Der Sport ist im Umbruch
Vereine und Stadt stehen vor einer großen Herausforderung. Ein Zukunftsforum soll helfen, Probleme zu lösen.
Kempen. Demografischer Wandel, weniger ehrenamtliches Engagement, finanzielle Schwierigkeiten der Stadt, Rückgang der Mitgliederzahlen — der Sport und damit auch die Vereine stecken mitten in einem großen Umbruch. Politik und Verwaltung wollen darauf reagieren und die Zukunft des Sports in Kempen gestalten. Aus einem Sportstättenentwicklungsplan, der in Kempen seit Jahren fehlt, ist nun das „Zukunftsforum Sport“ geworden.
Unter anderem Vertreter von Politik, Stadtsportverband (SSV), Verwaltung und Schulen haben sich mit einem Experten eines Kölner Instituts getroffen. Die Vorstände der 35 Kempener Sportvereine waren nicht eingeladen. Nach Angaben der Verwaltung wäre der Kreis zu groß gewesen. Sportdezernent Michael Klee sieht den SSV bei diesem ersten Termin als Vertreter der Vereine an.
Nach der Auftaktveranstaltung mit dem Experten waren in der Sitzung des Sportausschusses alle Beteiligten zuversichtlich, etwas bewegen zu können. Es gab reichlich Lob — von „hilfreich“ bis „begeistert“.
Klee machte deutlich, die positive Stimmung zeitnah nutzen zu wollen: „Es gab viel Input. Dinge, die wir schon jetzt regeln können, sollten wir auch anpacken.“ Nach Angaben des Kölner Experten, Henrik Schrader, soll es in einem Zeitraum von etwa einem Jahr regelmäßige Treffen geben. Parallel sollen aber auch schon Ideen umgesetzt werden, so Klee.
Damit das Forum optimal funktionieren kann, müssen nach Ansicht der Verwaltung vier zentrale Aspekte geklärt werden.
Erstens: „Der Stadtsportverband muss als zentraler Ansprechpartner für die Vereine und Stadt gestärkt und etabliert werden.“ In den vergangenen Jahren war die Arbeit des SSV von Streitigkeiten geprägt. Zuletzt schien das Interesse zur Mitarbeit bei verschiedenen Vereinen gesunken zu sein. Bei der Versammlung im September waren nur sieben von 35 Vereinen vertreten. Im Vorstand ist der Posten des Geschäftsführers nicht besetzt.
Andreas von Brechan, seit 2012 SSV-Vorsitzender und seit 2014 Ratsherr der CDU, machte im Ausschuss deutlich, dass der Verband ein wichtiger Teil des „Zukunftsforums Sport“ sein will.
Zweitens: „Wie bringen wir mehr Bewegung in die Schulen?“ Diese Frage warf Michael Klee auf. Er trug das Beispiel vor, dass immer weniger Kinder rückwärts laufen können — „nach Angaben von Herrn Schrader haben 90 Prozent der Kinder Probleme damit“. Klee: „Das finde ich erschreckend.“
Drittens: Laut Klee muss innerhalb des Forums eine Projektgruppe etabliert werden: „Darin sollten die Hauptakteure vertreten sein. Zu viele Treffen im ganz großen Kreis sind nicht zielführend.“
Viertens: „Wir müssen klären, wie wir Sportler einbeziehen, die nicht in Vereinen organisiert sind“, so Klee. Dazu gehöre der Läufer, der auf eigene Faust unterwegs ist, ebenso wie der junge Mensch, der zum Beispiel einer Trendsportart wie Le Parcours nachgeht. Klee regte an, die Lokalpresse in dieses Thema einzubeziehen. So könne man zum Beispiel auf die Erfahrungen des WZ-Sportstätten-Checks zurückgreifen. Diese Umfrage-Aktion unter Lesern und Vereinsmitgliedern hatte die Westdeutsche Zeitung im Frühjahr 2012 durchgeführt.
Unter Berücksichtigung dieser vier Aspekte will Klee das Projekt nun vorantreiben. Dafür bekam er vom Ausschuss grünes Licht. Wahrscheinlich wird es nach den Sommerferien weitergehen. Für das Zukunftsforum sind im Haushalt 2015 50 000 Euro eingeplant.