Kultur in Kempen Cello-Gipfel als „Klassentreffen“

Kempen · Sechs Vertreter der Celloelite hatten ihr jüngstes „Klassentreffen“ in der Paterskirche.

Sechs bekannte Cellisten waren am Sonntagabend in der Kempener Paterskirche zu hören.

Sechs bekannte Cellisten waren am Sonntagabend in der Kempener Paterskirche zu hören.

Foto: Norbert Prümen

. (oeh) „Wir spielen nur, was uns Freude macht und hoffen, dass es auch Ihnen gefällt“, so begrüßte Nikolaus Trieb die Zuhörer. Der Initiator des „Cello-Gipfels“ erzählte von den Anfängen dieser außergewöhnlichen Musiziergemeinschaft, als die mitwirkenden Cellisten noch Studenten in der legendären Cello-Klasse des David Geringas in Lübeck waren. Seither treffen sich die sechs Kollegen, soweit es ihre prall gefüllten Terminkalender erlauben, quasi in der Form eines Klassentreffens, musizieren miteinander und geben gelegentlich auch mal ein Konzert.

Es sind Claudio Bohórquez, Solist und Professor an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin, Jens Peter Maintz, Solocellist des Lucerne Festival Orchesters, Christian Poltéra, weit gereister Solist und ausgewiesener Kammermusiker, Wolfgang Emanuel Schmidt, der ebenfalls solistisch und mit kleinen Ensembles weltweit unterwegs ist, der Schweizer mit taiwanesischen Wurzeln Wen-Sinn Yang – auch er ein gefragter Solist berühmter Orchester –, und der schon erwähnte Nikolaus Trieb. Dieser ist seit 30 Jahren Solocellist der Düsseldorfer Symphoniker und Dozent an der dortigen Musikhochschule.

Da für mehrere Celli so gut wie keine Originalkompositionen existieren, mussten die Interpreten auf Bearbeitungen zurückgreifen. Dabei bewiesen sie eine glückliche Hand und zeigten, dass sie nicht von Berührungsängsten geplagt werden. Manuel de Falla war mit spanischen Liedern vertreten, Werner Thomas-Mifune (*1941) setzte Carmen-Melodien geschickt für Celli in Szene (ein Cellist war hier für das obligate Tambourin zuständig), das berühmte „Intermezzo“ aus „Cavalleria rusticana“ durfte nicht fehlen, und mit der Ouvertüre zu Rossinis „Barbier“ landeten vier der Musiker einen ersten umjubelten Höhepunkt. Der in Amerika wirkende, in Deutschland aber völlig unbekannte Victor Herbert (1859-1924) hat beste Unterhaltungsmusik mit Operetteneinschlag geschrieben, und die Jazz-Bearbeitung des „Rondo alla Turca“ erwies sich als Publikums- Volltreffer.

Zwei der Cellisten, denen großer Beifall galt, widmeten sich mit staunenswerter Virtuosität dem Hexenwerk der „Moses“-Variationen von Niccolò Paganini, und der Zarah-Leander-Song „Nur nicht aus Liebe weinen“ drückte augenzwinkernd auf die Tränendrüsen. Die Filmfreunde hatten Spaß an einem 007-Medley, der „Schwan“ aus Saint-Saëns‘ „Karneval der Tiere“ kam behutsam daher, und zum Schluss gab es eine Walzer-Collage, die mit Absicht herrlich schräg war.

Nur eine Zugabe gewährten die mehr als gut gelaunten Instrumentalisten als Dank für den donnernden Applaus – „Nach einem Traum“ von Gabriel Fauré. Das Publikum hätte sicher gerne noch weiter geträumt.