Schwarzer Abend für die CDU
Kandidatin Peters fährt mit 59 Prozent ein schwaches Ergebnis ein.
Grefrath. Die CDU hat eine Bürgermeisterkandidatin. Am Montagabend wurde Kirsten Peters bei der Mitgliederversammlung gewählt — allerdings mit nur 59 Prozent der Stimmen. Obwohl die Parteivorsitzende als einzige Kandidatin vom Vorstand vorgeschlagen wurde, gab es doch indirekt einen — nicht anwesenden — Gegenkandidaten: den parteilosen Amtsinhaber Manfred Lommetz. Nicht wenige CDU-Mitglieder würden ihn gerne am 13. September unterstützen. Da musste sogar der erfahrene Kreisgeschäftsführer Jacky Kampe feststellen: „So etwas ist mir noch nicht untergekommen.“
„Lommetz hat es verdient, wiedergewählt zu werden“, sagte der Vorsitzende der Senioren-Union und frühere ehrenamtliche Bürgermeister, Dieter Dohmessen. Die CDU müsse sich fragen, ob sie eine Chance habe zu gewinnen: „Das sehe ich nicht.“ Die CDU sollte auf einen eigenen Kandidaten verzichten und auf die Wahl 2020 setzen. Auch Ratsherr Manfred Wolfers junior warb dafür, eine Unterstützung von Lommetz zu diskutieren. Er sei „kein Sozi“; man sei in vielen Punkten einig.
Der 2012 im Streit zurückgetretene Fraktionschef Gerald Raeth zweifelte offen an der Qualifikation von Peters: wirtschaftlich, juristisch und in der Führung einer Verwaltung. Ratsherr Alfred Knorr kritisierte den Vorstand dafür, dass er nur einen Kandidaten vorgeschlagen habe, obwohl es doch mehrere Anwärter aus den Reihen der CDU gab. Die WZ hatte exklusiv über die Namen Christian Kappenhagen und Dietmar Maus berichtet. „Ich fühle mich entmündigt“, so Knorr.
Jacky Kampe und der Landtagsabgeordnete Stefan Berger argumentierten dagegen. „Die CDU hat die Aufgabe, Wahlen zu gewinnen. Und wir gewinnen nicht, indem wir einen parteilosen Kandidaten unterstützen“, so Kampe. Er betonte, dass es die Aufgabe des Vorstands sei, zu führen und einen Kandidaten vorzuschlagen. „Das System Lommetz arbeitet nicht erfolgreich“, sagte Berger. Die CDU müsse eine Alternative bieten. Zwei weitere Mitglieder sprachen sich für einen eigenen Kandidaten aus: „Ich bitte zu überlegen, welches Signal das nach außen gibt: ‚Die CDU ist so marode, dass man keinen eigenen Kandidaten aufstellen kann.’“
Den Eklat befeuert hatte wohl auch Lommetz selbst. Am Tag der Versammlung hatte er sich per E-Mail an CDU-Mitglieder gewandt und um Unterstützung für seine Kandidatur gebeten. In seiner E-Mail betonte Lommetz, dass er mit den Parteispitzen gut zusammengearbeitet habe. Ob das stimme, wollte Dohmessen wissen. Dabei gingen die Auffassungen der Partei- und Fraktionsvorsitzenden auseinander. „Wir haben oft gestritten, aber wir haben immer ein vernünftiges Niveau gefunden“, erklärte die Fraktionsvorsitzende Wilma Hübecker. Es sei nicht so, dass man nicht zusammenarbeiten könnte.
Alfred Knorr nannte den Brief von Lommetz „eine Unverschämtheit“, besonders dessen Hinweis auf ein Zitat des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker zur „machtvergessenen und machbesessenen Politik der Parteien“, die nicht Lippenbekenntnisse bleiben solle. „Erst beleidigt er uns und dann sollen wir ihm die Hand reichen“, ärgerte sich Knorr.
Nach einigen Diskussionen wurde auf Antrag von Raeth darüber abgestimmt, ob die CDU überhaupt einen Kandidaten ins Rennen schicken soll. Bei einer Enthaltung stimmten 29 CDU-Mitglieder mit Ja und 21 mit Nein.
In einer engagierten Rede warb Kirsten Peters um die Unterstützung der Mitglieder. „Ich nehme die Kritik sehr ernst und hoffe, dass ich Sie mitnehmen kann“, sagte die Parteichefin. Die 49-Jährige hob ihre Erfahrungen in Wirtschaft und Politik sowie ihre „gute Vernetzung“ hervor. Wichtige Themen sind für sie die Grefrather Wirtschaft und die Konsolidierung der Finanzen. Sie wolle ein „sicheres und sauberes Grefrath“. Sie brachte neue Ideen mit, wie eine App „Sauberes Grefrath“ oder die Einrichtung eines Bürgerbusses.
Peters betonte, dass die jetzige Verwaltungsspitze den CDU-Vorstand nicht überzeuge. „Eine öffentlich diskutierte Kandidatur eines verdienten Amtsleiters (Volkmar Josten, Anm. der Red.) belegt offensichtlich, dass selbst in der Verwaltung große Unzufriedenheit herrscht“, so Peters. Sie erinnerte an die bittere Wahlniederlage bei der Bürgermeisterwahl 2009 und betonte: „Das wird uns im September nicht noch einmal passieren.“ Die Partei sei selbstbewusst und das müsse man nach außen dokumentieren.
Am Ende wurde sie mit 30 Stimmen, bei 13 Gegenstimmen und acht Enthaltungen gewählt. Peters zeigte sich kämpferisch. Sie werde auch die überzeugen wollen, die sie nicht gewählt hätten und für einen Wahlsieg am 13. September kämpfen.