Jugendliche entdecken Einigkeit in den Unterschieden
Beim Kunstprojekt „Einfach anders“ wurden verschiedene Kulturen dargestellt. Das Fazit: So unterschiedlich sind wir alle gar nicht.
Breyell. In Deutschland gibt es zum Frühstück Brötchen mit Käse und Salami, in der Türkei Simit (Sesamring), Tomaten, Tee, Sucuk (eine kräftig gewürzte Wurst) und Suppe. Hierzulande ist es nicht üblich, eine Schuluniform zu tragen, an türkischen Schulen dagegen schon. Und während hier die Familien immer kleiner werden, sind Großfamilien im Mittleren Osten noch immer weit verbreitet. Berfin hat die offensichtlichsten Unterschiede zwischen Deutschen und Türken in einer Tabelle aufgelistet.
Seit fast einem Jahr lebt die 13-Jährige mit ihrer Schwester Melisa (12) und den Eltern in Nettetal. Im Kunstprojekt „Einfach anders“ haben die beiden und 15 andere sich austoben und ihre Eindrücke verarbeiten können. Ihr Fazit: So unterschiedlich sind wir alle gar nicht.
Manuela Nazemi leitet das Bürgerbüro in Breyell und hat das Projekt nach der Premiere im vergangenen Jahr erneut auf die Beine gestellt. Beteiligt waren zudem die Künstlerin Beate Krempe und der kurdische Künstler Waleed Ibrahim. Kooperationspartner waren die Landesarbeitsgemeinschaft Kunst und Medien NRW, das NRW-Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration sowie der Caritasverband für die Region Kempen-Viersen. Aus den Ergebnissen ist nun ein Buch entstanden. Die rund 1000 kostenlosen Exemplare gibt es beispielsweise im Breyeller Bürgerbüro, Berliner Straße 8.
Die Jugendlichen schrieben bei dem Projekt in den Herbstferien Gedichte und Geschichten, machten einen Comic, eine Fotostory, oder griffen die Unterschiede zwischen den Kulturen in anderer Art und Weise auf. Nurcar (14) kam mit ihren Eltern vor einem Jahr aus Bulgarien — mit dem Auto. Sie rekonstruierte die Reise. Kinda (14) erinnerte sich mit alten Fotos an ihre Heimat Aleppo in Syrien und verglich sie mit aktuellen Bildern, auf denen die Stadt in Schutt und Asche liegt. Vor fünf Jahren hat sie Aleppo verlassen, sie ist wehmütig, sagt aber auch: „Ich bin hier sehr glücklich.“
Mitmachen konnten Jugendliche ab zwölf Jahren. Auch Deutsche waren unter den Teilnehmern. „Wir finden das Projekt super“, sagt Claudia Küppers, Leiterin des Familienbüros der Stadt Nettetal. „Es ist eine tolle Unterstützung zur Integration.“