Kempen Burg-Kauf: Linken-Chef sieht kein Risiko
Eine Übernahme seitens der Stadt würde sich zunächst refinanzieren. Die Freien Wähler Kempen beraten Ende des Monats.
Kempen. Günter Solecki gilt als Mann, der selten ein Blatt vor den Mund nimmt. Diesen Ruf bestätigt der Fraktionsvorsitzende der Linken auch mit Blick auf die Zukunft der Burg. Er verstehe das Aufheben, das andere Fraktionen um das Thema machen, überhaupt nicht. „Ich sehe derzeit in dem Thema nicht viel Druck. Der einzige, der uns treibt, ist der Landrat“, sagt Solecki. Andreas Coenen will von der Stadt eine Entscheidung darüber haben, ob Kempen die Burg vom Kreis Viersen übernimmt oder nicht.
„Stand jetzt würde ich sagen, lasst uns die Burg übernehmen“, sagt Solecki. Aus seiner Sicht geht die Stadt bei diesem Szenario kein Risiko ein. Nach Angaben des Fraktionsvorsitzenden ist zwischen Stadt und Kreis bereits besprochen, dass die Stadt die Burg frühzeitig kauft und der Kreis bis zum Auszug des Archives 2020/21 als Mieter erhalten bleibt. Solecki berichtet von einem Kaufpreis, der um die 275 000 Euro liegen soll. Und dieser würde sich über die Mieteinnahmen refinanzieren.
Nach einer Übernahme hätte die Stadt dann drei Jahre Zeit, um eine zukunftsträchtige Lösung auf den Weg zu bringen, findet Solecki. Ob dies mit Hilfe eines Investors oder aus städtischer Hand geschieht, müsse in dieser Zeit entschieden werden. „Und nicht jetzt sofort“, ergänzt der Linke.
„Bei der langfristigen Lösung bin ich nach allen Seiten offen“, sagt Solecki. Sollte die Stadt ein eigenes Projekt — zum Beispiel wie angedacht mit Standesamt, VHS und Gastronomie — umsetzen, bringt der Linken-Fraktionschef Fördermittel des Landes ins Spiel. „Nach meiner Kenntnis sind da sicher bis zu 50 Prozent drin“, sagt Solecki. Insofern würde sich die geschätzte Investionssumme zwischen sieben und zehn Millionen Euro halbieren. „Und dann müssen wir halt sehen, ob wir das stemmen können und wollen.“
Die Freien Wähler Kempen (FWK) haben im Vorfeld der entscheidenden Sondersitzung des Rates am 6. Februar noch keinen Beschluss zur Abstimmung gefasst. „Wir setzen uns am 25. Januar in einer Sondersitzung der Fraktion zusammen“, sagt Fraktionschef Udo Kadagies, der ergänzt, dass sich die Freien Wähler schon seit Jahren intensiv mit der Zukunft der Burg befassen. Bei allen Überlegungen macht Kadagies deutlich, dass der Kreis Viersen als derzeitiger Eigentümer nicht aus der langfristigen Verantwortung entlassen werden dürfe. „Sei es zum Beispiel in dem Modell als Ankermieter über die VHS — das wäre das Mindeste“, sagt Udo Kadagies.
So wie Solecki sieht auch Kadagies derzeit noch keinen großen Druck. Um eine langfristige Lösung gehe es erst ab 2021.
Die CDU wird in Kürze auf ihrer Klausur zum Thema beraten und dann eine Entscheidung treffen. Die Grünen haben sich bereits für eine städtische Übernahme der Burg ausgesprochen, um — auch unter einer möglichen Einbeziehung eines Investors — eine Lösung zu finden. Die FDP sieht derzeit keinen Grund für ein städtisches Engagement und will das Feld — Stand jetzt — einem Investor überlassen. Die SPD hat für morgen zu einer Pressekonferenz eingeladen.
Aus der Privatwirtschaft hat bislang öffentlich nur die Straelener Firma Tecklenburg ihr Interesse bekundet (die WZ berichtete exklusiv). Laut einer Marktanalyse des Kreises Viersen von 2016 gibt es neun Interessenten, die sich ein Engagement in der Burg vorstellen können. Offen ist aber, wie ernst das Interesse der einzelnen Unternehmen ist.
Und was meinen Sie, liebe Leserinnen und Leser? Morgen von 10.30 bis 11.30 Uhr diskutieren wir bei der „Redaktion vor Ort“ über die Zukunft der Kempener Burg. WZ-Mitarbeiter sind auf dem Buttermarkt — am Rande des Wochenmarktes. Sie können uns Ihre Meinung auch per E-Mail senden:
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