Altstadtgeflüster Bald ist ein Kind geboren
Kempen · Im letzten Altstadtgeflüster des Jahres 2021 geht es über die Erlebnisse eines Weihnachtsbummels und die Vorfreude auf ein besonderes Fest.
Dass Weihnachten alle Jahre so plötzlich kommt, geht sicher nicht nur dem Flüsterer so, weswegen er kurz vor Weihnachten noch immer nicht alle Geschenke beieinander hat.
Beim Einkaufsbummel führte ihn der Weg bei Ingrid Filipczyk und ihrem Atelier „drei-viertel“ an der Moosgasse vorbei. Dort hängte die Künstlerin und Galeristin gerade ein paar Engel und Sterne auf, die sie aktuell an Kunden verkauft. Gesehen, gekauft, weitergegangen.
Nächster Anlaufpunkt war die Kaufbar an St. Marien. Das Sozial-Warenkaufhaus bietet seit Freitag ihre erstklassigen Artikel aus zweiter Hand zu stark reduzierten Preisen von bis zu 70 Prozent Rabatt an. Kurz reingestöbert, ein paar Kleinigkeiten mitgenommen – und weiter ging´s.
Back to the roots
Auch in Joachim Jansens Spielwarenladen an der Engerstraße 50 fand sich trotz 2G doch der eine oder andere Kunde im Laden. Von einem großen Weihnachtsgeschäft wollte er bislang noch nicht reden, erzählte er beim Aussuchen. Er hofft, dass sich vielleicht noch mehr tut. Vielleicht sorgen die drei Bands, die heute abwechselnd durch die Straßen ziehen und die zauberhaften Engel wie im vergangenen Jahr für einen Impuls, ihn und die anderen Geschäftsleute aufzusuchen.
„Wir haben ausreichend Artikel da“, versicherte er. Sicher gebe es mal den einen oder anderen Elektro-Artikel oder Ware aus Fernost, die aktuell nicht greifbar ist. „Das beobachten wir aber täglich“, sagte er.
Was er sich wünschen würde? „Dass die Leute mal wieder shoppen wie in den 80ern, sich einfach durch die Sortimente inspirieren lassen und sagen: das könnte der Person gefallen. Und einfach mal stöbern gehen.“ Zurück zu den Wurzeln.
Stress beim Geldabholen
Nach den ersten Einkäufen hieß es: erstmal wieder Geld holen. Aber wo, nachdem die Commerzbank und die Deutsche Bank ihre Zelte in der City abgebrochen haben?
Die Option lautet für viele: die Postbank am Moorenring. Auf dem Weg dorthin traf der Flüsterer einen älteren Mann. Der erzählte, dass er einmal letzte Woche nur noch Zehn-Euro-Scheine bekommen hat. Und dass der Automat wohl seit drei Tagen nicht mehr funktioniere und er keine Lust gehabt habe, sich in die Postschlange zum Geldholen einzureihen.
Vor Ort gab es tatsächlich lange Schlangen. Der Automat funktionierte zum Glück. Auch Longinus Lange wartete darauf, an den Automaten heranzukommen. „Drei Banken und ein Terminal, das ist kein Service“ – mit der Meinung steht er nicht alleine.
Der Flüsterer rief dann aus Neugier bei der Postbank-Zentrale in Bonn an. Die bestätigte, dass der Geldautomat nicht leer, sondern defekt gewesen war. Am Dienstag habe ein Techniker den Automaten geöffnet und festgestellt, dass ein Ersatzteil bestellt werden muss. Am Donnerstagnachmittag waren der Techniker und der Wertlogistiker gemeinsam am Automaten, um die Reparatur abzuschließen und den Geldautomaten zu befüllen. Und der Sprecher bestätigte, dass es einen deutlichen Anstieg des Kundenaufkommens in der Filiale wegen des Geldabholens am Schalter gegeben hat. Ein Engpass mit Ansage also.
Unterstützung für Frauenrechte
Stolz kann die Künstlerin Hanne Tesche empfinden. Denn bei der Auktion der expressionistischen Bilder, die sie Mitte November im Rathausfoyer der Stadt zum Thema „No to violence – eine Ausstellung mit Bildern zu Seelenlandschaften“ gezeigt hatte, sind mehr als 2000 Euro zusammengekommen. Das Geld übergab sie jetzt zu gleichen Teilen dem Frauenhaus Viersen und an Amnesty International.
Die Ausstellung habe die Aufmerksamkeit auf ein wichtiges gesellschaftliches Thema gelenkt, sagte die Kempener Gleichstellungsbeauftragte Birgit Braun. Und die Künstlerin selbst zitierte das chinesische Sprichwort „Wenn Du nicht weiterweißt, geh´ ans Meer. Das Meer ist weit, der Himmel unendlich“ als Leitmotiv ihrer Kunst. „Ich möchte, dass mit meinen Bildern die Menschen, die nicht weiterwissen, Hilfe bekommen.“ Mit dem Geld kann man Hilfe sicher ganz konkret machen. Danke dafür!
Eine Lady in Red
Beim Bummel dachte der Flüsterer gerührt an den Auftritt von Lisenka Kirkcaldy bei der Weihnachtsfeier im Hospital zum Heiligen Geist. Mehr als 70 Senioren wurden im St. Peter-Café von den Liedern der Schauspielerin und Sängerin mit schottischen und französischen Wurzeln durch Stimme und Aussehen als Weihnachtsbotschafterin verzaubert. Ein wahrhaft schönes, vorgezogenes Weihnachtsgeschenk!
Ein besonderes Weihnachten
Ein besonderes Weihnachtsfest wird Elisa Hahn erleben, die der Flüsterer zum Abschluss auf der Orsaystraße mit Mama Lorella, ihrer Schwester Elena und deren vier Monate alten Tochter Marlene traf.
„Ich bin seit gestern ausgezählt“, berichtete die hochschwangere Frau, deren Vater genauso am 20. Dezember geboren wurde wie sie selbst – und die im Stillen darauf hofft, dass das vielleicht auch bei der kleinen Emilia klappt. „Ich gehe in die Feiertage auf jeden Fall mit dem Gefühl, beschenkt zu werden.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
Musikalische Geschenke
Beschenkt werden wir alle am Weihnachtstag aller Voraussicht nach ab 21 Uhr wieder mit dem traditionellen Turmblasen des evangelischen Posaunenchores Kempen von der Kempener Burg aus. Gut eine Stunde lang werden sie vom Burgturm aus wie seit 1958 mit weihnachtlichen Liedern unser aller Herz erfreuen. Im vergangenen Jahr ging es nicht, weil die Bläser den Zwei-Meter-Abstand nicht einhalten konnten. Mit der 2G-Regel geht das wieder.
Klang-Feuerwerk zum Jahresende
Und darüber hinaus kann man sich schon auf das Orgel-Silvesterkonzert in der Propsteikirche freuen, wenn Jean Pierre Steijvers, Organist der Kathedrale zu Roermond, und seine Frau Hiroko Inoue, Organistin der Philharmonie Kaliningrad in Russland, ab 21.30 Uhr für ein Klangfeuerwerk zum Jahresabschluss sorgen. Es gilt die 2G-Regel, man muss das Zertifikal für Geimpfte oder Genesene vorlegen und es muss eine FFP2-Maske getragen werden. Der Eintritt ist frei.
Der Flüsterer macht jetzt erstmal Pause und wird im nächsten Jahr wieder über die Alltäglichkeiten der Altstadt berichten. Allen ein frohes Fest und einen guten Rutsch.