Kempen Diakonie schließt die Fachklinik Scheifeshütte

Die Therapie-Einrichtung für drogenabhängige Frauen trägt sich nicht mehr. Ende des Jahres ist Schluss.

Foto: Kurt Lübke

St.Hubert. „Wir haben alles versucht, aber wir mussten so handeln, damit unsere Einrichtung nicht total in eine finanzielle Schieflage gerät. Das Risiko war uns zu groß.“ So sehr es der Geschäftsführer des Diakoniewerkes Duisburg, Sieghard Schilling, bedauert, es ist Fakt: Die Diakonie stellt Ende 2016 die stationäre Rehabilitation für drogenabhängige Frauen in den Fachkliniken Scheifeshütte (St. Hubert) und Peterhof (Moers) ein. Wie es dann vor allem mit den Mitarbeitern weitergeht, sei derzeit noch unklar.

1994 hatte das Duisburger Diakoniewerk die Arbeit in der Frauenfachklinik Scheifeshütte in St. Hubert aufgenommen. In der dortigen Einrichtung gibt es Therapieplätze für 18 Frauen mit ihren Kindern. In Moers werden bis zu 22 männliche Suchtkranke betreut. Ziel war immer, die Patientinnen beider Einrichtungen an ein Leben ohne Drogen heranzuführen. „Wir haben immer durch zusätzliche Therapieangebote dafür gesorgt, dass wir wettbewerbsfähig bleiben konnten“, sagt Sieghard Schilling. In St. Hubert war dies unter anderem eine Reittherapie.

Selten sei es zu einer hundertprozentigen Auslastung gekommen. Der Geschäftsführer ergänzt, dass sämtliche Risiken bei den Trägern gelegen hätten. Dazu gehören unter anderem, wenn Frauen den genehmigten Reha-Platz nicht antreten, rückfällig werden, zwischendrin abbrechen oder aus disziplinarischen Gründen entlassen werden müssten. Nur durch Quersubventionen innerhalb des Diakoniewerkes konnten, so Schilling, diese beiden Einrichtungen weiter existieren.

Zuletzt habe allerdings der Rentenversicherer, der letztendlich die Kosten der stationären Reha-Plätze trägt, die Bedingungen weiter verschärft. Der Träger bestehe vermehrt auf die Behandlung in Krankenhäusern mit großen Gruppen. So habe das Diakoniewerk über eine 60-Betten-Klinik für dieses Klientel nachgedacht. Sie sei aber davon abgerückt, da es bezüglich der Auslastung keine Planungssicherheit gegeben habe.

Schilling blickt zurück: „Wir haben von 1999 bis 2015 jährliche Verluste von rund 1,785 Millionen Euro ausgeglichen. Die durchschnittliche Belegung lag in diesen Jahren bei beiden Einrichtung bei 92,63 Prozent. Um eine schwarze Null zu erreichen, hätten beide Einrichtungen mittlerweile eine Belegung von mehr als hundert Prozent benötig.“

An der Scheifeshütte arbeiten derzeit etwa 20 Kräfte. „Für die Mitarbeiter ist die Schließung katastrophal“, so die Sprecherin der Mitarbeitervertretung, Anja Baumann. Geschäftsführer Schilling versichert, dass man derzeit alles versuche, die therapeutischen Kräfte und die Angestellten in anderen Bereichen des Diakoniewerkes unterzubringen beziehungsweise für sie adäquate Arbeitsplätze zu finden. „Keiner unserer Mitarbeiter darf auf der Straße stehen“, sagt Schilling.

Der Geschäftsführer arbeitet nach eigenen Angaben mit seinem Team weiter daran, dass die spätestens im Januar 2017 frei werdende Immobilie an der Scheifeshütte weiter für hilfsbedürftige Menschen genutzt werde. Dies könnte beispielsweise eine Jugendhilfeeinrichtung sein. Hier befänden sich die Gespräche, auch mit den Jugendämtern, erst am Anfang. Außerdem sei denkbar, dass der frühere Bauernhof in St. Hubert für andere Fachbereiche der Diakonie genutzt werde. Alles sei derzeit möglich, eigene Nutzung oder Verkauf. schö