Sekundarschule Grefrath Schüler sollen Lust am Handwerk finden
Grefrath · Die Sekundarschule Grefrath hat als erste Schule im Kreis Viersen eine Werkhalle. Fast drei Millionen Euro hat sie gekostet.
Von außen sieht es aus wie ein ganz normales Schulgebäude, das in Holzmodulbauweise entstanden ist. 900 Quadratmeter groß, eingeschossig und schön anzusehen, steht es hinter dem Altbau der Grefrather Sekundarschule auf der Fläche, wo einst die Container standen, die unter anderem das M.U.M. beherbergten und in denen danach auch Unterricht stattfand. Wer aber durch die große Glastür eintritt, der staunt: Hochmoderner Industriecharakter ist angesagt, wobei in dem Komplex gleich mehrere geräumige und bestens ausgestattete Fachräume zu finden sind. „Wir haben hier einen Kreativ- und einen Technikbereich“, informiert der stellvertretende Schulleiter Tobias Schmitz, öffnet eine Tür und gibt den Blick frei auf einen Holzmaschinenraum, der den Eindruck vermittelt, als würde man mitten in einer Schreinerei stehen.
Modernste große Maschinen, angefangen von der Kreis- über die Bandsäge bis hin zur Fräse und dem Abdichtedickenhobel sind zu sehen. Im benachbarten Metallmaschinenraum sind es unter anderem die Drehbank, der Schweißtisch mit Absaugung sowie die Metall- und Bandsäge, die ins Auge stechen. Große Fenster gehen von beiden Vorbereitungsräumen in die eigentlichen Schülerräume ab, die ebenfalls bestens ausgerüstet sind. Dazu gehören auch Werkbänke für Linkshänder.
Im Technikraum wartet der 3D-Drucker auf seinen Einsatz
„Wir setzen bei den Arbeitsmaterialien, die jeder Schüler am Werktisch benötigt, auf der Blocksystem“, sagt Schmitz und deutet auf einen geöffneten Werkschrank, in dem Zangen, Feilen und Co. ordentlich aufgereiht in Holzblöcken stehen. Stromampeln baumeln von der Decke. Im Technikraum wartet der 3D-Drucker auf seinen ersten Einsatz. Auf einem riesigen Vorführtisch stehen dort zudem die verschiedenen Roboter, die im Unterricht von den Schülern über die Laptops programmiert und ausprobiert werden.
Im Kreativbereich sind der Musikraum als auch der Raum für das Fach „Darstellen und Gestalten“ zu finden. Letzterer kann vollverdunkelt werden, sodass auch Schwarzlicht zum Einsatz kommen kann. In Sachen Kunst sind zudem Töpfer- und Glasfusingöfen anzutreffen.
Die neue Werkhalle der Sekundarschule ist allerdings mehr als nur ein Schmuckstück für den Fachunterricht. Sie ist wegweisend in die Zukunft gerichtet. „Hier wird nicht nur Unterricht an sich stattfinden, sondern wir möchten gemeinsam mit Kooperationspartnern die Schüler an das Handwerk heranführen und ihnen Kontakte zu den zu Betrieben vermitteln“, sagt Schulleiter Christian Rütten. Mittelständische Betriebe aus der Region brauchen Nachwuchs. Die Schule an der Dorenburg möchte den Unternehmen die Chance geben, mit praktischem Arbeiten auf die Berufsvielfalt aufmerksam zu machen und auf diesem Weg Schüler für das Handwerk zu begeistern.
Das Handwerk als solches findet schon seine Darstellung in der neuen Werkshalle. Die Versorgungsleitungen laufen offen auf den Wänden und Decken. Die Decke präsentiert das Balkenwerk sichtbar, und die Tragwerkstruktur zeigt stückweise offenes Mauerwerk. „Die Schüler sollen sehen, was Hausinstallation und einen Bau ausmachen. Das ist Handwerk“, sagt Schmitz.
Generell wurde die Werkhalle von der Nutzung ausgehend gebaut. „Wir hatten hier keinen Architekten, der sich in einem Gebäude verwirklicht hat, und wir hätten schauen müssen, wie wir es optimal nutzen können. Wir wurden gefragt, was wir brauchen, und danach ist gebaut worden“, berichtet Rütten. Federführend als Bauleiter und Bindeglied zwischen Schule, Gemeinde und Baufirmen war Schmitz. Die vergangenen fünf Jahre begleitete ihn die Werkshalle vom ersten Gedanken an. „Es ist mein Baby“, meint Schmitz lachend.
Der erste Gedanke kam seinerzeit auf, da die alten Werkräume im Keller der Schule aufgrund eines Feuchtigkeitsschadens nicht mehr nutzbar waren. Zudem fehlten Klassenräume, weil spezielle Fächer aus dem Wahlpflichtbereich dazu gekommen waren, die es an der früheren Hauptschule nicht gegeben hatte. Erste Planungen, der Beschluss, die Ausschreibungen, der Baustart – alles nahm seinen Weg. Zusammen mit dem Bauamt der Gemeinde starteten die Arbeiten, die sich am Bedarf der Schule orientierten. Knapp drei Millionen Euro kostete die nach neusten energetischen Aspekten gebaute Werkhalle samt Ausrüstung. Der Neubau stellt ein Alleinstellungsmerkmal für die Sekundarschule dar, das es in der Schullandschaft im Kreis Viersen in dieser Form bislang nicht gibt. Mit der neuen Werkhalle ist die Schule an der Dorenburg zudem komplett barrierefrei. Alle Fachräume sind ebenerdig zu erreichen. Wobei der Neubau auch über eine großzügige barrierefreie Toilette mit automatischer Tür verfügt.
Ein erster Kooperationspartner ist bereits vorhanden. Das Grefrather Repair-Café wird einmal im Monat im Metallwerkraum anzutreffen sein und den Reparaturservice anbieten.