EHEC: Gemüse-Bauern - Existenz bedroht
Weil es in den Supermärkten keine Käufer mehr gibt, muss in Grefrath und Nettetal nachweislich gesundes Gemüse vernichtet werden.
Grefrath/Nettetal. Die Lage der Gemüse-Bauern in Grefrath und Nettetal ist ernst. Während die Landwirte in Kempen nicht von der Ehec-Krise betroffen sind (die WZ berichtete am Donnerstag), sehen Bauern an Niers und Nette ihre Existenz bedroht.
Andrea Fasselt-Jorissen aus Mülhausen muss derzeit täglich rund 15 000 Schlangengurken vernichten. 4000 Kilo des Gemüses werden zerkleinert und auf dem Feld verteilt. Denn die Pflanzen müssen abgeerntet und gepflegt werden, da sie sonst eingehen.
Fasselt-Jorissen, die fünf Saisonkräfte beschäftigt, hatte gehofft, „mit einem blauen Auge davon zu kommen“. Am Montag hat sie mit der Ernte begonnen. Doch seitdem gingen nur zwei Paletten mit Gurken an den Gemüse-Großhändler Landgard in Herongen. Die Firma findet bei den Supermärkten in der Region keinen Absatz mehr.
Dabei ist Fasselt-Jorissens Betrieb an der Haupstraße, den es seit Mitte der 1980er-Jahre gibt, nachweislich sauber. Dass ihre Gurken nicht mit Ehec infiziert sind, bekam sie schriftlich von einem unabhängigen Gutachter. Bereits vergangene Woche hatte sie ein Kilo Gurken als Probe nach Hamburg geschickt.
Auch die Tomaten von Manfred Drießen aus Hinsbeck sind nicht mit dem gefährlichen Erreger infiziert. Das Testergebnis hat er in seinem Laden an der Karstraße 20 aufgehängt. „Unsere Kunden vertrauen uns — in unserem Laden haben wir viermal so viele Käufer.“
Doch die Haupteinnahmequelle des Familienbetriebs mit sieben Angestellten ist der Absatz über Landgard an die Supermärkte. „Unsere Produkte werden boykottiert. In 14 Tagen weiß ich nicht, wie es weiter gehen soll“, klagt Drießen, der den über 40 Jahre alten Betrieb in zweiter Generation führt.
Denn die Produktionskosten bleiben konstant. Die Pflanzen werden bewässert und abgeerntet. Die Angestellten werden bezahlt. „Es tut uns leid, dass es durch Ehec Tote gegeben hat. Aber so können die Politiker mit uns nicht umgehen“, sagt Drießen, der täglich zehn Tonnen Tomaten erntet, aber nicht verkauft.
Karl Brunen aus Leuth ist seit 1980 selbstständig. Vor 20 Jahren begann er mit dem Tomaten-Anbau. Vor kurzem hat er noch in seinen Betrieb investiert. Wie seine zehn Mitarbeiter und die Saisonkräfte ist er von morgens 6 Uhr bis zum Abend bei seinen Pflanzen. Sie müssen abgeerntet und beschnitten werden. Bereits vergangene Woche bekam er das Test-Ergebnis, dass sein Hof Ehec-frei ist. Doch an dem finanziellen Desaster ändert das nichts.
Der Hofverkauf (Busch 15 b) sei nur „ein Tropfen auf dem heißen Stein“. Der Großteil des Gemüses werde vernichtet. Der Landwirt: „Wir werden alle ruiniert, obwohl wir nichts falsch gemacht haben. Die Kunden in unserem Laden wissen das, aber der Großteil der Bevölkerung wird von der Politik verunsichert. So darf das nicht weiter gehen!“