Es sind bewegte Cartoons, die er auf die Bühne bringt und denen er mit seinem Gesicht, mit seinen Bewegungen und seiner Mimik Leben einhaucht. Und obwohl der 55-Jährige in unzähligen Ländern umjubelt wurde, war sein Auftritt im Forum St. Hubert dennoch ein Risiko. Vergleichbares hatte es dort noch nie zu sehen gegeben. Um es vorweg zu nehmen: Der Venezianer kam hervorragend an. „So einen Applaus habe ich hier noch nie erlebt“, sagte am Schluss ein Zuschauer.

Als der Bühnennebel sich lichtete, tauchte eine Lichtgestalt und Ikone der 60er Jahre auf: Marilyn Monroe. Viele weitere Promis sollten folgen. Dass Ennio Marchetto nicht immer nach demselben Schema vorgeht, wurde gleich bei der zweiten Parodie deutlich: Da wirbelte er mit einem Bild über die Bühne, der Mona Lisa, der ihr sein Gesicht lieh und sein Lachen. Alles ging unheimlich schnell, mal füllte die weltbekannte Frau den Rahmen vertikal, dann horizontal aus.

Alles war geprägt von einem hohen Tempo, schnellen, präzisen Wechseln und einer enormen Spielfreude. Besonders faszinierend: Die Metamorphosen. Da wurden Teile der Pappkostüme, die mit einem Klettverschluss befestigt waren, gelöst und gewendet und an ganz anderer Stelle neu festgemacht. So entstand aus „Jesus Christ Superstar“ plötzlich Conchita Wurst.

Die Papierkostüme waren zum Teil als Baukastensystem konzipiert, bereit für die schnelle Verwandlung während der Performance. Die kleinste Maske, bestehend aus einem schwarzen Oberlippenbart und vorstehenden Zähnen machte Ennio Marchetto zu Freddy Mercury.

Der Traum, mit einfachen Mitteln, seine Identität zu wechseln, steckt wohl in jedem Kind. Ennio Marchetto hat sich diesen Traum nicht nur bewahrt, er lebt ihn auch. Auch das macht seine Show so faszinierend. rudi