Kempen „Die Burg ist Kempener Tafelsilber“

An der mobilen Redaktion der WZ haben zahlreiche Kempener ihre Meinung zur Zukunft des Wahrzeichens geäußert. Die große Mehrheit ist für eine städtische Nutzung.

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Kempen. Sie ist das Wahrzeichen der Stadt Kempen: die kurkölnische Burg im Herzen der Altstadt. Doch befindet sie sich auch im Herzen der Kempener? Dieser Frage ging die Mobile WZ-Redaktion auf dem Buttermarkt nach. Anlass: Die Stadtverwaltung denkt aktuell darüber nach, das mehr als 700 Jahre alte Denkmal als zweites Rathaus zu kaufen.

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„Die Altstadt ist eine Perlenkette. Doch erst die Burg ist das Medaillon daran“, schwärmt Wilhelm-Josef Heinen. Und appelliert an Rat und Verwaltung, sich bei den anstehenden Gesprächen mit dem Kreis Viersen, der Eigentümer der Immobilie ist, nicht „die Butter vom Brot nehmen zu lassen“.

Ein privates Hotel in der Burg wäre aus Sicht Heinens „totaler Blödsinn“. Ein Teil könne sicher von der Verwaltung genutzt werden. Doch auch Räume für Kunst und Kultur, eine Ferienwohnung in der oberen Etage und ein Café-Restaurant im Erdgeschoss kann er sich sehr gut vorstellen. Auch das Standesamt wäre aus seiner Sicht dort sehr gut aufgehoben. Weitere Ideen könnten in einer Art Bürgerwerkstatt erarbeitet werden. Für Kempen zu teurer sei das Ganze nicht: Schließlich befinde man sich gerade in einer historischen Niedrig-Zins-Phase.

Die Studentenwerkstatt, die es im Vorjahr zur Burg gegeben hat, nennt Ulrich Hermanns im Rückblick „Kokolores“. Verwundert hat ihn auch die Bemerkung von Bürgermeister Volker Rübo, der Ergebnisse der gerade zu Ende gegangenen Markterforschung als „ernüchternd“ bezeichnet hatte: „Jeder mit Verstand hätte ein solches Ergebnis vorhersagen können.“ Das dafür ausgelegte Geld hätte man sich ebenso sparen können wie das teure Pflaster in der Judenstraße. Besser wäre es aus Sicht von Hermanns gewesen, das Geld direkt in die Burg zu stecken.

Eine „schöne Idee“ der Studentenwerkstatt hat er aber doch entdeckt: die Sichtachse aus Richtung der Thomasstraße. Zudem setzt sich Ulrich Herrmanns dafür ein, nach einem Kauf der Burg durch die Stadt den dort schon vorhandenen VHS-Standort auszubauenn.

Auch Werner Beckers kann sich die Burg sehr gut als Verwaltungssitz vorstellen. „Das hat Rudi Alsdorf doch schon vor Monaten vorgeschlagen“, sagt er.

Einen völlig anderen Standpunkt als alle anderen Bürger am WZ-Mobil vertritt Joachim Lasch aus St. Hubert: „Warum sollte sich die Stadt diesen Trümmerhaufen ans Bein binden?“, fragt er. Jahrzehnte lang sei die Sanierung der Burg vernachlässigt worden und jetzt wolle die Stadt dafür Geld in die Hand nehmen? Dafür hat Lasch kein Verständnis. Seine Forderung: „Da muss jemand rein, der das Gebäude wirtschaftlich tragen kann.“

„Ich finde die Idee, die Burg als Rathaus zu nutzen, sehr gut“, sagt Ingrid Greven per E-Mail an die Redaktion. Für das Standesamt sei das doch eine Super-Location und mit einem gastronomischen Betrieb perfekt“.

Auf dem gleichen Weg meldet sich Gerd Dikta aus Grefrath zu Wort. „Es stimmt mich erleichtert und erfreut, dass man jetzt ernsthaft darüber nachdenkt, die Burg in städtische Nutzung zu übernehmen“, sagt er. „Abenteuerlich“ und „unsinnig“ nennt er die bisher vorgelegten Nutzungs-Vorschläge, die nun auf dem Tisch liegende Rathaus-Idee dagegen „sympathisch“. Sie müsse mit allem Ernst und dem Willen zum Erfolg weiterverfolgt werden.

Eine ganze Stunde Zeit hat sich Dr. Rolf Kamp genommen, um seine Meinung zu sagen. „Die Kempener Burg ist Kempener Tafelsilber — und das verscherbelt man nicht.“ Seiner Ansicht nach sollte das Bauwerk zurück in Stadtbesitz. Und die Chancen dafür stünden derzeit sehr gut. Von privaten Investoren hält der Kempener nichts. Als „negatives Beispiel“ führt er Schloss Krickenbeck und die West LB an. Und auch solvente Privatpersonen sollten die Burg nicht erwerben können. „Stellen Sie sich vor“, so Kamp, „da kauft ein 50-Jähriger die Burg und erleidet 15 Jahre später einen tödlichen Herzinfarkt. Und seine Erben sagen dann: ,Was sollen wir mit der blöden Burg?’“. Der Kempener schlägt vor: „Im unteren Bereich das Standesamt sowie ein verpachteter Gastronomiebereich, in der ersten Etage die Volkshochschule und in der zweiten Etage die Kreismusikschule.“

Auch Gerhard Schwirtz, seit 1937 in Kempen, hält nichts von einer privaten oder privatwirtschaftlichen Nutzung. „Ich könnte mir Stadtbüros vorstellen“, sagt er. „Auf jeden Fall sollte die Außenanlage so bleiben, wie sie ist.“

„Das Spiel läuft doch jetzt schon seit 30 Jahren“, seufzt Inge Vietoris. „Eine zweite Verwaltungsstelle in der Burg wäre okay, Hotels oder Ähnliches kann ich mir dagegen nicht vorstellen.“

Ursula Körner hat Künstler im Blick. „Vielleicht könnte man eine Galerie unterbringen?“ Als Ort für Kreative aller Art wäre die Burg aus ihrer Sicht gut geeignet. „Ansonsten kaufe ich die Burg eben selbst für einen symbolischen Euro“, sagt sie augenzwinkernd.

Stellvertretend für ein achtköpfiges Damenkränzchen bei „Peerbooms“ äußert sich Helga Dowe: „Wir sind zu hundert Prozent für eine Nutzung durch die Stadtverwaltung.“