Kempen Ein Plädoyer für die Feuerwehr

Bürgermeister Rübo und das Ministerium für Inneres machten sich bei Firmen dafür stark, freiwillige Feuerwehrleute zu beschäftigen.

Foto: Günter Jungmann

Kempen. Auf den Plätzen an den Tischen schaute ein kleines schwarz-gelbes Quietscheentchen mit Helm und Löschspritze bestückt, sein Gegenüber lächelnd an. Vertreter von etwa 50 Unternehmen waren in die Kempener Feuerwache gekommen. Zwei Damen des NRW-Ministeriums für Inneres und Kommunales hatten die Ente mitgebracht. Die Abteilungsleiterin „Gefahrenabwehr“, Cornelia de la Chevalliere, und die Chefin des Projekts „FeuerWehrensache“, Christine Voß, waren auf ihrer Tournee zur Stärkung dieses Ehrenamtes in Kempen.

Franz-Heiner Jansen, Kempens Feuerwehrchef

Es ging ihnen und auch Bürgermeister Volker Rübo darum, in den Betrieben für die Einstellung von Feuerwehrkräften zu werben und gleichzeitig den einen oder anderen Firmenchef zu veranlassen, die Kollegen bei Einsätzen mehr freizustellen als dies bisher der Fall ist.

„Ich bin restlos begeistert, auf welche Resonanz diese Veranstaltung gestoßen ist“, sagte Kempens Wehrleiter Franz-Heiner Jansen. Seine Führungskameraden aus den Löschzügen Kempen, St. Hubert, Schmalbroich und Tönisberg sowie von der Löschgruppe Unterweiden waren auch anwesend.

Die beiden Damen aus Düsseldorf sind zu diesem Schwerpunktthema in ganz NRW unterwegs. Cornelia de la Chevalliere: „Es darf nicht mehr so sein, dass junge Leute bei ihren Bewerbungsschreiben nicht erwähnen, dass sie bei der Feuerwehr sind — aus Angst, der Arbeitgeber denkt dann sofort daran, dass sie teilweise nicht verfügbar sind.“ Sie ergänzte: „Ich kenne Feuerwehrmänner, die sogar Urlaub nehmen, um an Fortbildungen teil zu nehmen.“ Oder sich nicht trauen würden, bei den Einsätzen Verdienstausfall geltend zu machen.

Wehrleiter Jansen erinnerte gemeinsam mit Kreis-Brandmeister Klaus-Thomas Riedel die noch unschlüssigen Firmenchefs daran, dass auch die Betriebe von den geschulten Wehrleuten und Kollegen profitieren können. So gebe es viele konkrete Beispiele, dass die Männer und Frauen dann als Sicherheits- oder Brandschutzbeauftragte in den Firmen arbeiten. „Eigentlich schade, dass wir derzeit keinen Feuerwehrmann haben“, sagte daraufhin an einem Nebentisch der Betriebsleiter von Aerochemica, Axel Henkel.

Unternehmer und Ex-Karnevalsprinz Heinz Kox hielt ein Plädoyer für die Freiwillige Feuerwehr. Für ihn sei es selbstverständlich, dass seine Mitarbeiter, zwei davon sind bei der Feuerwehr, bei Einsätzen, bei denen es um Leib und Leben gehe, freigestellt würden. Bei anderen Einsätzen, wenn es beispielsweise um die Katze auf dem Baum, um die Beseitigung von Ölspuren oder um die erneute Alarmierung einer „wieder mal defekten“ Brandmeldeanlage gehe, gehe aber nicht so ohne weiteres.

Als Problem bezeichnete Kox die komplizierte Bürokratie, „den Wust von Papieren“, den man ausfüllen müsse, wenn er für Mitarbeiter einen Verdienstausfall geltend mache: „Warum wird hier nicht ganz einfach nach den Einsatzplänen abgerechnet?“ Für den Vorschlag gab es Beifall.

Nach der Diskussion in der Feuerwache ging es nach draußen. Dort konnten die Firmenvertreter den Fahrzeugpark und die Gerätschaften kennenlernen. Über das Spezialfahrzeug „Gefahrgut“ informierte Stephanie Grabowski. Nebenan hatte Vermessungstechniker Bernd Mertens einen etwa 27 Kilogramm schweren Spreizer in der Hand und bearbeitete das Blech eines Schrottautos. Auch die Drehleiter war gefragt.