Die Hermans’ feiern Diamanthochzeit
Der frühere Bürgermeister und seine Resi sind seit 60 Jahren verheiratet. Damals flitterten sie in Boppard am Rhein.
Kempen. Versetzen wir uns einmal 60 Jahre zurück. Konrad Adenauer ist Bundeskanzler. Und am 27. Mai fährt ein junger Kempener in Anzug, mit Zylinder und weißen Handschuhen in einer Kutsche bei seiner jungen Braut vor und fährt mit ihr zur Propsteikirche. Am Pfingstdienstag 1958 heiratete Karl-Heinz Hermans seine Resi, geborene Neeten. „Standesamtlich hatten wir in der Villa Horten geheiratet“, erinnert sich Karl-Heinz Hermans. Das heutige Rathaus wurde erst knapp zehn Jahre später erbaut. Morgen feiern der Kempener Ehrenbürger (88) und seine Frau (83) Diamanthochzeit.
Gefeiert wurde damals in der Gaststätte der Familie. Die Hochzeitsreise ging für zehn Tage nach Boppard am Rhein. Das Paar führte zusammen die Familienbäckerei an der Ellenstraße. Die Kempenerin Resi Neeten hatte zuvor bei Kaiser’s Kaffee eine Lehre zur Lebensmittelfachverkäuferin gemacht.
„Die ersten drei Jahre war es Bäckerei und Gastwirtschaft zusammen. Nach drei Jahren haben wir dann nur noch die Bäckerei geführt“, erinnert sich Hermans. Karl-Heinz und Resi Hermans bekamen zwei Kinder, Stefanie und Heiner, mittlerweile gehören auch drei Enkel, Marc, Anne und Johannes, zur Familie.
Karl-Heinz Hermans hat das politische und gesellschaftliche Leben in der Stadt Kempen in den vergangenen Jahrzehnten mit geprägt. Er war nicht nur Ratsherr, Bürgermeister und stellvertretender Bürgermeister, sondern auch Karnevalsprinz und Ehrenleutnant sowie 20 Jahre lang Vorsitzender des Martinsvereins. „Ich habe nicht so gerne im Vordergrund gestanden“, sagt dagegen seine Ehefrau, die ihren Mann aber bei seinen Unternehmungen unterstützt hat.
Zu Hause viele Leute bewirten — das hat sie dagegen immer gern gemacht. Das Haus an der Ellenstraße war immer offen für Besucher. Das galt und gilt besonders zum großen Kempener St. Martinszug. Das Fest liegt Hermans, der 2009 Ehrenbürger der Stadt wurde, besonders am Herzen.
Auch wenn das Paar Ende 1989 die Backstube geschlossen hat, hat es die Leidenschaft fürs Backen nicht verloren. Gäste können sich dort immer noch über das selbst gemachte feine Gebäck freuen. Und zum letzten St. Martinszug wurden wieder 200 Püfferchen und dazu Spekulatius für die Besucher gezaubert, die alljährliche zum Fest bei Hermans’ vorbeischauen.
Die politische Szene Kempens hat Karl-Heinz Hermans heute immer noch im Blick. Und wenn Resi Hermans ihren Karl-Heinz vormittags zum Einkaufen losschickt, dann lieber nicht für Sachen für das aktuelle Mittagessen. Denn vor 12 Uhr ist er selten zurück. „Ich frag dann immer: Wen hast du jetzt schon wieder getroffen?“, schmunzelt Resi Hermans. Zuvor wird aber immer ausgiebig gemeinsam gefrühstückt. „Wir haben uns immer noch was zu erzählen“, sagt Karl-Heinz Hermans.
60 Jahre verheiratet — das schaffen heute wohl nicht mehr so viele Paare. Man müsse schon Rücksicht aufeinander nehmen, sagt Resi Hermans. Auch bei ihnen gab es Höhen und Tiefen. Sie haben immer fleißig gearbeitet. „Aber auch viel Freud gehabt“, ergänzt Karl-Heinz Hermans.
Zufrieden und dankbar blicken sie auf ihre gemeinsame Zeit zurück, die nun am Sonntag mit einer Messe in der Propsteikirche und einer Feier im Familienkreis begangen wird.