„Die Intensität der Stürme nimmt zu“

Naturkatastrophen und gefährliche Wetterlagen in der Welt beschäftigen auch die Menschen am Niederrhein.

Foto: Kurt Lübke

Kempen. Erdbeben, Überschwemmungen, Geröll- und Schlammlawinen, Flutwellen - das Vokabular für Naturgewalten wird in diesem Jahr medial strapaziert. Aus vielen Teilen der Welt werden Bilder gesendet, die zeigen, mit welcher Wucht außergewöhnliche Wetterlagen Städte und Gegenden treffen. Mit verheerenden Folgen für Mensch, Tier und Infrastruktur.

Die mobile Redaktion der WZ hat sich des Themas angenommen und Passanten auf dem Buttermarkt gefragt, wie Sie zum Thema Klima und Klimawandel stehen und welche Sorgen sie haben.

Redaktion vor Ort

„Wir haben hier bisher Glück gehabt“, sagt Eberhard Kraffczyk. Der Kempener verfolgt täglich die Nachrichten. Die Berichterstattung habe sich beschleunigt: „Vor 20, 30 Jahren war man mit der Übermittlung der Katastrophen nicht so schnell. Heute ist das in Minuten um die Welt.“

Der 87-Jährige ist der Meinung, dass sich im Klimaschutz schon einiges verbessert habe, erwartet aber weitere Anstrengungen. Leicht sei diese Aufgabe aber nicht: „Es hängt in der Welt so viel miteinander zusammen.“ Eine Entscheidung für eine Sache bedinge eine andere. „Es geht beispielsweise auch um Arbeitsplätze. Schwierig, das alles in die Reihe zu bekommen.“

Eine andere Kempenerin ist der Meinung, dass „Klimaschutz jeden einzelnen angeht“. Das fange schon bei der Nutzung von Plastiktüten an. Auch beim Heizen und der Müllentsorgung könne jeder etwas tun. „Die Intensität der Stürme“, hat sie den Eindruck, nehme zu. „Das sieht man an Amerika.“ Hier vor Ort aber sehe sie sich durch Naturkatastrophen nicht gefährdet.

Eine Besucherin des Wochenmarkts hat vier Jahre am eigenen Leib erfahren, wie schnell man durch Wetterereignisse in Schwierigkeiten bekommen kann. Die Kempenerin war damals mit ihrem Mann in Italien. Ferien auf dem Hausboot. „Nach einem Gewitter gab es Hochwasser. Die Schleusen waren geschlossen. Wir kamen nicht weg. Bäume, Wurzeln und vieles mehr wurde im Kanal angeschwemmt. Wir steckten eineinhalb Tage fest. Italiener haben uns mit Suppe und Nudeln versorgt.“

Sie ist der Ansicht, dass die Schlechtwetterereignisse „viel viel stärker geworden sind. Ich weiß nicht, ob es stimmt, aber ich habe das Gefühl. Gerade in diesem Jahr erscheint es mir extrem.“ Klimaschutz sei eine globale Herausforderung: „Ein Land kann es nicht allein machen.“

Manfred Joppin, Rentner aus Grefrath,

„Da muss man sich doch keine Gedanken machen. Alles Fake News. . .“ Mit einer gehörigen Portion Ironie reagiert Peter Jeske auf das Stichwort Klimaschutz. „Im Duell von Merkel und Schulz ist das Wort Klimaschutz nicht einmal gefallen. das ist schon ziemlich auffällig.“ Er hat den Eindruck, dass „Arbeitsplätze wichtiger als Klimaschutz“ sind. Beispiel Dieselskandal: Da habe man den Ruf Deutschlands als Technologieland beschädigt.

Guido de Nardo reist viel. Vor zwei Jahren war er in China. „Da bin ich mit Smog-Maske durch die Stadt.“ Bei einer Fahrt durch die Provinz hat er wuchernde Städte gesehen, die im Dreck untergehen.

Er erkennt noch kein Umdenken beim Klima. In Asien hätten die Menschen sicher weit länger mit den Folgen von Überschwemmungen durch den Monsun zu kämpfen, als die Gebiete in den USA, in denen die Hurrikans gewütet haben. Auch Italien habe zuletzt viele Katastrophen erlebt. De Nardo: „Weit weg gibt es nicht mehr. In 24 Stunden kann ich an jeden Ort auf der Erde erreichen.“ Urlauber müssten sich besser informieren, wann sie in welche Gebiete reisen.

„Wir leben doch hier im gelobten Land, was das Wetter angeht.“, findet Manfred Joppin, Rentner aus Grefrath. „Wir wohnen nah an der Niers und haben mit Überschwemmungen bisher glücklicherweise nichts am Hut, auch wenn es viel regnet.“ Trotzdem findet es der gebürtige Kempener erschreckend, wie krass sich das Wetter zu früher gewandelt hat. „Die Regelmäßigkeit, Härte und Ausmaß heutiger Stürme sind außergewöhnlich.“

In eine ähnliche Kerbe schlägt auch Wilhelm Spee aus Kempen: „Als ich jung war, hatten wir einen kalten Winter mit viel Schnee. Das gibt es, bis auf ein paar Ausnahmen, gar nicht mehr. Wir haben hier keinen wirklichen Winter mehr. Schöne Sommertage gab es dagegen schon. Insgesamt können wir uns nicht beschweren, finde ich.“

Ein weiterer Kempener Bürger gesellt sich dazu und bringt eine politische Note ins Thema ein: „Wieso müssen wir als Deutsche mit Klimaschutz anfangen? Was ist mit Trump, den Chinesen oder Putin? Die interessiert das doch gar nicht!“ Auf den Einwand, dass irgendwer beginnen müsse, erwidert der Rentner: „Wenn dann müssen wir alle etwas dafür tun. Es bringt nichts, dass wir hier keinen Diesel mehr fahren sollen und die Anderen scheren sich nicht um die Umwelt.“

Auf Nachfrage waren sich viele der Befragten einig: Erneuerbare Energien sind die Zukunft und grüner Strom kommt in Frage, wenn der Preis im Verhältnis steht. „Das ist wie mit den Plastiktüten oder Bio-Lebensmittel, wenn es gut für die Umwelt sein soll, dann kostet es auch etwas mehr.“, vergleicht Joppin.