Kreis Viersen Erzieherin unter Mordverdacht - Ermittlungen zur Dienstzeit in Kempen
Kempen/Viersen · Die 25-Jährige soll ein dreijähriges Mädchen in einer Viersener Kita getötet haben. Die Dienstzeit der Frau in Kempen wird nun überprüft. Bei einer Pressekonferenz am Donnerstag wollen Polizei und Staatsanwaltschaft über den Stand der Ermittlungen informieren.
Im Zusammenhang mit dem mutmaßlichen Mord an einem dreijährigen Mädchen in einer Viersener Kita überprüft die Polizei nun auch die Vorkommnisse in einer Kempener Kindertagesstätte. Dort hat die verdächtige Erzieherin von Juli 2018 bis Juli 2019 gearbeitet. Und in dieser Zeit soll es Vorkommnisse mit verletzten Kindern gegeben haben. In einem Fall hat ein Junge einen Atemstillstand erlitten und konnte gerettet werden.
Das Mädchen in Viersen konnte am 21. April zunächst auch reanimiert werden, erlag aber gut zwei Wochen später seinen Verletzungen. Nachdem das Krankenhaus im Viersener Fall die Polizei informiert hatte, wurden Ermittlungen aufgenommen. Die Obduktion habe dann ergeben, dass eine Fremdeinwirkung vorliegt, so die Polizei. Im Verdacht steht die 25-Jährige, die seit rund einer Woche in Untersuchungshaft sitzt.
Nach Informationen der WZ haben inzwischen Eltern aus Kempen Aussagen bei der Polizei gemacht. Aufgearbeitet werden Verletzungen von Kindern, die von der Verdächtigen betreut worden sind. Darunter auch der Fall des Jungen, der reanimiert werden musste. Ebenso geht es um ein Kind, das unter anderem mit mehreren blauen Flecken nach Hause gekommen sein soll. Auch das Personal der Stadt Kempen soll bereits von den Ermittlern befragt worden sein. Die Polizei in Mönchengladbach, die in dem Fall ermittelt, machte am Mittwoch auf WZ-Anfrage keine Aussagen zu den aktuellen Entwicklungen. Umfangreiche Informationen zum Stand der Ermittlungen sollen am Donnerstag im Rahmen einer Pressekonferenz mitgeteilt werden.
Die Stadt Kempen darf weiterhin mit Blick auf die laufenden Ermittlungen nicht viel zur Dienstzeit der Frau sagen. Angesprochen auf die Vorfälle und die Eltern, die nun mit der Polizei in Kontakt stehen, wiederholte die Stadt am Mittwoch ihre Aussage von Dienstag: „Die unter Mordverdacht stehende Erzieherin aus Viersen war bis zum 31. Juli 2019 in einer Kindertagesstätte der Stadt Kempen beschäftigt. Während ihrer Beschäftigungszeit gab es zu keinem Zeitpunkt einen Anlass dafür, interne städtische Untersuchungen gegen die Erzieherin einzuleiten.“ Sämtliche Verletzungen von Kindern seien wie in allen anderen Kindertagesstätten auch den Vorschriften nach behandelt und gemeldet worden.
Zum Beschäftigungsverhältnis teilte die Stadt mit, dass die verdächtige Frau ihr Anerkennungsjahr zur Erzieherin nicht in Kempen absolviert hat. Das hatte die WZ am Mittwoch irrtümlich berichtet. Vielmehr habe die Frau einen Zeitvertrag als Erzieherin gehabt. Dieser sei nicht über Juli 2019 hinaus verlängert worden. Nach Informationen der WZ war man mit der Arbeit der Angestellten nicht zufrieden. Nach der Kempener Zeit wechselte die Frau kurz in eine andere Kommune, um dann im Dezember 2019 in Viersen anzufangen. Auch dort war zum Zeitpunkt des grausamen Vorfalls schon klar, dass sie nicht über die Probezeit hinaus beschäftigt wird.
Anerkennungsjahr nicht in Kempen, sondern in Krefeld
Das Anerkennungsjahr hat die Verdächtige nach Informationen unserer Redaktion in einer Einrichtung in Krefeld absolviert. Wo das war, ist unklar. Auf Anfrage der WZ machte die Stadt Krefeld keine Angaben und verwies auf die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach.
Was auch immer in der Kempener Kita passiert ist, die Verunsicherung unter den Eltern ist jedenfalls sehr groß. Im Gespräch mit der WZ teilten Bürgermeister Volker Rübo und Beigeordneter Bennet Gielen mit, dass sich einige Eltern sorgenvoll an die Stadt gewendet haben. „Das ist auch richtig so. Bei Fragen stehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jugendamtes zur Verfügung“, so Gielen. Ferner werde ein Brief an die Eltern der Kita verschickt. Auch beim Personal des Kempener Kindergartens sei die Verunsicherung groß. „Das ist für alle Beteiligten eine schwierige Situation. Ich kann versichern, dass wir uns um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern“, sagte der Dezernent. Bürgermeister Rübo ergänzte, dass die Stadt Kempen an einer größtmöglichen Transparenz gelegen ist. „In dem Zusammenhang hoffe ich, dass die Ermittler bald zu einer Aufklärung kommen“, so Rübo.