Im Park wird wieder geklettert
Sturm „Friederike“ hat den Kletterpark auf den Süchtelner Höhen fast völlig zerstört. Der Wiederaufbau war ein echter Kraftakt.
Süchteln. Die ersten Kletterer haben den Aufstieg zu den Plattformen in zehn Meter Höhe geschafft. Sie balancieren über dicke grüne Taue von Baum zu Baum, klinken sich an Stahlseilbahnen ein und schweben förmlich von Station zu Station. Auch die ersten Nachwuchs-Kletterer sind schon gesichert und startklar. Auf zwei Parcours in Bodennähe, mit Elementen wie Reifen, Brücken, Seilen und Leitern, turnen sie mutig herum. Jörg Brockes sitzt derweil auf einer der Holzbänke im Kletterwald Niederrhein, er wirkt zufrieden aber auch müde. Hinter dem Inhaber der Anlage liegen anstrengende Wochen, und ihm stehen sicher noch einige weitere bevor. Die gröbsten Sturmschäden sind zwar beseitigt, der Kletterwald auf den Süchtelner Höhen ist seit gestern wieder geöffnet — doch für Brockes und sein Team gibt es immer noch viel zu tun.
Sturmtief „Friederike“ hatte Mitte Januar auf etwa der Hälfte des 28 000 Quadratmeter großen Kletterwaldes Bäume entwurzelt oder wie Streichhölzer umgeknickt. „Direkt danach habe ich gedacht: Hier geht nichts mehr“, sagt Brockes. Von den sieben Parcours waren nur noch zwei intakt, Stahlseile und Plattformen waren nicht mehr zu gebrauchen. „Wir mussten fast alles neu machen“, erzählt der 44-Jährige. Normalerweise haben seine vier festangestellten Mitarbeiter in der Winterpause drei Monate frei — „diesmal haben sie in den drei Monaten gearbeitet“. Vier bis zehn Helfer seien in den vergangenen Wochen mit dem Aufräumen und dem Wiederaufbau beschäftigt gewesen, sagt Brockes. Er rechnet mit Kosten in Höhe von 250 000 Euro, 100 000 Euro habe er schon ausgegeben. „Die Versicherung übernimmt 125 000 Euro“, ergänzt er. „Deshalb war es wichtig, dass wir schnell wieder öffnen und Geld reinkommt.“
Fertig sind bis jetzt ein Spaßparcours, zwei Ecki-Parcours — benannt nach dem Maskottchen des Kletterwaldes —, ein Abenteuer-Parcours und zwei Fitness-Parcours mit insgesamt rund 70 Elementen. „Wir bauen jetzt nahtlos am Risiko-Parcours weiter, der wird bis zu den Pfingstferien fertig sein“, sagt Brockes. „Wir denken, dass wir vor den Sommerferien wieder wie vor dem Sturm 110 Elemente haben.“ Die höchsten sollen dann in 18 Meter statt wie bisher in 15 Meter Höhe befestigt sein. Außerdem sei geplant, einen Seilbahn-Parcours anzulegen, kündigt der Nettetaler an. Eine Seilbahn soll in 25 Meter Höhe starten. Die längste soll etwa 120 Meter lang sein und über einen Teil der Anlage führen, in dem die Spuren des Sturms noch immer deutlich zu sehen sind. Abgesägte Stämme und Äste liegen dort am Abhang, „im Sommer wachsen dazwischen Farne und Brombeersträucher“, erzählt Brockes. Voraussichtlich im Herbst werde die Fläche dann aufgeforstet.
In Sichtweite bleiben jedoch entwurzelte Bäume und abgeknickte Stämme erhalten — als Sturm-Mahnmal. Fotos zeigen, wie es kurz nach dem Orkan im Kletterwald aussah und wie er sich seitdem verändert hat. „Unser Ziel ist, Kinder in die Natur zu bringen. Ich möchte ihnen auch zeigen, was so ein Sturm für eine Kraft hat“, sagt Brockes.
Miriam Colonna hat sich das Sturm-Mahnmal am Eröffnungstag angesehen. Ihr neun Jahre alter Sohn Cedrec und sie gehörten zu den rund 50 Freiwilligen, die an einem Helfer-Tag das Park-Team beim Aufräumen unterstützten. „Wir haben Äste geschleppt und Grünzeug zusammengeräumt“, erzählt die 39-Jährige. Im Kletterwald habe ihre Familie schon viele schöne Momente verbracht, ergänzt die Mönchengladbacherin. Deshalb wollte sie etwas zurückgeben. Zum Dank dürfen die Helfer am Eröffnungstag als Erste auf die Parcours — doch Colonna schaut lieber zu, wie ihr Mann Martin und Sohn Cedrec klettern. Auch Tochter Lia (4) wagt sich auf ein paar Kletterelemente. Währenddessen kommen am Kassenhäuschen die ersten regulären Besucher an, Brockes sitzt noch immer auf einer der Holzbänke: „Ich hoffe, dass jetzt wieder das Alltagsgeschäft beginnt und Ruhe einkehrt.“
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