Warnung des Krisenstabs Corona-Tests im Kreis Viersen: Kapazitäten drohen nicht auszureichen
Kreis Viersen · Beim Start in Kempen hatten viele Patienten nur geringe oder gar keine Symptome. Die Labore werden so überlastet. Unterdessen steigt die Zahl der Infizierten. Willich hat mit 22 die meisten Fälle.
Die Zahl der Corona-Infizierten im Kreis Viersen steigt – wie erwartet – weiter an. Am Mittwoch teilte der Krisenstab des Kreises mit, dass 57 Menschen mit dem Virus infiziert sind (Stand Mittwoch, 12.20 Uhr). Eine Frau aus Viersen wird bereits als genesen bezeichnet. Am stärksten betroffen ist weiterhin das Willicher Stadtgebiet. Dort wurden am Mittwoch 22 Infizierte gezählt; am Dienstag waren es noch 16. In Viersen und Kempen gibt es je neun Infizierte. In Grefrath gibt es sechs Fälle, in Tönisvorst fünf, in Niederkrüchten drei, in Schwalmtal zwei und in Brüggen und Nettetal je einen Fall. In der Seenstadt wurde damit am Mittwoch der erste Fall registriert.
Wegen des stetigen Anstiegs in Willich, hat sich der Krisenstab am Mittwoch dazu entschlossen, dass das mobile Diagnosezentrum am Freitag in Willich eingesetzt wird. Eigentlich war die rollierende Reihenfolge Kempen-Viersen-Lobberich vorgesehen. Auf WZ-Anfrage hatte Dezernentin Katharina Esser aber schon am Dienstag angekündigt, dass je nach Fallzahlen Änderungen vorgenommen werden können.
„Auf das Corona-Virus getestet werden in Willich am Freitag zwischen 13 und 16 Uhr Bürgerinnen und Bürger im Kreis, bei denen ein begründeter Verdacht auf Infektion besteht. Eine vorherige Anmeldung durch einen Arzt/eine Ärztin und eine entsprechende Überweisung sind erforderlich“, so der Kreis. Das Zentrum wird auf dem Schützenplatz in Alt-Willich, Bahnstraße, aufgebaut. Somit entfällt der Freitags-Termin in Kempen. Am Donnerstag bleibt es beim Termin in Lobberich, Werner-Jaeger-Sporthalle, An den Sportplätzen 2. Wie es nächste Woche weitergeht, wird der Kreis Viersen noch mitteilen.
Zum Auftakt am Dienstag in Kempen war der Andrang riesig (die WZ berichtete). Zwei Ärzte nahmen mehr als 400 Proben von Patienten. Im Laufe des Donnerstags sollen beim Gesundheitsamt die Ergebnisse des Dienstags vorliegen.
Der Kreis Viersen und die Kassenärztliche Vereinigung (KV) appellieren an die niedergelassenen Ärzte und an die Bürger, verantwortlich mit den Kapazitäten des neuen mobilen Untersuchungszentrums umzugehen. „Am ersten Tag beim Einsatz in Kempen hat sich gezeigt, dass viele Überweisungen ausgestellt wurden, ohne einen konkreten Verdachtsfall begründen zu können“, sagt der Kempener Hausarzt Dr. Arndt Berson. „Dies müssen wir dringend verbessern und uns viel strenger an die Richtlinien des Robert-Koch-Instituts halten.“ Andernfalls würden die Ressourcen in den Laboratorien, die die Tests auswerten, nicht für die wirklich nötigen Fälle ausreichen.
Klare Worte vom Kempener Arzt Arndt Berson: „Das geht nicht!“
Zahlreiche Patientinnen und Patienten hätten sich in Kempen testen lassen, obwohl sie lediglich minimale Symptome ohne Fieber gezeigt hätten, oft hätten sie keinen Kontakt mit Infizierten gehabt oder sich vorher in Risikogebieten aufgehalten, so Berson weiter. Außerdem hätten Arbeitgeber Mitarbeiter ohne Symptome zur Untersuchung geschickt, sogar, wenn diese bereits einmal negativ getestet worden waren. Arndt Berson: „Das geht nicht!“
Unterdessen wurden am Mittwoch in den Kommunen die weiteren Erlasse des Landes umgesetzt. Spiel- und Bolzplätze sind nun in allen Städten und Gemeinden geschlossen. Zudem dürfen Geschäfte und Cafés nicht mehr öffnen. Ausgenommen sind Läden des täglichen Bedarfs wie Supermärkte. Restaurants dürfen nur noch von 6 bis 15 Uhr öffnen sowie Abhol- und Lieferdienste anbieten. Nach diesen weiteren Einschränkungen reagieren zahlreiche Einzelhändler und Gastronomen mit Online-Angeboten und Lieferdiensten. Lesen Sie dazu einen Artikel auf Seite 19.
Außerdem erreichten die Redaktion weitere Veranstaltungsabsagen. In diesem Zusammenhang wirbt die WZ um Verständnis, dass diese Nachrichten ob der Masse derzeit nicht alle veröffentlicht werden können.
Ausfallen wird der CDU-Kreisparteitag, der für Samstag, 28. März, in der Albert-Mooren-Halle in Oedt geplant war. Dort sollten die Kandidaten für den Kreistag und Andreas Coenen als CDU-Landratskandidat für die Kommunalwahlen gewählt werden.
Die Kempener Grünen haben alle Veranstaltungen bis 19. April abgesagt. Dadurch fällt auch die Verleihung des Ehrenamtspreises „Steckenpferd“ an Lizzy Aumeier, Sprecherin der Kempener Fridays-for-Future-Bewegung, aus.
Auch in der katholischen Kirchengemeinde St. Benedikt in Grefrath finden derzeit keine Gottesdienste statt. Die Kirchen sind zum Gebet zu bestimmten Zeiten geöffnet. Die Kinderkartage und Chorproben sind abgesagt, die Erstkommunionfeiern werden verschoben.