Berufswelt Damit Mitarbeiter gesund bleiben
Kempen · Die Firma Lackwerke Peters engagiert sich im betrieblichen Gesundheitsmanagement. Angestellte nehmen das gern an.
Einmal in der Woche verwandelt sich ein Flur im Geschäftsgebäude von Lackwerke Peters am Hooghe Weg in eine Turnhalle. Dann ertönt Musik, die Mitarbeiter der Verwaltung kommen nach der Frühstückspause auf dem Flur zusammen – und sie turnen gemeinsam. Nicht etwa, um sich auf einen großen, sportlichen Wettkampf vorzubereiten oder das Frühstück wieder abzutrainieren. „Nein, es geht einfach darum, sich gemeinsam zu bewegen“, erklärt Prokurist Michael Müller. Etwas für die Rückenmuskulatur zu tun. „Denn gerade bei Menschen, die im Büro arbeiten und viel am Rechner sitzen, nehmen Rückenbeschwerden immer mehr zu“, hat Müller beobachtet. Lackwerke Peters versucht, etwas dagegen zu unternehmen.
Am Donnerstag gab es in der Firma zum mittlerweile sechsten Mal einen Gesundheitstag für Mitarbeiter. Wer wollte, konnte etwa seinen Blutdruck oder Puls messen lassen, sich Rückenübungen zeigen oder Tipps zur gesunden Ernährung geben lassen. Die Resonanz war groß: „70 bis 80 Prozent unserer 150 Angestellten nehmen das Angebot an“, sagte Michael Müller. Während der Arbeitszeit konnten sie in eine Halle des Unternehmens kommen.
Konkret auf
Bedürfnisse eingehen
Alle zwei Jahre gibt es den Gesundheitstag, er ist Teil des Gesamtkonzeptes zum betrieblichen Gesundheitsmanagement, das seit 2002 besteht. Mit mehreren Kooperationspartnern hat das Unternehmen einen Arbeitskreis gegründet, der Ideen entwickeln soll, um das Wohlbefinden der Angestellten zu fördern. „Aber ohne sie überwachen zu wollen“, stellt Michael Müller klar. „Wer beim Gesundheitstag persönliche Werte ermitteln lässt, behält diese bei sich“, so der Prokurist. Die Teilnehmer konnten ihre Werte am Donnerstag mit dem Werksarzt Dr. Jürgen Hoß besprechen oder auch mit zu ihrem Hausarzt nehmen.
„Wir möchten mit diesem Aktionstag Impulse geben“, erklärt Michael Müller. Ganz allgemeine Impulse zum Thema Gesundheit auf der einen Seite, aber auch ganz konkret auf die Bedürfnisse der Arbeitnehmer der Lackwerke abgestimmt. „Es ist nicht so, dass automatisch der Krankenstand sinkt, sobald man im Betrieb ein Gesundheitsmanagement etabliert“, gibt Prokurist Müller zu. Insgesamt gebe es zwar schon weniger Krankheitsfälle. „In Wellen fehlen aber auch immer mal wieder mehr Leute.“ Dann versuche das Unternehmen zu reagieren. So wie im vergangenen Winter, als überdurchschnittlich viele Mitarbeiter erkältet waren. „Die Angestellten haben uns erzählt, dass sie oft nach draußen über den Hof müssen und dort frieren“, berichtet Michael Müller. „Daraufhin haben wir das Bekleidungskonzept geändert und eine Art Zwiebellook entwickelt. So kann sich jeder schnell etwas überziehen, wenn er raus muss.“ Aktuell ist das Thema Rückenschmerzen ein großes. „Daher die Bewegungsübungen auf dem Flur.“
Es werde für Unternehmen immer wichtiger, die Gesundheit ihrer Mitarbeiter in den Blick zu nehmen, sagt Ralf Beutel vom Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF). Einerseits müssten sich Betriebe in Zeiten des Fachkräftemangels abheben und ihren Angestellten etwas bieten. Andererseits rechne sich ein gutes Gesundheitsmanagement letztlich auch, wenn die Angestellten sich wohlfühlen, seltener fehlen und damit produktiver werden. „Wichtig ist es dabei, einen Gesamtblick zu entwickeln“, weiß Beutel. „Das fängt bei einem ergonomisch gestalteten Arbeitsplatz an, geht weiter über eine gute Organisation und Struktur im Betrieb bis hin zu Präventionsangeboten.“ Aktionismus sei fehl am Platz. „Nur Mitarbeiter, die sich dauerhaft wohlfühlen, sind gesünder.“