In Hinsbeck gibt es bald „naturnahe Bestattungen“

Das Maisfeld neben dem Friedhof soll zu einem Friedhain werden. Wenn alles nach Plan läuft, beginnt der Umbau im Frühjahr 2019.

Foto: Senf

Hinsbeck. Knapp schulterhoch steht der Mais auf dem Feld neben dem Hinsbecker Friedhof. Sanft fällt der Hügel aus Richtung Schenkesweg ab und gibt den Blick frei auf die Landschaft. In naher Zukunft soll das Feld Teil des Friedhofs werden. CDU und Frauenunion planen dort einen Friedhain mit naturnaher Bestattung. Nur wann es damit losgeht, darüber herrscht Uneinigkeit.

Die Idee, ein Grabfeld in einem Wald zu errichten, stammt von der Frauenunion, berichtet Vorsitzende Gaby Glatz. Vor Jahren beschäftigten sich die Mitglieder mit dem Thema Tod und Sterben, besuchten ein Hospiz und ein Bestattungsunternehmen. „Etliche Menschen haben danach den Wunsch an uns herangetragen, einen Friedhain einzurichten“, sagt Glatz. „Der CDU-Antrag dazu stammt aus 2014, danach wurde das Thema irgendwie verschleppt.“ Jüngst stand es in der Sitzung des Nette-Betriebs wieder auf der Tagesordnung. „Jetzt geht mir das eigentlich zu schnell“, sagt Glatz.

Angeregt durch den Arbeitskreis Friedhof hat die Verwaltung ein Konzept erarbeitet, wie ein Friedhain in Hinsbeck aussehen könnte. Laut Vorlage soll eine naturnahe Wiese angelegt werden, dazu sollen Kräuterrasen und eine Blumenwiese gesät werden. Eine Hecke soll die Fläche zur nördlich gelegenen Kreisstraße hin abschirmen. Im ersten Schritt ergäben sich so 200 Bestattungsplätze.

Der Weg zu den Bäumen soll als Rundweg gestaltet werden. Der Ausblick in die freie Landschaft durch die Hanglage solle erhalten bleiben, betonte die Technische Beigeordnete Susanne Fritzsche im Betriebsausschuss. Man denke dafür an einen landschaftsgerechten Zaun, der möglichst viel Sicht zulässt. Durch ein kleines Tor soll die Friedhofserweiterung an einen dortigen Wanderweg angeschlossen werden. Der Parkplatz an der Straße Am Wingesberg soll bei Bedarf um etwa fünf Stellplätze erweitert werden. Für die Anlage des Friedhains stehen im Wirtschaftsplan für das Jahr 2018 40 000 Euro zur Verfügung, insgesamt sind 100 000 Euro vorgesehen. Die Fläche gehört der Stadt und ist noch bis zum 1. November an einen Landwirt verpachtet.

Eigentlich hatten die Mitglieder des Betriebsausschusses in der letzten Sitzung über die Planung abstimmen sollen. Dann hätte es bereits im Herbst oder Winter mit der Pflanzung der Hecke, der Rasensaat und dem Anlegen des Wegs losgehen können. Allerdings haben sie die Entscheidung für den Friedhain auf die nächste Sitzung am 11. Oktober und damit den Beginn der Arbeiten voraussichtlich auf das Frühjahr vertagt. Denn Glatz und ihre Mitstreiter sind zwar mit dem Konzept der Verwaltung zufrieden, sehen aber noch Klärungsbedarf. „Das Ganze ist irgendwie an uns vorbei gelaufen“, sagt Glatz. „Wir wollen jetzt erst noch mal eine Ortsbegehung machen und besprechen, was möglich ist.“

Denn ganz so, wie sich die Frauenunion den Friedhain einst vorgestellt hat, wird er nun wohl nicht. Laut Vorlage soll die Fläche locker mit Hainbuchen und Feldahornbäumen bepflanzt werden, um die herum die Bestattungen erfolgen. Das seien Bäume ohne dunkles Dach, erklärte Fritzsche in der Sitzung. Glatz ist das eigentlich zu wenig. „Wir hatten schon an einen richtigen Wald gedacht. Wenn die Bäume erst noch gepflanzt werden, hat das einen ganz anderen Charakter. Da ist erst mal mehr Wiese als Baum“, sagt sie. Fritzsche versicherte, die angedachten Bäume würden mit einem Stammumfang von 25 bis 30 Zentimetern dennoch das richtige Ambiente bieten.

Bei einem Treffen aus Vertretern von Grünflächenamt, Frauenunion und CDU-Ortsauschuss Hinsbeck in den kommenden Tagen soll über die Details, auch über Bänke für Besucher und Stelen für die Verstorbenen, gesprochen werden. CDU und Frauenunion sind zuversichtlich, dass der Friedhain angenommen wird. „Die Trauerkultur ist heute eben nicht mehr wie früher. Die Zeiten ändern sich“, sagt Konrad Steger, Vorsitzender des CDU-Ortsausschusses Hinsbeck. Klar ist aber schon jetzt: Anonyme Bestattungen wird es dort nicht geben. War anfangs noch angedacht, die Asche von Verstorbenen auf der Fläche zu verstreuen, ist die Frauenunion nun davon abgerückt. Auch Fritzsche erklärte im Ausschuss: „Ein Ort der Erinnerung ist wichtig.“