Bus-Scouts: Zur Persönlichkeit gereift
Konflikte in Bussen gelöst: Für ihr Engagement sind junge Leute ausgezeichnet worden.
Kempen. Ein Fünftklässler, der von einem "Großen" vom Sitzplatz geschubst wird. Eine Gruppe Jugendlicher, die mit Edding auf die Fensterscheibe malen. Szenen wie diese gehören auch in Kempener Schulbussen zum Alltag, jagen jüngeren Schülern Angst ein und fügen den Stadtwerken Krefeld (SWK) als Träger der Buslinien Schäden bis zu 100 000 Euro im Jahr zu.
"In den letzten zwei Jahren sind Rangeleien und Sabotage-Akte deutlich zurückgegangen", freut sich SWK-Sprecherin Beate Hake. Grund dafür sind die Fahrzeug-Scouts: Schüler, die ausgebildet wurden, Konflikte im Schulbus zu lösen und die Fahrt zur Schule sicherer und stressfreier zu gestalten.
Beate Hake, SWK-Projektleiterin
Die Kempener Pioniere in Sachen Bus-Scout begannen ihren Dienst als Achtklässler im September 2005, nun stehen die Schüler von Real- und Martin-Schule kurz vor ihrem Abschluss und wurden gestern Morgen feierlich verabschiedet. "Die Jugendlichen haben sich in den zwei Jahren als Scouts merklich verändert, sie sind selbstbewusster und verantwortungsvoller geworden", stellt Beate Hake zufrieden fest.
Und auch den Schülern selbst ist anzumerken, dass sie ihre Aufgabe ernst genommen haben. "Zuerst hatte man ein bisschen Angst, dass die anderen nicht mitziehen und einen nicht ernst nehmen", erinnert sich Dominik Czaplinski. "Im Endeffekt war es dann aber leichter, vor Ort im Bus Konflikte zu lösen als im Rollenspiel während der Ausbildung."
Die Ausbildung der Fahrzeug-Scouts fand an drei Samstagen mit je sechs Stunden statt. "Es wurde trainiert, Störenfriede gezielt anzusprechen und Konflikte zu deeskalieren. Mit Rollenspielen haben wir den Schülern vermittelt, wie eine heikle Situation mit Worten entschärft werden kann und wie man sich im Zweifel aus einer Notsituation rettet", beschreibt Hake das Konzept.
Die Scouts sind immer zu zweit unterwegs und haben die Anweisung, bei ganz unbelehrbaren Zeitgenossen lieber aufzugeben und das Problem an Lehrer oder die Polizei weiterzuleiten. Solche Situationen seien aber keineswegs an der Tagesordnung, versichern Dominik und seine Kollegen Natalie Heups und Pascal Fassbender.
Noch nicht einmal seinen Fahrzeug-Scout-Ausweis habe er oft zücken müssen, erinnert sich Pascal. Er weiß: "Es liegt an uns, wie wir rüberkommen." In der Schule haben sich die Scouts am Anfang ihrer Tätigkeit persönlich und mit Info-Plakaten vorgestellt, so dass die anderen Schüler Bescheid wussten, wer im Bus auf die Sicherheit achtet. "Dann hat es auch funktioniert", freuen sich die jetzigen Ehemaligen, ebenso wie Beate Hake.
Grund genug, die ausscheidenden Streitschlichter zu ehren und Präsente zu überreichen - und natürlich das Fahrzeug-Scout-Zertifikat, das in den letzten zwei Jahren in der jeweiligen Schule unter Verschluss gehalten wurde. Ausgestellt wird es bereits nach Beendigung der Ausbildung, verliehen wird es jedoch nur dem, der auch tatsächlich die zwei Jahre als Bus-Scout aktiv war.
"Dieses Zertifikat kann bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz ungemein helfen", betont Hake. Schließlich seien die typischen Bus-Scout-Tugenden wie Verantwortungsbewusstsein, Zuverlässigkeit und soziales Engagement wichtiger denn je.
Dauer Seit zwei Jahren macht die Stadt Kempen gute Erfahrungen mit Bus-Scouts.
Teilnehmer Alle weiterführenden Schulen beteiligen sich an der Aktion.
Team Zum ausgebildeten Team gehören 15 Siebt- und Achtklässler.
Schüler In Kempen sind die Scouts in stark genutzten Linien mit täglich 750 Schülern aktiv.
Federführung Die Aktion wird von den SWK durchgeführt und vom Schulamt Kempen begleitet.