Aktion Eine Plattform für bessere Ernährung schaffen

Kempen · Der Biohändler Harald Vienhues will einen Ernährungsrat für den Kreis Viersen etablieren.

Der Biohändler Harald Vienhues möchte mehr Bewusstsein für gesunde Ernährung schaffen.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

. Wenn Harald Vienhues über seine Vision spricht, spürt man die Leidenschaft für die Sache. „Wir müssen da dringend etwas tun“, sagt der studierte Lehrer und Quereinsteiger, der seit mehr als 25 Jahren  Bio-Lebensmittel verkauft und drei Läden in Kempen, Willich und Viersen sowie ein Deli-Restaurant in Viersen und einen eigenen Bioland-Anbau in Anrath betreibt. 

Gemeinsam mit der Ökotrophologin Andrea Hubrach, die ebenfalls in seinem Biomarkt in Viersen tätig ist, will er den Anstoß geben, um zusammen mit weiteren Akteuren einen Ernährungsrat auf die Beine zu stellen.

„Es gab ja vor einigen Tagen diese Geschichte mit dem Mehrweg-Geschirr, wo es die Auswahl unter mehreren Systemen gab. Da sah man die Verbindung zwischen der Politik, den Restaurants und dem Verbraucher“, nennt er ein Beispiel dafür, wie man im Zusammenspiel einiger etwas für Ernährung bewirken kann.

„Ernährungsräte knüpfen ein partnerschaftliches Netzwerk mit Experten aus Landwirtschaft, Ernährungswirtschaft, Bürgerschaft und Verwaltung für eine regionalere und nachhaltigere Ernährung“, heißt es in dem Rundschreiben, das Vienhues aktuell an mehr als 200 Unternehmer, Gemeinden, Einzelpersonen und sonstige Aktive geschickt hat. „Sie holen die Versorgung zurück auf die lokale Ebene – mit dem Hauptziel, einen Masterplan für die regionale Ernährungspolitik zu entwerfen.“

Andrea Hubrach nennt das Ganze „eine große, aber simple Idee“.  Die Vorstellung sei, so Vienhues, „die Menschen näher zusammenzubringen, dass man eine Plattform schafft, auf der man sich austauscht und auf der man alle Informationen erhält und nicht jeder selbst schauen muss, was man macht“. Als Beispiel nennt sie etwa die Kosten für die gesunde Ernährung.

Der Biohändler hat da beispielsweise Kitas, Kindergärten und Schulen im Blick. „In Schulkiosken beispielsweise gibt es drittklassige Nahrungsmittel mit drittklassigem Fast-Food, wo die Stadt sagt: Ja, da muss man was unternehmen.“ Dort wolle man für gesunde Ernährung sorgen, „aber da fehlen dann oft die Ansprechpartner“. Diese Belange über einen Ernährungsrat bündeln zu können, ergibt aus seiner Sicht Sinn. Eine Schule, die ein Problem mit dem Kiosk hat, habe man schon an der Hand.

Das Ganze habe auch etwas mit Ernährungsdemokratie zu tun. „Wenn Sie nur große Geschäfte und vier, fünf Ketten haben, die in den Orten sind, dann sterben die kleinen Feinkostgeschäfte aus. Bei 80 Prozent Global Playern ist da nicht viel mit Demokratie.“ Auch dahingehend könne so ein Ernährungsrat ein wichtiges Instrument sein.

Eine Verbindung könne man über das Internet schaffen.  Ein gemeinnütziger Verein wird angestrebt, sollten genug Interessenten zusammenkommen, sagt Hubrach. „Es ergibt dann auch Sinn, dass es zwei, drei festangestellte Personen gibt, die sich darum kümmern“, ergänzt Vienhues.  Dass Ernährungsräte funktionieren, könne man in Städten wie Berlin, Köln, Tübingen oder Freiburg sehr wohl begutachten, sagt der Biomarkt-Betreiber.  „Kollegen, die das in Neuss angeleiert haben, sagen, es mache Spaß, da etwas in die Hand zu nehmen.“

Die Zuversicht, dass aus der Idee etwas Konkretes wird, speist sich aus den Antworten auf seinen virtuellen Rundbrief. Unter anderem der Kreis Viersen, die Sparkasse, das Städtische Gymnasium Thomaeum, die Viersener Grünen, aber auch Gastronomen, Familienväter und Ökobäcker hätten sich bereits bei ihm gemeldet.  „In ein paar Wochen kann man darüber schreiben, ob daraus etwas geworden ist.“