Die Fakten zur Gesamtschule

Im Sommer soll es losgehen. Mit Pädagogen arbeitet die Stadt derzeit am „Kempener Modell“.

Kempen. Im August 2014 soll es soweit sein: Nach jahrzehntelangem Ringen geht in Kempen eine Gesamtschule an den Start. Für die Eltern der rund 300 Kempener Kinder, die ab Sommer eine weiterführende Schule besuchen werden, gibt es beim Thema Gesamtschule viele offene Fragen. „Wir merken, dass es einen enormen Informationsbedarf gibt“, sagt Schuldezernent Michael Klee im Gespräch mit der WZ. „Unser Problem ist allerdings, dass es noch keine Schule gibt. Wir können also nichts vorzeigen.“

Da die Gesamtschule aber seit Jahrzehnten ein bewährtes Modell ist, ist der Beigeordnete zuversichtlich, dass die Akzeptanz bei den Eltern da ist. „Die Gesamtschule wurde gewünscht. Ich nehme die Eltern beim Wort, dass sich das auch in den Anmeldezahlen widerspiegelt.“ Bevor es demnächst in die Anmeldephase geht (siehe Kasten), klärt die WZ die wichtigsten Fragen:

Die Schulform vereint Haupt- und Realschule sowie Gymnasium unter einem Dach. Ab der 6. Klasse werden die Kinder „innerhalb des Klassenverbandes binnendifferenziert“. Das bedeutet, dass leistungsstärkere Schüler in bestimmten Fächern Erweiterungskurse besuchen. Schwächere Schüler werden in Grundkursen unterrichtet. Dies kann sich von Schuljahr zu Schuljahr ändern. Nach Klasse 10 können die Schüler einen Real- oder Hauptschulabschluss machen, nach Klasse 13 das Abitur (G 9). Am Gymnasium macht man das Abitur nach zwölf Jahren (G 8). Dort fällt in der Mittelstufe ein Jahr weg. Die Oberstufe dauert an Gesamtschule und Gymnasium drei Jahre.

„Das wird derzeit in einer Konzeptgruppe erarbeitet. Wichtig ist uns, dass die Inhalte der bestehenden Haupt- und Realschulen in die neue Schule einfließen. Wir wollen ein Kempener Modell“, so Klee. Deshalb seien beide Schulen mit jeweils drei Mitgliedern in der Gruppe vertreten. Dazu gehören beide Direktoren, Uwe Hötter (Real-) und Hubert Kalla (Hauptschule). Ein „wichtiger Berater“ ist Roland Schiefelbein, Leiter der Gesamtschule in Breyell. Auch dabei sind Josefine Lützenburg, Leiterin der Regenbogen-Grundschule, und Sabine Stammen (Astrid-Lindgren-Grundschule). Dazu kommen Vertreter der Schulverwaltung und der Bezirksregierung sowie Dezernent Klee.

Der Startschuss fällt an der Fröbelstraße 4 im ehemaligen Nebengebäude der Hauptschule. „Dort werden die Fünftklässler der neuen Schule unterrichtet“, sagt Michael Klee. „Dies soll auch eine Art behüteter Raum zum Start in die neue Schulform sein.“ Naturwissenschaftliche Fachräume stehen in Martin-Hauptschule und Erich Kästner Realschule zur Verfügung. Ab der 6. Klasse werden die Gesamtschüler dann auch Klassen in den bisherigen Räumen von Haupt- und Realschule haben (erstmals 2015/16). Da diese sukzessiv auslaufen, gibt es dort von Jahr zu Jahr weniger und an der Gesamtschule mehr Schüler.

„Die Klassenräume sind in einem guten Zustand“, so Klee. „Allerdings stehen in Kürze einige Renovierungen an.“ Böden, Wände und Toiletten müssen gestrichen beziehungsweise erneuert werden. „Und natürlich muss beim Brandschutz alles auf den neuesten Stand gebracht werden“, so Klee. Was das kostet, werde derzeit ermittelt. Noch in diesen Jahr sollen die Renovierungen beginnen, so dass im Januar die ersten Räume fertig sind.

„Die Bezirksregierung gibt eine Drittelung aus Lehrern mit Haupt-, Real- und Gesamtschulausbildung vor“, so Klee. Die Stadt setzt darauf, dass sich Kollegen aus den auslaufenden Schulen bewerben. Aber auch externe Bewerber sind willkommen.

„Das steht noch nicht fest“, sagt Klee. Zunächst werde jetzt von der Bezirksregierung ein Anmelde-Team bestellt, dass sich im Februar um die Anmeldungen kümmert. Für die Stadt sei es wünschenswert, wenn dort künftige Mitglieder aus dem Leitungsteam und Kollegium dabei sind. „Wir würden auf bekannte Gesichter setzen“, sagt Klee, ohne Namen zu nennen. Von den beiden Leitern von Haupt- und Realschule kommt Hubert Kalla nicht infrage: Wie der 63-Jährige der WZ selbst sagte, wird er „mit der Martin-Schule in Pension gehen“.

Ja, wenn nicht genügend Kinder angemeldet werden. „Für die Genehmigung der Bezirksregierung brauchen wir 100 Anmeldungen. Dann würden vier Eingangsklassen à 25 Kinder gebildet“, sagt der Beigeordnete. Die Stadt rechnet aber mit rund 150 Anmeldungen, dann würden sechs Eingangsklassen an den Start gehen. Klee: „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir die Zahl schaffen. Und ich habe ein sehr gutes Gefühl, dass wir eine gute Schule entwickeln.“