Die vergangenen Tage waren aufreibend für Salvatore Strazzanti. Seit 2018 führt er das Sylter Eiscafé im Klosterhof-Komplex an der Burgstraße in Kempen. Viele Menschen sind hier tagtäglich unterwegs, setzen sich bei schönem Wetter draußen an einen der kleinen Tische oder gleich in einen Strandkorb. 36 Sitzplätze gibt es. Dafür zahlt Strazzanti eine Sondernutzungsgebühr. Denn der Gehweg vor dem Eiscafé ist eine öffentliche Fläche. An vielen Stellen in der Stadt ist das so, überall in der Altstadt gibt es Cafés und Restaurants, die auch draußen Tische und Stühle aufstellen. „Das ist ja schön, das macht die Stadt ja lebendig“, sagt Strazzanti.
Sind allerdings Veranstaltungen in der Stadt, für die der Platz benötigt wird, muss er Stühle und Tische draußen wegräumen. Ganz oder zum Teil, darüber wurde auch jetzt wieder diskutiert. Denn viele Veranstaltungen kannte der Eiscafé-Besitzer schon aus der Vergangenheit, neu ist aber, dass ein Kirmes-Fahrgeschäft direkt vor dem Eiscafé aufgebaut wird. 2024 entwickelte die Stadt ein neues Konzept für die Kirmes, die zweimal im Jahr stattfindet. Zuvor bildete der Buttermarkt den Schwerpunkt, jetzt ist es der Viehmarkt, auf dem größere Fahrgeschäfte Platz finden. Neben dem Viehmarkt gehören jetzt auch der Grüngürtel, der Burgparkplatz und die Burgstraße zum Kirmesgelände.
Im vergangenen Jahr war das egal, berichtet er. Da war die erste Kirmes im Sommer, als das Café Urlaub machte. Bei der zweiten im Herbst habe man ihm gesagt, die Möbel müssten komplett weg, sagt Strazzanti. Daraufhin stellte er sie nebenan in ein leer stehendes Ladenlokal. Mit Blick auf die Frühjahrskirmes nun überlegte Strazzanti, wie er draußen dennoch Plätze anbieten könnte.
Kissen aufs Hochbeet legen, das an die Fläche angrenzt, und einen Tisch davorstellen? Bis an die Sonnenschirmständer wenigstens Tische und Stühle aufstellen? Mehrere Gespräche gab es mit der Stadt. Würde er alles komplett wegräumen müssen, weil er für die Zeit der Kirmes keine Sondernutzungserlaubnis bekam? Das hätte Folgen: „Man muss ja auch die Zeit des Auf- und Abbaus für die Kirmes bedenken. Das wären sieben Tage Umsatzverlust, das liegt im fünfstelligen Bereich.“
Hin und her ging es. Vor Ort schauten sich Bürgermeister Christoph Dellmans (parteilos), Mitarbeiter des Ordnungsamts und Mitglieder des Werberings die Sache an. Denn: Die Fläche vor dem Eiscafé müsse aus brandschutzrechtlichen Gründen freigehalten werden, teilte die Stadt auf Anfrage mit. Sie werde als Anleiterfläche für die Drehleiter der Feuerwehr benötigt. Auf einer Breite von vier bis fünf Metern müsse die Fläche freigehalten werden, für die Drehleiter würden mindestens 3,50 x 11 Meter gebraucht. Um das zu zeigen, rückte am Donnerstag sogar die Feuerwehr mit der Drehleiter aus.
Der Eiscafé-Besitzer und die Stadt haben sich nun geeinigt. Aktuell hat Strazzanti die Strandkörbe an die Hauswand geschoben, bis zu den Sonnenschirmen stehen nun elf Tische mit Stühlen. So, sagt Strazzanti, sei alles okay für ihn. Gäste könnten draußen sitzen, und für die Drehleiter sei auch noch Platz. Damit komme er zurecht. Er hofft nun, dass er nicht jedes Mal aufs Neue darum kämpfen muss: „Man muss doch miteinander zurechtkommen.“