Nackte Tatsachen und Kuhblick
Es wird Herbst in der Altstadt: Im Geflüster blicken wir heute schon mal auf St. Martin und auf das Jahr 2018 — aber leider nicht auf die kommende Mode-Saison. Und am Wahlkampf führt auch kein Weg vorbei.
Kempen. Schlendern ist Luxus, das hat Ulla Meinecke 1988 so treffend besungen. Und recht hat sie, oder? Zuletzt hat sich unser Fotograf Kurt Lübke den Luxus erlaubt und bei einem Altstadt-Streifzug in die Schaufenster geschaut und geklickt. Wie Gegenstände und Kontext zu Schaufensterkunst werden. Beispielsweise im Falle der Schaufensterpuppen ohne Köpfe und Kleidung, die vor dem nächsten modischen Saisonklamottenwechsel des Dekorateurs scheinbar ziellos umhergehen. Oder die Kuh, die im Ladenlokal „Die Küche“ der Kuhstraße alle Ehre macht. Wer denkt angesichts der airgebrushten Wiesenlandschaft auf diesem stattlichen Exemplar noch an lila Kühe?
Es wird doch nichts mit dem Einkaufen nach dem Motto „Lieber unverpackt“ in der Kempener Altstadt. Vor einiger Zeit hatte der Flüsterer von den Plänen von Annett Schendel berichtet. Die St. Huberterin wollte einen Lebensmittelladen mit besonderem Konzept in der Altstadt eröffnen. „Lieber unverpackt“ heißt: die Produkte werden ohne Verpackung angeboten, jeder kann sich abfüllen, was er braucht. Die gute Nachricht ist: Annett Schendel hat endlich ein Ladenlokal gefunden. Die schlechte: Es ist nicht in Kempen, sondern in Geldern. In Kempen war einfach kein geeignetes Ladenlokal zu bekommen, flüstert Annett Schendel. In Geldern gab es dagegen eine Ausschreibung von der IHK und der Stadt Geldern für einen „Ausprobier-Laden“. Und das probiert die St. Huberterin nun einmal aus und eröffnet im Dezember. Der Flüsterer wünscht viel Erfolg.
Bekanntlich macht sich ja der Kempener Jeyaratnam Caniceus dafür stark, dass St. Martin Weltkulturerbe wird. Und wo könnte man dafür besser werben als am Kempener Buttermarkt, wo die Martins-Begeisterung der Thomasstadt ja in Stein gemeißelt, nein, natürlich in Bronze gegossen, ist. Der Kempener Caniceus und der Brüggener René Bongartz setzen sich gemeinsam dafür ein, dass die Rheinische Martinstradition in das Inventar des immateriellen Kulturerbes der Unesco aufgenommen wird. Dafür „trommelten“ sie in dieser Woche auch vor der Kamera des TV-Senders Sat1 am Buttermarkt.
Altstadtgeflüster
Und gestern Abend ging es weiter. Zur Vorbereitung der Bewerbung hatten sie zur bis dato größten Versammlung von Martinsvereinen und Martinskomitees nach Brüggen-Bracht eingeladen. Und rund 70 Vereinigungen hatten ihre Teilnahme zugesagt. Gestern Abend sprachen Experten zum immateriellen Kulturerbe und zur Martinstradition. Außerdem präsentierte René Bongartz den Entwurf der Bewerbung der Rheinischen Martinstradition zum immateriellen Kulturerbe. Da bleibt der Flüsterer auf jeden Fall am Ball.
Der Wahlkampf ist ja im vollen Gange. Das merkt man nicht zuletzt an den vielen Wahlplakaten an den Straßen. Die FDP hatte dazu vor einigen Wochen ein besonderes Motiv ausgewählt: die Propsteikirche St. Marien. Für Propst Thomas Eicker war die Sache klar: Das F.D.P. auf dem Plakat müsse für „Für Die Propsteikirche“ stehen, erklärte er im Pfarrbrief. Schließlich muss die Kirche dringend saniert werden und dazu werden Spender dringend gesucht. „Der Kirchbauverein macht sich für den Erhalt der Kirche, des bedeutendsten Denkmals unserer Stadt, stark und informiert auf seiner Homepage www.kirchbauverein-kempen.de über die geplanten Maßnahmen“. so Eicker im Pfarrbrief. Das gefällt der liberalen FDP in Kempen. „Seit 2001 haben sich viele gefragt, wo die drei bekannten Punkte hinter den Buchstaben bei der FDP geblieben sind. Wir finden, bei dem Spendenprojekt der Propsteikirche sind sie gut aufgehoben. Nicht nur für die Kreativität, sondern insbesondere für das Ziel, ein Wahrzeichen der Stadt Kempen zu sanieren, werden wir die Aktion selbstverständlich mit einer Spende unterstützen.“ Auch Plakatwände wollen sie nach der Wahl für die Spendenaktion zur Verfügung stellen. „Wir hoffen, dass sich für das Projekt eine ganz große Koalition der Unterstützer finden wird.“
Das Jahr 2017 nähert sich doch langsam seinem Ende — Zeit an 2018 zu denken. Für das kommende Jahr hat Künstler Roland Ploch wieder einen Kalender für den guten Zweck kreiert. Das Modell „Küche & Kunst 2018“ ist ab sofort nicht nur in seinem Atelier, sondern auch bei „die küche“, Kuhstraße 9-10, erhältlich. Geöffnet ist dort montags bis freitags, 9 bis 19 Uhr, sowie samstags, 9 bis 16 Uhr. Der Kalender-Preis von fünf Euro geht zu drei Vierteln an den Verein „Sonne, Mond und Sterne“ und zu einem Viertel an den Ortsverein des Kinderschutzbundes. Gemäß dem Motto „Gutes tun & Freude schenken!“ ist der Kalender ein tolles Geschenk zu Nikolaus oder Weihnachten.