Europawahl im Kreis Viersen Nach der Wahl: Berger schafft es knapp – Grüne gewinnen Kempener Stimmbezirke

Kreis Viersen · Die Ergebnisse der Europawahl haben den politischen Kreis Viersen erschüttert.

Stefan Berger wechselt nach Brüssel und Straßburg.

Stefan Berger wechselt nach Brüssel und Straßburg.

Foto: CDU

Als Stefan Berger innerhalb der NRW-CDU seinen Listenplatz sechs zur Europawahl ergattert hatte, war für die meisten Beobachter – der Autor dieses Textes ist eingeschlossen – klar, dass der Schwalmtaler es ins EU-Parlament schaffen wird. Weil das CDU-Ergebnis am Sonntag aber dermaßen in den Keller gegangen ist, musste der Niederrhein-Kandidat der Christdemokraten bis zum frühen Montagmorgen zittern. Um 4.23 Uhr erfuhren die CDU-Politiker davon, dass sechs ihrer NRW-Vertreter nach Brüssel dürfen. Und somit auch der Landtagsabgeordnete Berger – als letzter auf der Liste.

Um kurz nach 5 Uhr habe er selbst davon erfahren, dass er es geschafft hat, so Berger am Montagmorgen im Gespräch mit der WZ. „Ich bin froh und erleichtert“, sagte der Schwalmtaler, der seit 2000 im Landtag sitzt. Bei aller persönlichen Freude stimmt ihn das CDU-Gesamtergebnis nicht fröhlich. „Wir hatten im Wahlkampf viele Störfeuer. Nicht zuletzt dieses YouTube-Video“, so Berger. Auf die Anforderungen aus dieser Richtung müsse die CDU Antworten finden, ohne „irgendwelchen YouTubern hinterherzulaufen“.

Ein großes Lob sprach Berger allen CDU-Wahlkämpfern am Niederrhein aus: „Wir haben hier einen hervorragenden Wahlkampf gemacht. Und wir liegen über dem Bundesergebnis. Das ist gut.“ Das Abenteuer Brüssel beginnt für Berger am Dienstag. Dann sei die erste Fraktionssitzung an seinem neuen Arbeitsplatz. Den „alten“ als Abgeordneter in Düsseldorf wird Berger übrigens auch noch bis Sommer behalten. Schließlich stehe das amtliche Endergebnis auf EU-Ebene wohl erst im Juli fest. Sein Landtagsmandat wolle er im Sommer niederlegen. Dieses Verfahren sei genau mit der Partei abgesprochen.

Nicht zuletzt angesichts dieser persönlichen Zitterpartie ist klar, dass die Europawahl auch in den Kommunen des Kreises Viersen die politische Welt erschüttert hat. Der sonst so schwarze Niederrhein ist grüner geworden. Und die SPD steht vor einem Scherbenhaufen. Ein Blick auf die Ergebnisse in Kempen, Grefrath, Willich und Tönisvorst bestätigt den Trend im Kreis Viersen.

Im Vergleich zur Wahl 2014 stürzt die CDU in Kempen von 41,7 auf 32,0 Prozent ab. Gleichzeitig steigt der grüne Balken in Kempen auf 25,1 Prozent. Es gibt in Kempen sogar Stimmbezirke, in denen die Grünen vor der CDU liegen. So zum Beispiel im Wahllokal St. Peter-Stift im Kempener Süden. Dort wählen unter anderem die Bewohner der „neuesten“ Wohngebiete (Frauenviertel, An der Kreuzkapelle). Die Grünen sind dort mit 33,2 Prozent stärkste Kraft vor der CDU mit 29,8 Prozent. Dort haben junge Familien und Erstwähler womöglich für dieses überraschende Resultat gesorgt. Auch im Wahllokal „Grundschule Wiesenstraße“ liegen die Grünen mit 31,6 Prozent vor der CDU (29,1). Ebenso in der Innenstadt (Rathaus): Grüne 26,5 und CDU 26,0 Prozent.

Die SPD hat auch in Udo Schiefners Heimatstadt ein Desaster erlebt. Der Kempener Bundestagsabgeordnete hat das Abschneiden der Sozialdemokraten selbst so bezeichnet. Die SPD erreicht in Kempen 16,9 Prozent. Die FDP, die in Kempen meist über dem Kreisergebnis liegt, kommt auf 8,1 Prozent. Die AfD liegt in Kempen unter dem Kreisergebnis und kommt trotz eines Ortsverbandes Kempen-Grefrath nur auf 6,5 Prozent. Die Linke holt 2,9 Prozent.

Zwar auf einem geringen Niveau, aber in Grefrath fahren CDU und SPD etwas bessere Ergebnisse ein als im Kreis. Die CDU holt in der Niersgemeinde 33,3 Prozent, die SPD 18,0 Prozent. Die Grünen kommen auf 21,8 Prozent. Die FDP erreicht 7,8 Prozent, die AfD 6,9. Die Linke kommt auf 2,9 Prozent.

In Tönisvorst sind die Grünen ähnlich stark wie in Kempen und erreichen 24,9 Prozent. Die CDU kommt auf 31,2 Prozent. Die Sozialdemokraten holen 16,7 Prozent. Die FDP liegt in Tönisvorst mit 7,6 Prozent knapp vor der AfD (7,1 Prozent). Die Linke erreicht 3,2 Prozent.

In Willich landet die SPD ganz tief im Keller – mit 14,1 Prozent.  Im Kreis Viersen schnitten die Sozialdemokraten nur in Schwalmtal (14,0) noch schlechter ab. Die CDU erreicht in Willich 31,9 Prozent. Die FDP schafft 8,8 Prozent, die AfD 6,8. Die Linke kommt auf 3,1 Prozent.