JVA sucht ehrenamtliche Betreuer

Christian Brüning macht sich für die Gefangenenhilfe in der Justizvollzugsanstalt stark.

Foto: privat

Viersen. Es ging um Haft: Zu einem Informationsabend mit Christian Brüning zum Thema „Ich war im Gefängnis und ihr habt mich besucht“ — Hilfe für Strafgefangene in der JVA Anrath — hatte die Evangelische Kirche Viersen eingeladen. Brüning ist seit mehr als acht Jahren ehrenamtlicher Betreuer in der Strafanstalt. Durch die sehr berührenden Briefe von einzelnen Strafgefangenen, die er den Gästen vorlas, trat sein eigentliches Anliegen in den Hintergrund. Denn Brüning wollte vor allen Dingen Menschen finden, die Gefangene in der Haftzeit und eventuell darüber hinaus begleiten.

Als er vor acht Jahren in Rente ging, suchte er eine Aufgabe, die ihn erfüllen sollte. In der Freiwilligenzentrale Viersen fand er im „Katalog der Möglichkeiten“ etwas für ihn Passendes: „Betreuung von Menschen in besonderen Lebenslagen“. Dazu zählen zweifelsohne die Insassen der Gefängnisse: Und so suchte er den Kontakt zu Günter Danek, der nach eigenen Erfahrungen im Gefängnis mit Hilfe von guten Freunden den „Förderkreis Gefangenenhilfe Viersen e.V.“ gegründet hatte und als dessen Geschäftsführer nun Menschen suchte, die ehrenamtlich in Einzel- oder Gruppenbetreuung Strafgefangene unter ihre Fittiche nehmen wollen.

Brüning entschied sich zunächst für die Schachgruppe, die sich zu festen Terminen trifft. Doch bald merkte er, dass dies nicht seiner Art entsprach. Er wechselte in die Einzelbetreuung. Dort kann er in Absprache mit dem Betreuten jeweils einen Tag in der Woche festlegen, an dem er zu Besuch kommt. Er wählt sich bewusst Strafgefangene aus, die kaum Kontakt zur Außenwelt, von denen sich Familie und Freunden losgesagt haben. Brüning hat im Laufe der Jahre mehrere Gefangene betreut, ein Vertrauensverhältnis aufgebaut. Am meisten bewegte ihn ein zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilter Mann, der viele Jahre in der sozialtherapeutischen Abteilung psychologisch behandelt wurde — „ein Knast im Knast“. Brüning betreute ihn vier Jahre, bis ein Gutachter den Gefangenen für „nicht therapierbar“ hielt und er verlegt wurde.

Für Christian Brüning ist wichtig, dass diesen Menschen ihre Würde gelassen wird. Er beschreibt seine Arbeit mit „zuhören, meist nur zuhören, aber auch den eigenen Standpunkt vertreten“. Brüning tun die Gefangenen nicht deshalb Leid, weil sie einsitzen. Wohl aber, wenn sie nach Verbüßung ihrer Strafe in die Gesellschaft zurückkehren. Wichtig ist hier die die Begleitung und Betreuung von Strafgefangenen nach ihrer Entlassung. Jeder Ehrenamtliche entscheidet für sich, wie und wo er sich einbringen will. Der Förderkreis bietet jedem Fortbildung, Beratung und unterstützende Hilfen bei ihren Aufgaben an, denn es ist wichtig, durch Angebote notwendiger Hilfen weitere Straftaten zu vermeiden. Brüning: „Für mich ist Gefangenenhilfe auch Opferschutz.“