Altstadtgeflüster Eine spannende Grüngürtel-Runde
Kempen · Im Altstadtgeflüster richten wir den Blick auf den Grüngürtel und vergangene Kreisbank-Zeiten, mögliche neue Entwicklungen in der Gastronomie und einem besonderen Hörgenuss
. Eisnebel am Morgen, Sonnenschein und vor allem trocken – da dreht der Flüsterer doch gerne mal eine Runde. Mit Vorliebe einmal um die Altstadt durch den Grüngürtel. Der auch im Winter Farbe bekennt. Nicht nur durch seine immergrünen Büsche, sondern auch beispielsweise durch gelbe Blüten. Die trägt die Mahonie. Die Pflanze mit den gefiederten Blättern ist mit den Berberitzen verwandt, hat aber im Gegensatz zu diesen keine Dornen. Ihre ursprüngliche Heimat ist Asien. Doch die Mahonie ist mittlerweile auch in unseren Breiten eine beliebte Gartenpflanze. Denn nach den gelben Blüten gibt es blaue Beeren. Doch der Strauch sie ist mit Vorsicht zu genießen, einige Sorten sind giftig, von anderen lässt sich aus den Früchten Marmelade kochen oder Wein herstellen.
Erinnerung an Kreisbank
Wenn man nun die Runde dreht, kommt man um die Burg nicht herum. In ihrem Schatten stand einst die Kreisbank, an die heute nur noch der Ring um eine Eiche erinnert. 1993 hatte die Stadt Kempen einen Wettbewerb ausgerufen, um einen Skulpturenpark anzulegen. Realisiert wurden davon vier Projekte. 2001 ging es mit Inge Mahns „Der Krug“ am Möhlenwall in der Nähe des Kuhtors los. Es folgten die Kreisbank von Katsuhito Nishikawa im Burgpark, das „Treppentor“ von Sybille Berke an der Stadtmauer und „Übereinander“ von James Reineking am Hessenwall. Die insgesamt 486 Eichenholzbretter der Kreisbank wurden im Jahr 2011 abgebaut und im Bauhof gelagert. Überbelastung und Vandalismus machten immer wieder Ausbesserungen nötig – bis auch diese nichts mehr halfen.
Teure Reparatur
Vor knapp sieben Jahren war die Kreisbank das letzte Mal Thema in der Politik. Schon damals war klar, dass ihre Aluminium-Sandgussgestelle mit Verstrebungen verstärkt werden müssen. Davon gab es 30 Stück, die wegen Überbelastung immer wieder gebrochen waren. Um das zu verhindern, kann man sogenannte „Entlastungsstempel“ einbauen. Doch bevor etwas an dem Kunstwerk verändert werden kann, muss Künstler Nishikawa gefragt werden. Dazu ist jedoch keine Telefonleitung nach Tokio nötig, die Vorwahl von Neuss reicht völlig aus. Denn dort wohnt der er schon seit Jahren. Eines seiner bekanntesten Werke ist die Raketenstation in Hombroich, die er zusammen mit Erwin Heerich und Oliver Kruse gestaltet hat. Zurück zur kreisrunden Bank in Kempen. Die zwar nicht aus dem Gedächtnis der Kempener Verwaltung gestrichen, aber auf der To-Do-Liste weit nach unten gerutscht ist. man denke „mittelfristig“ darüber nach, das Thema Wiederaufbau anzugehen, teilte Stadtsprecherin Johanna Muschalik-Jaskolka mit. Wobei sie „mittelfristig“ noch in keinen Zeitrahmen setzen konnte. Mit eine Rolle dürften die Kosten für eine Sanierung der Bank spielen. Die 2015 mit 25 000 Euro veranschlagt wurde. Jetzt rechnet die Verwaltung mit höheren Ausgaben. Jetzt wartet der Flüsterer gespannt darauf, ob sich nicht vielleicht doch etwas tut und sich schneller als mittelfristig wieder Menschen auf der Bank zum Plausch, Sonnenbaden oder Lesen niederlassen können.
Rohr umschlingt Wurzeln
Bleiben wir noch kurz im Grüngürtel in der Nähe der Burg. Dort windet sich eine gelbe „Schlange“ im Erdreich um einen Baum. Dieses geriffelte wendige Plastikrohr mutet seltsam an. „Kein Grund zur Sorge“, sagt Stadtsprecherin Johanna Muschalik-Jaskolka. Früher habe man für die Bewässerung der jungen Wurzeln beim Einpflanzen diese Rohre verbuddelt. Und dieses besagte habe sich anscheinend teilweise aus der Erde befreit.
Pächter für Haus Platen gesucht
Vom Grüngürtel geht es in die Kern-Altstadt: In Sachen Platen-Immobilie an der Peterstraße 18 tut sich was. Das Gebäude war lange Zeit unvermietet. Jetzt kann man sehen, dass die früheren Butzenscheiben dort ausgewechselt worden sind. Wer sich über den QR-Code am Fenster weiterleiten lässt, landet bei immobilienscout24.de und einer Anzeige, wo es heisst, dass „zur erfolgreichen Führung des Restaurants ein niveauvolles Konzept mit hochwertiger Küche unabdingbar“ sei. Bei einer „angemessenen vertraglichen Bindung“ sei eine „behutsame Umgestaltung“ des Enterieurs denkbar. Man kann gespannt sein, ob sich jemand findet, der die Pacht für das 1948 errichtete Restaurant übernehmen möchte.
Grenzgänger-Musik
Ein besonderer Hörgenuss erwartet die Gäste des nächsten „Kempen Klassik“-Konzerts am kommenden Samstag um 21.30 Uhr in der Paterskirche. Denn dann kommt die Formation „Passo Avanti“ — Alexander von Hagke (Klarinette, Flöte), Julia Bassler (Violine), Lucas Campara Diniz (Gitarre) und Eugen Bazijan (Violoncello) — mit ihrem Programm „Klassik & Jazz unlimited: Vom Suchen und Finden – Begegnungen mit Mozart.“ in die Thomasstadt.
Komponist und kreativer Kopf von Passo Avanti ist Alexander von Hagkeder, der mit verschiedenen Ensembles von Klassik bis Jazz. Julia Bassler ist Geigerin im Münchner Rundfunkorchester und studierte Jazz und Klassik in Stuttgart und Amsterdam. Der gebürtige Brasilianer Lucas Campara Diniz spielt akustische und Jazzgitarre, ist Gewinner diverser internationaler Wettbewerbe. Und der Cellist Eugen Bazijan — zuständig für die erforderliche Portion Groove — musizierte schon mit dem großen Jazzmusiker Abdullah Ibrahim. Aktuell gilt für die Veranstaltung 2G. Wer Interesse hat: Ein paar Tickets gibt es noch.