Gut Heimendahl Haus Bockdorf wird saniert
Kempen. · Das Gebäude auf Gut Heimendahl in Kempen bekommt zurzeit ein neues Dach.
Schiefer aus England, Handwerker aus den Niederlanden und ein Architekt aus Krefeld. Auf Gut Heimendahl am Krefelder Weg in Kempen-Unterweiden geht es derzeit international zu. Das historische Haus Bockdorf ist seit einigen Wochen eingerüstet. Das in die Jahre gekommene Dach des alten Herrenhauses wird saniert. Möglich machen dies Zuschüsse aus verschiedenen Fördertöpfen.
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz steuert zusammen mit West-Lotto 100 000 Euro bei. Das Geld stammt dabei aus Erlösen der Lotterie „Glücksspirale“. Weitere 50 000 Euro stellt das Land Nordrhein-Westfalen aus einem Förderprogramm für Baudenkmäler zur Verfügung. Mit insgesamt 120 000 Euro, aufgeteilt in jeweils 60 000 Euro für die beiden Bauabschnitte, leistet der Verein der Freunde und Förderer der Denkmalpflege von Haus Bockdorf einen großen Beitrag zur Dachsanierung. Insgesamt belaufen sich die Kosten für den ersten Bauabschnitt auf 250 000 Euro. Der zweite, kleinere Abschnitt wird mit Kosten von rund 150 000 Euro etwas günstiger ausfallen.
Viele Jahre lang konnte das Dach des unter Denkmalschutz stehenden Herrenhauses nur notdürftig – in der Regel mit Betonziegeln – repariert werden. „Ohne die jetzige großzügige finanzielle Unterstützung könnten wir das Dach nicht in seinen Ursprungszustand versetzen, sondern würden weiterhin nur Flickarbeit leisten“, sagt Gutsherr Hannes von Heimendahl.
So aber kann das Herrenhaus, das zum denkmalgeschützten Ensemble von Gut Heimendahl gehört, bald wieder in alter Pracht erstrahlen.
„Wir haben es mit einer sehr komplizierten Dachkonstruktion zu tun“, erklärt der beauftragte Architekt Frank Frieberg aus Krefeld. Haus Bockdorf hat eine Kombination aus mehreren Dachflächen in verschiedenen Höhen. Es handelt sich um zwei größere Satteldächer, eine kleinere Variante und zwei weitere Dachflächen zwischen den eigentlichen Satteldächern. Dazu kommen der große und der kleine Turm sowie der Treppenturm.
Daher wird auch in zwei Abschnitten gearbeitet. Im ersten Bauabschnitt werden zunächst die Satteldächer als solche erneuert. Danach sollen die beiden Türme folgen. Ganz wichtig: Es wird Originalmaterial verwendet. Das heißt, Haus Bockdorf erhält wieder ein Dach aus Hohlziegeln und Schieferplatten. Wobei der anthrazitfarben-bläuliche und rote Schiefer aus England kommt und zwar aus Wales. Von dort stammte er seinerzeit auch, als der Ur-Ur-Großvater von Hannes van Heimendahl Haus Bockdorf bauen ließ. „Das alte Dach hat 140 Jahre gehalten. Wir setzen auf das gleiche bewährte Material und hoffen, dass in über 100 Jahren andere Menschen sich an der Dachansicht erfreuen“, sagt Hannes von Heimendahl.
Im Zuge der Sanierung erhält das Dach von Haus Bockdorf auch wieder Turmgauben. Diese zierten einst das Dach über den Fensterachsen, wie alte Fotos vom Herrenhaus zeigen. Die zwölf Turmgauben werden gerade gebaut. Fertig ist dagegen der Unterbau fürs neue Dach. Die alte Konstruktion ist in Teilen noch vorhanden, wurde im gesamten Dachbereich ergänzt und erneuert.
Die Fachfirmen, mit denen auf Gut Heimendahl zusammengearbeitet wird, kommen aus den Niederlanden. Es handelt sich um das Zimmermannunternehmen Zandenbouw und die Firma Kemmenade, die sich mit der Schiefereindeckung des Daches befasst. Beide Unternehmen sind Spezialisten für Denkmäler. Sie arbeiten vor allem an Kirchen und Klöstern.
Elisabeth Jansen von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und Regionalleiter Andre Bentz von West-Lotto zeigten sich beim Ortstermin in Kempen von dem historischen Gebäude beeindruckt. Denn trotz Einrüstung hat Haus Bockdorf nichts von seinem imposanten Eindruck verloren. „Wir freuen uns, dass wir dazu beitragen können, das historische Ensemble zu erhalten“, betonte so auch Elke Müller-Hüwen, Geschäftsführerin vom Verein der Freunde und Förderer der Denkmalpflege von Haus Bockdorf. Der Verein unterstützt seit 1987 die Gutsverwaltung und hat seitdem etliche Projekte auf der Gutsanlage mit umgesetzt.