Die Volksbank ist auf Kurs
2010 gab es für das Geldinstitut in Kempen und Grefrath Zuwächse. 2011 steht eine Renovierung der Hauptstelle an der Burgstraße an.
Kempen/Grefrath. Firmenpleiten, Rekord-Arbeitslosenzahlen, die Automobilindustrie in der tiefen Krise — die Prognosen der Wirtschaftsexperten für 2010 waren düster. „Genau das Gegenteil ist eingetreten“, sagte Josef Stieger, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Kempen-Grefrath am Mittwoch bei der Bilanzpressekonferenz. „Der Wirtschaft geht es gut. Dafür werden wir auf der ganzen Welt beneidet.“
Im Sog des „neuen deutschen Wirtschaftswunders“ hat auch die Volksbank ihr Ergebnis im Vergleich zu 2009 erneut verbessert. Die Kundeneinlagen stiegen um zehn auf 206 Millionen Euro — ein Plus von 4,8 Prozent. Bei der Kreditvergabe gab es einen Anstieg von 165 auf 167 Millionen Euro. Die Gesamtbilanzsumme hat sich erhöht: um fünf auf 315 Millionen Euro. Auch bei den Mitgliederzahlen ging es leicht nach oben — von 5.676 auf 5.696. Stieger: „Wir sind zufrieden und stolz auf unser Ergebnis.“ Das Resultat werde an die Mitglieder weitergegeben. Die Volksbank zahlt eine Dividende von sechs Prozent aus.
Die positive Entwicklung der Genossenschaftsbank in 2010 ist eine Fortsetzung der vergangenen Jahre. „Wir sind jetzt im vierten Jahr der globalen Wirtschaftskrise. Seit Beginn der Krise setzten die Leute bei ihren Geldangelegenheiten auf Vertrauen. Und genau damit können wir trumpfen“, so Stieger.
Die Krise habe auch dazu geführt, dass die Kunden weniger Risiko eingehen. „Im Trend bleiben kurzfristige Geldanlagen“, erklärt der Vorstandschef. „Bei den täglich verfügbaren Sichteinlagen gab es einen Zuwachs um 32 Prozent.“
Gleiches gelte für das Kreditgeschäft. Auch dort werde „weniger risikofreudig investiert“. „Weder Privat- noch Firmenkunden wollen derzeit stark investieren“, erklärt Josef Stieger. Stattdessen würden bevorzugt Verbindlichkeiten zurückgezahlt.
Ein Ärgernis ist für die Volksbank die Reglementierung durch die Politik. Gemeint ist damit in erster Linie die Dokumentationspflicht der Banken bei Beratungsgesprächen. Stieger: „Egal, ob der Kunde bei uns ein Geschäft abschließt oder nicht — wir müssen jedes Detail schriftlich dokumentieren. Für unsere Berater ist das eine zeitliche Geißel. Der Frust ist groß.“
Zur Erklärung: Der Gesetzgeber hatte diese Pflicht eingeführt, um „schwarzen Schafen“ im Bankengeschäft das Handwerk zu legen. „Wir sind kein schwarzes Schaf und müssen unter den Machenschaften der anderen leiden. Das kann es nicht sein“, machte Stieger seine Kritik deutlich. Diese Argumentation führt der Vorsitzende auch bei der Bankenabgabe an: „Es ist nicht einzusehen, dass die Genossenschaftsbanken und Sparkassen für die Sünden der anderen mitbezahlen.
Das erste Halbjahr 2011 steht für die Volksbank ganz im Zeichen der Renovierung der Hauptstelle an der Burgstraße. Ab Ende Januar bis Mai werden die Räume in Kempen für eine Million Euro saniert. „Alles soll moderner und heller werden“, sagte Helmut Thönes, Mitglied des Vorstandes. Zudem sei der Umbau nötig, um mehr Diskretion für den Kunden zu schaffen. „Für Beratungsgespräche gibt es demnächst mehr Räume. Dort kann man auch mal die Tür hinter sich schließen.“
Mit dem Umbau 2011 und den Renovierungen der Geschäftsstellen in den vergangenen Jahren — Oedt (2008) und Hagelkreuz (2010) — sieht sich die Volksbank gut aufgestellt. „Wir zeigen, dass wir nah am Kunden sind. Das ist unsere Stärke in Kempen und Grefrath“, meint Stieger.
Eine Fusion mit der Krefelder Volksbank, die vor einigen Jahren gescheitert war, ist kein Thema mehr. „Die Pläne wurden damals nicht von den Mitgliedern getragen. Sie haben uns signalisiert, dass sie die Volksbank Kempen-Grefrath erhalten wollen, wie sie ist“, sagte der Vorsitzende. „Eine Fusion ist für uns vom Tisch.“