Der Hitze-Ausnahmezustand

Eine Schule in Kempen hat ganz besonders mit den hohen Temperaturen zu kämpfen. Um 7.15 Uhr misst der Hausmeister dort über 30 Grad. Die Feuerwehr warnt vor Brandgefahr in der Region.

Kempen/Kreis Viersen. Wenn schon die kleinsten Bewegungen zu Schweißperlen auf der Stirn führen, dann ist es Zeit für Hitzefrei. In der Kempener Altstadt machte sich das mit einem sichtlich ruhigeren Treiben bemerkbar. An der Gesamtschule in Kempen war am Montag schon früh klar, dass der Unterricht nicht bis in den Nachmittag andauern wird.

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„Um 7.15 Uhr hat unser Hausmeister in der oberen Etage des Erweiterungsbaus schon 30,3 Grad gemessen“, sagt Schulleiter Uwe Hötter.

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Das sogenannte E-Gebäude ist 17 Jahre alt. Durch die Glaskuppel werden alle drei Etagen aufgeheizt. „Das ist eine ganz klare Fehlplanung“, sagt der Schulleiter. Der Mangel sei aber erst vor zwei Jahren richtig aufgefallen, da sonst die Hitzeperioden meist in den Sommerferien gelegen hätten.

Uwe Hötter, Leiter der Kempener Gesamtschule

Für die beiden Klassen in der obersten Etage des Erweiterungsbaus gibt es eine Art Notfallplan. „Wenn es zu heiß wird, können sie den Klassenraum wechseln“, sagt Hötter. Das sei am Montag nicht nötig gewesen: „Wir haben kräftig durchgelüftet, dann war es einigermaßen erträglich.“ Das Hochbauamt hatte bereits zugesagt, sich zeitnah um eine Lösung für das Hitzeproblem zu kümmern. Experten eines „namhaften Unternehmens“ seien bereits vor Ort gewesen, um sich ein Bild zu machen, so Hochbauamtsleiter Christian von Oppenkowski.

„Ende dieser Woche oder Anfang nächster Woche bekommen wir ein Angebot“, sagte er am Montag. Das werde dann der Verwaltungsspitze vorgelegt. Möglich sei beispielsweise eine zugeschnittene Konstruktion mit festen Lamellen. Auch ohne Hitzeschutz hätten die Schüler der Gesamtschule am Montag wahrscheinlich Hitzefrei bekommen. Bereits um 11.20 Uhr durften sie sich wahlweise ein schattiges Plätzchen suchen oder sich gleich in das kühle Nass eines Freibades stürzen.

Am Luise-von-Duesberg-Gymnasium durften manche Schüler hingegen doppelt schwitzen — die mündlichen Abiturprüfungen standen an. Wer nicht zur Prüfung musste, konnte am Mittag gehen. Auch die Erich Kästner Realschule reagierte mit Hitzefrei auf die sommerlichen Temperaturen.

„Angesichts dieser Temperaturen haben wir keine andere Möglichkeit gesehen“, sagt Schulleiterin Sieglinde Stroh. Raummessungen am Morgen hatten einfach zu hohe Temperaturen ergeben.“ Gerade in Räumen, die in der Sonne stehen, ist das extrem“, sagt Stroh. Im Freibad „De Bütt“ in Willich herrschte am Montag der Hitze-Ausnahmezustand. Am Nachmittag sei das Bad regelrecht überrannt worden, war aus der Verwaltung zu hören.

Das war offensichtlich sogar zu viel Andrang für die Technik, die die Besucherzahlen erfasst — die war zu diesem Zeitpunkt ausgefallen. Auch im Aqua Sol in Kempen war viel los. Betriebsleiter Wolfgang Wertschulte rechnete bereits am Vormittag mit „zirka 2500 bis 3500 Gästen“. Bereits am Sonntag hatten 2764 Gäste sich dort von den schwülen Temperaturen erholt. Die Tiere vom Gut Heimendahl ließen es ruhiger angehen.

„Da alle Tiere bei uns draußen gehalten werden, haben sie die Möglichkeit, sich einen Platz im Schatten zu suchen“, sagt Hannes von Heimendahl. Die gut 300 Schafe des Guts wurden bereits beim Hoffest auf die Hitzewelle vorbereitet.

„Es war genau richtig, dass wir sie vorletztes Wochenende geschoren haben — jetzt ist die Wolle runter“, sagte von Heimendahl. Außerdem sei es wichtig, die Ställe möglichst kühl zu halten. Enten und anderes Wassergeflügel haben zusätzlich die Möglichkeit genutzt, ein kleines Bad zu nehmen.