Kempen „Bei uns darf jeder pubertieren“

Die Kempener Gesamtschule setzt auf ein neues Beratungskonzept. Dies soll die beste Schullaufbahn ermöglichen.

Foto: Friedhelm Reimann

Kempen. Die Abschlussmöglichkeiten an einer Gesamtschule sind vielseitig: Abitur, Mittlere Reife, Hauptschulabschluss — alles ist möglich. Um die Schüler frühzeitig auf alle Eventualitäten vorzubereiten, hat die 2014 gegründete Kempener Gesamtschule nun ein neues Beratungskonzept entwickelt. Ilka Werner, Abteilungsleiterin der Jahrgänge 5 und 6, sowie die Beratungslehrerinnen Nina Steinert und Hanna Blümke stehen Eltern und Kindern mit Rat und Tat zur Seite.

„Viele Eltern wissen zwar, dass es verschiedene Möglichkeiten auf einer Gesamtschule gibt. Die genauen Abläufe sind aber häufig nicht bekannt“, sagte Ilka Werner im Rahmen eines Pressegespräches. Da wäre zum Beispiel das Thema Sprachen: Los geht’s in der 5. Klasse mit dem Pflichtfach Englisch. In der Jahrgangsstufe 7 könne Niederländisch oder Französisch gewählt werden. „Es gibt aber auch Kinder, die in diesem Alter sprachlich noch nicht so begabt sind und ein Fach aus einem anderen Bereich wählen“, ergänzt Schulleiter Uwe Hötter. In diesen Fällen könne auch zur 8. Klasse eine zweite Fremdsprache gewählt werden.

Beispiele wie dieses gebe es viele in der Laufbahn eines Gesamtschülers. „Und deshalb setzen wir auf ein individuelles Beratungskonzept“, sagt Hanna Blümke. Es gehe darum, die Stärken und Schwächen des einzelnen Schülers herauszufinden, um dann die bestmögliche Schullaufbahn einzuschlagen. An der Kempener Gesamtschule gibt es Förderkurse, in denen Kinder an ihren Schwächen arbeiten können. „Aber natürlich auch Forderkurse, um besondere Stärken auszubauen“, ergänzt Schulleiter Hötter mit Blick darauf, dass auch viele Kinder mit Gymnasial-Empfehlung die Gesamtschule besuchen.

Ergänzt wird das Beratungsteam durch Sozialpädagogin Mira Dugal-Klahre, die diese Funktion bereits seit Jahren an der Erich Kästner Realschule ausführt. Als Schulsozialarbeiterin könne sie unterstützen, wenn die Kinder zum Beispiel durch familiäre Probleme belastet sind. „Unser Ziel ist, ganz nah dran an den Schülern zu sein“, ergänzt Beratungslehrerin Steinert. Und das funktioniere in einem Team mit verschiedenen Experten am besten.

Im Laufe einer Schulzeit — besonders in der Pubertät — sei es ganz normal, wenn Konflikte und Leistungsschwankungen auftreten. Daher biete die Gesamtschule flexible Möglichkeiten an, um Schüler in einem Bereich mal zu fördern, um ihn dort auch möglicherweise später eher fordern zu können. „Bei uns darf jeder pubertieren“, spitzt es Schulleiter Hötter zu.

Das Beratungsangebot werde in den nächsten Jahren ausgebaut. „Im Moment haben wir ja nur die Jahrgangsstufen 5 und 6. Das wird sich nun Jahr für Jahr ändern“, so Hötter. Der nächste Schritt seien dann Beratungslehrer für die Stufen 7 und 8. „Dort haben Schüler wieder völlig andere Bedürfnisse als in den Stufen 5 und 6“, sagt der Direktor. Weitere Beratungsteams werden für die Stufen 9 und 10 sowie für die spätere Oberstufe gebildet.

Kurz vor den Anmeldeterminen (siehe Infokasten) bringt Uwe Hötter zwei Vorteile der Gesamtschule ins Spiel, die es aus seiner Sicht gibt. „Zum einen bietet die Sechszügigkeit unserer Schule viele Möglichkeiten für unterschiedliche Förderkurse.“ Zum anderen sei vor allem nicht zu unterschätzen, dass man an der Gesamtschule das Abitur nach 13 Jahren ablegt. Und nicht nach zwölf wie an Gymnasien. Das „G 8“-Modell überfordere den einen oder anderen Schüler. „Dann ist die Gesamtschule die Alternative. Und der Abschluss Abitur ist gleichwertig“, so Hötter.