereich Meinweg und Lüsekamp zurückgelegt. Zu Fuß. Und nicht immer nur auf den Wegen. Sie sind auf der Suche nach noch vorhandenen Bunkern oder Bunkerresten der Maas-Rur-Stellung.

Diese Stellung war vornehmlich durch Zwangsarbeiterinnen aus Osteuropa im Herbst und Winter 1944/45 von der Maas bei Venlo bis zur Rur bei Wassenberg gebaut worden. Dazu gehören gut sichtbare Bunker, aber auch so genannte Ringstände, in denen ein MG-Schütze fast komplett verschwand.

Tobias Zelder

„Da zu forschen ist faszinierend“, sagt Tobias Zelder. „Eigentlich macht es kaum jemand, und doch lernt man immer wieder interessante Menschen mit einem immensen Wissen kennen.“

Die beiden jungen Männer haben das Interesse vornehmlich durch die Erzählungen ihrer Großeltern bekommen. „In der Schule war ich so ziemlich der Einzige von 26 Schülern, der etwas über die Geschichte des Zweiten Weltkriegs hören wollte“, erinnert sich Tobias Zelder. „Ich muss immer an meine Oma denken, die es bis zu ihrem Tod nicht ertragen konnte, wenn jemand stark nach Schweiß roch, weil sie dann immer daran erinnert wurde, wie sie für die Soldaten die Wäsche waschen musste“, sagt Robin Genenger.

In seiner Schule wurde der Zweite Weltkrieg behandelt. „Aber immer sehr global, mit Schlachten und Strategien — nie mit dem, was hier bei uns passiert ist.“ Beide sind sich einig, dass man viel mehr junge Menschen für Geschichte interessieren könnte, wenn sie erführen, was sich in ihrer direkten Umgebung vor 70 und mehr Jahren abgespielt hat.

Natürlich sind sie — wie die meisten in ihrer Generation — sehr internet-affin. Deshalb haben sie mit „robtoreallife“ auch ihren eigenen You-Tube-Kanal, auf dem sie Filme von ihren Streifzügen zu den Bunkern veröffentlichen. „Aber wir sind eben auch draußen, versuchen, das Geschehene zu erfassen, indem wir es erlaufen“, sagt Tobias. Auch lebenspraktisch haben sie dabei schon einiges gelernt — zum Beispiel, dass man nicht mit nackten Beinen durch Farn laufen sollte, wenn man nicht fiese Schnittwunden davontragen möchte.

Bei einer Wanderung mit Landschaftsführer Bernd Nienhaus im November haben sie außerdem erfahren, dass es auch neue Nutzungen für einige Bunker gibt. „Herr Nienhaus und ein Freund von ihm haben zwei Bunker gepachtet und für den Aufenthalt von Fledermäusen bis auf einen Schlitz zugemauert. Das ist sinnvoller Naturschutz“, sagt Robin Genenger.