Das „breite Feld“ des Marcus Beyer

Der neue Technische Beigeordnete hat vor rund zwei Wochen seinen Dienst in Kempen angetreten. Er kenne schon einige Herausforderungen und auch Probleme.

Foto: Kurt Lübke

Kempen. Erster Beigeordneter Hans Ferber wählte den gerne genommenen Vergleich zum Fußball: „Spieler wechseln nun mal den Verein. Das ist bei Führungskräften in der Verwaltung nicht anders.“ Ferber spielte damit darauf an, dass der neue Kempener Technische Beigeordnete Marcus Beyer aus der Nachbarstadt Tönisvorst gewechselt ist. „Ich hoffe, dass die Kollegen in Tönisvorst uns das nicht übel nehmen“, so Ferber, der den derzeit erkrankten Bürgermeister Volker Rübo an der Verwaltungsspitze vertritt. In Kempen ist man überzeugt davon, durch den Beyer-Wechsel einen guten Griff getätigt zu haben. „Herr Beyer passt optimal in unser Anforderungsprofil“, so Ferber.

Diese Wertschätzung gab Marcus Beyer dann bei seiner offiziellen Vorstellung in einer Pressekonferenz gleich zurück. Von den Kolleginnen und Kollegen im Rathaus sei er hervorragend aufgenommen worden, so der 44-jährige Krefelder. Es seien schon intensive erste 14 Tage gewesen: „Ich habe schon viel über die Aufgaben, Herausforderungen und auch die Probleme hier gelernt.“

Hierarchisch und finanziell hat sich Marcus Beyer verbessert. Bei der Stadt Tönisvorst war er fünf Jahre Fachbereichsleiter „Immobilien und Stadtverwaltung“. In der Nachbarstadt, die mit knapp 30 000 rund 5000 Einwohner weniger hat als Kempen, gibt es in diesem Bereich keine Beigeordnetenstelle. Letztlich sei es aber die Attraktivität und die Fülle an spannenden Aufgaben gewesen, die ihn an Kempen gereizt hätten, so Beyer. „Ohne den Tönisvorstern zu nahetreten zu wollen, aber die Bedeutsamkeit Kempens ist um einiges größer“, sagt der neue Chef von rund 130 Mitarbeitern im Dezernat D.

Beyer machte aber auch keinen Hehl daraus, dass er die Entscheidung der Stadt Tönisvorst, die Untere Bauaufsicht an den Kreis Viersen abzugeben, nicht glücklich findet. Auch wenn das sicher nicht der entscheidende Grund für den Wechsel nach Kempen gewesen sei. „Ich freue mich aber darauf, dass ich diese Aufgabe in Kempen wieder machen darf“, so der neue Dezernent.

Beim Blick in die Zukunft nannte Marcus Beyer unter anderem die städtebauliche Entwicklung im Kempener Westen als große Herausforderung. Dort habe sein Vorgänger Stephan Kahl hervorragende Arbeit geleistet, die es nun fortzuführen gelte. Bis etwa 2020 soll ein Konzept zur Erschließung eines neuen Wohngebietes stehen. Die nächsten Workshops mit Bürgern stehen an — Termine gebe es noch nicht.

Ferner nannte Beyer die „komplexe Aufgabe“ zur Neugestaltung des Schulcampus als spannend. Das Millionenprojekt soll und muss aus Sicht der Politik nun vorangetrieben werden. „Wir sind auch dort jetzt in der verwaltungsinternen Abstimmung“, so Beyer, der betonte, im „engen Austausch“ mit dem Schuldezernenten Michael Klee zu sein. Das soll zwischen Klee und Beyers Vorgänger zuletzt nicht mehr so gewesen sein. Eine Fahrgemeinschaft indes hätten die beiden Krefelder Klee und Beyer noch nicht gebildet. Zug- und Radfahrer Klee sowie Autofahrer Beyer müssten sich da noch abstimmen.

„Ich schätze aber sehr, dass man hier in Kempen vieles mit dem Fahrrad machen und kennenlernen kann“, so Beyer. Zum einen kenne er Kempen noch aus der Kindheit von Fahrradtouren, zum anderen mache er selbst regelmäßig mit Frau und Kindern Radausflüge von Krefeld nach Kempen. Und dann gibt es ja im Rathaus am Buttermarkt auch Diensträder. Auch die habe Beyer schon genutzt. „Die Kollegen haben mir schon einiges gezeigt. Allerdings muss ich immer noch Bilder zu Straßennamen zuordnen“, sagt der Technische Dezernent.

Wo die Burg steht, wusste Beyer sicher schon vor seinem Amtsantritt kurz nach Ostern. Und auch zum Projekt der Burgübernahme vom Kreis hat er sich schon seine Gedanken gemacht: „Ich halte die Entscheidung, das Wahrzeichen in eigener Hand haben zu wollen, für nachvollziehbar. Unter Berücksichtigung aller anderen wichtigen Aufgaben muss man als Verwaltung nun sehen, wie man das Projekt anpacken will.“ Kitas, Schulen, Rathaussanierung und -neubau, Stadtentwicklung — das seien nur einige Aufgaben im neuen „breiten Feld“ von Marcus Beyer. „Und eben ganz nebenbei die Burg“, ergänzt er. Beyer wolle mit seinem Team nach Lösungsansätzen suchen. „Dabei kommt sicher infrage, sich einen externen Partner an die Seite zu holen.“