Der Experte für alles Chinesische
Bernd Westermann hat ein Faible für China und sich mit den Jahren einiges an Wissen über Land und Sprache angeeignet.
Kempen. Das Interesse an neuen Dingen und Entwicklungen hat Bernd Westermann sein ganzes Leben lang angetrieben. Bis heute hält sich der inzwischen 73-jährige Kempener auf diese Weise fit. Und das auf durchaus ungewöhnliche Weise: Westermann beschäftigt sich mit allem, was mit China zu tun hat. Inzwischen kennt er sich so gut aus, dass er über seine Erfahrungen in der „Drachenpost“ berichtet. Dieses Magazin wird von der Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft Düsseldorf herausgegeben und erscheint viermal jährlich.
Das Interesse für China entwickelte sich bei dem früheren Lehrer für Mathematik und Informatik am Luise-von-Duesberg-Gymnasium (LvD) zufällig. „1999 berichtete mir eine damals zehnjährige Schülerin von ihrem Ferienaufenthalt in Peking“, erinnert sich Westermann. Damals hat er sich zum ersten Mal ernsthaft Gedanken über das Land gemacht, das er inzwischen gemeinsam mit seiner Frau 15-mal besucht hat. Die vielen Besuche in China wurden für die Westermanns einfacher, als 2002 ihre Tochter mit ihrem Mann aus beruflichen Gründen vier Jahre dort lebte.
So lernte das Ehepaar diese „reizvolle andere Welt“ Stück für Stück näher kennen. „Wir haben häufig bei chinesischen Familien gewohnt und sind auch 1000 Kilometer weit in kleine Dörfer im Hinterland gereist“, sagt Westermann. Bei diesen Reisen blieb ihm fast gar nichts anderes übrig, als sich auch mit der Landessprache zu beschäftigen. Etwa 1000 chinesische Zeichen beherrscht Westermann. Das reicht für den privaten Austausch in Wort und Schrift. Einmal 2000 Zeichen zu beherrschen — das hat sich Westermann vorgenommen. Er hat Sprachschulen in Peking und Shanghai besucht und später an der Universität Trier eine staatliche chinesische Prüfung abgelegt. Vor einigen Jahren war er für Krefelder Gymnasien Delegationsleiter in China und hat eine Partnerschaft des Kempener Thomaeums mit einer Stadt nahe Shanghai mit ins Leben gerufen. Am Thomaeum wird Chinesisch unterrichtet. Auch heute noch hält Westermann Vorträge und steht in ständigem Kontakt mit Freunden in China.
Neue Ideen und Entwicklungen haben Westermann auch schon zu seiner Zeit als Lehrer am LvD angetrieben, wo er bis zum Jahr 2002 unterrichtet hat. Schon 1981 war Westermann derjenige, der den ersten Informatikkurs an der Schule leitete. „Wir waren die ersten weit und breit“, sagt Westermann nicht ohne Stolz. „Der Anfang war schwer. Erst durch einen Förderverein, der 27 000 D-Mark spendete, konnten wir Computer anschaffen. Lehrbücher für Informatik gab es damals natürlich auch noch nicht.“
Mit seinen Schülern sorgte Westermann dafür, dass das Fach Informatik auch einen Bezug zur Praxis bekam. Bei mehreren Bundestags- und Kommunalwahlen erstellten sie für den Kreis Viersen Hochrechnungen. „Wir lagen immer goldrichtig“, sagt Westermann. Mitte der 90er-Jahre war es damit aber vorbei, weil die Kreisverwaltung mittlerweile selbst die Hochrechnungen erstellte und präsentierte. Danach beschäftigten sich Westermanns Schüler mit dem Thema Internet. Es wurde experimentiert und Projekte ins Leben gerufen. „Die Schüler haben Homepages entwickelt — darunter auch die erste der Stadt Kempen, die einige Jahre ,online’ blieb“, erinnert sich Westermann.