Erster Auswärtsflug endet in Dinslaken

Anna Hanßen macht in Grefrath ihren Flugschein. Nun ging sie bei einem Wettkampf in Krefeld an den Start.

Foto: Kurt Lübke

Grefrath/Krefeld. In der Vorbereitung auf den Start schießen Anna Hanßen (14) eine Vielzahl von Fragen in den Kopf: Funktionieren Funkverbindung und Höhenmesser? Kann ich mit meinen Füßen die Pedale gut erreichen? Sind alle wichtigen Utensilien an Bord? Erst bringt sie die Batterie an und montiert dann einige Blei-Gewichte ins Flugzeug, damit das Mindest-Gewicht von 75 Kilogramm erreicht wird. Dann kommen der Notfall-Fallschirm, Landkarten, Proviant und Trinkbeutel an ihre Plätze. Schließlich schließt Teamkollegin Franziska Mannhaupt (19) die Haube, gibt der Motormaschine D-EYIA, die mit einem Seil an den Segelflieger gebunden ist, das Okay. Die Maschine setzt sich in Bewegung, zieht Annas Segelflieger in die Luft und löst sich von ihr.

Diese Abläufe kennt Anna Hanßen, die zurzeit auf dem Grefrather Flugplatz Niershorst ihre Ausbildung zur Segelflugpilotin absolviert, bereits sehr gut: Stolze 27 Starts hat die 14-Jährige mittlerweile auf ihrem Konto. Doch nun ging sie erstmals nicht an ihrem Heimat-Flughafen in Grefrath an den Start, sondern auf dem Flugplatz Egelsberg im Krefelder Stadtteil Traar. „Früher war ich einmal hier, aber nur als Zuschauerin“, erzählt sie.

Diesmal war sie mittendrin im Geschehen: Im Rahmen des Kappes-Vergleichsfliegens, das seit 1973 ausgetragen wird, kamen 26 Teams am Egelsberg zusammen. Der Luftsportverein Grefrath erschien mit einem 18-köpfigen Gespann, darunter zwölf Piloten.

Anna Hanßen bildete gemeinsam mit Franziska Mannhaupt und ihren beiden Trainern Michael Müllers und Peter Haberl ein Vierer-Team. Bei den Wertungsflügen gingen sie im Schüler-Lehrer-Duo im Wechsel an den Start; ihr Schulungsdoppelsitzer ASK 21 wurde für die Gesamtwertung der sogenannten „Club-Klasse“ zugeteilt. „Diese Klassen werden nach dem Index des Segelflugzeugs ermittelt“, weiß Anna. Dieser bewertet die Leistungen des Flugzeugs und macht sie vergleichbar.

Die Aufgabe für die Piloten lautete am Sonntag „Assigned Area Task“, kurz AAT. „Am Wichtigsten ist es, oben zu bleiben — und schneller als die anderen zu fliegen“, sagt Coach Müllers. In einem Zeitraum von zwei Stunden werden zwei Bereiche mit einem Radius von je 15 Kilometern angeflogen — einer rund um Dorsten und einer rund um Grefrath. Hier gilt es, verschiedene „Punkte“ in der Luft anzufliegen. Zur Orientierung dienen Seen, Ortschaften und Flugtürme. Innerhalb eines Bereiches kann gewendet werden; die genaue Flugstrecke wählen die Piloten selbst. Es gewinnt, wer Wetter sowie Thermikstärke richtig abwägt und schließlich die höchste Durchschnittsgeschwindigkeit geflogen hat.

Für Anna endete der Sonntag nicht wie erhofft. Mit ihrem Flugzeug kam sie zu tief und musste bei Dinslaken auf einem Acker landen. „Wir haben aber trotzdem Wertungspunkte bekommen, weil wir vorher einen Wendekreis geflogen sind“, zeigte sie sich erfreut. Am Ende stand für ihr Team der vierte Platz. Am Wochenende übt sie wieder in Grefrath. Selbst in den Sommerferien ist keine Pause in Sicht: „Im Juli fahren wir mit dem Verein für zwei Wochen nach Leibertingen.“ Dann wird sie auch den Himmel über Baden-Württemberg erkunden.