„Bilder fälschen“ — Tipps und Tricks für Senioren
Hendrik Thora greift älteren Menschen im Haus Wiesengrund bei der Bildbearbeitung unter die Arme.
Kempen. „Glaube keinem Bild, das Du nicht selbst gefälscht hast“, sagt Manfred Weber (71) und begutachtet sein gerade entstandenes Werk. Die Augenfarbe der Frau auf dem Bildschirm hat sich durch wenige Mausklicks verändert — so geschehen beim Bildbearbeitungskurs für Senioren im Haus Wiesengrund. Geleitet wird das Angebot von Hendrik Thora, der dort seinen Zivildienst ableistet hat. „Die alten Menschen haben mich Geduld und Respekt gelehrt. Jetzt möchte ich ihnen etwas zurückgeben“, sagt der 20-jährige Kempener.
Da waren anfangs viele Fragen offen, Fragen wie „Was wollen die eigentlich lernen?“. Einen ganzen Block voll mit Notizen trug Thora zusammen, befragte ältere Verwandte nach deren Interessen. Sein Konzept überarbeitete er von Kurs zu Kurs, am dritten PC-Seminar nehmen sieben Senioren teil. „Viele kamen durch Mundpropaganda“, erzählt Thora stolz.
Als „Aha-Erlebnis“ beschreibt er die Gruppendynamik: Der Kurs bildet ein Team und macht gemeinsame Sache. Tatsächlich sind die Senioren schon vor Kursbeginn miteinander im Gespräch. „Schau mal“, sagt Heidi Tallowitz (67) zu ihrer Kursnachbarin Margret Bauer (72) und zeigt ihr das Fotobuch „Ein Tag mit Marie“ auf ihrem Laptop. „Marie ist die Tochter eines Bekannten. Die Fotografie und das Erstellen von Fotobüchern am Computer gehören zu meinen Interessen. Im Kurs möchte ich lernen, warum was wie funktioniert“, sagt Tallowitz.
Margret Bauer macht Videofilme und möchte das Bildbearbeitungs-Programm Photoshop für Filmtitel verwenden. „Die Einfachheiten lernen“, nennt sie das.
Dann geht’s los. Hendrik Thora begrüßt alle und erklärt das Tagesziel: „Rahmen ziehen, Plakate erstellen, Objekte in andere Objekte integrieren.“ Doppelklick, Datei öffnen: Jetzt sehen die Senioren das Gesicht einer arabisch anmutenden Frau und lernen, die Augenfarbe zu verändern. Thora hat alle Tipps schriftlich parat — damit jeder zu Hause noch mal lesen kann, wie es funktioniert.
„Kann man Rahmen vergrößern oder verkleinern?“, möchte Manfred Weber wissen. „Noch nicht, das zeige ich gleich“, antwortet Thora. Weber ist schon weiter, führt alle Befehle schnell aus, sein Mauspfeil ruht schon auf der OK-Taste. Und wenn’s mal nicht funktioniert, wird beim Nachbarn geguckt, wie es geht. Weber zieht schon bei der vorletzten Unterrichtseinheit ein positives Fazit: „Ich habe viel gelernt. Herr Thora macht guten Unterricht, er hat ein Händchen dafür.“